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Dogma

Dogma

Titel: Dogma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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Zahed richtete die Waffe auf ihn, und ehe der Mann wusste, wie ihm geschah, riss ihm die Patrone Kaliber .380 die Brust auf, und die Wucht des Einschlags schleuderte ihn rückwärts. Zahed rannte weiter, an der offenen Wagentür vorbei, ohne das Chaos und die Panik um sich herum zu beachten, und hob wieder die Waffe, diesmal auf das Taxi hinter dem Lieferwagen gerichtet. Der Taxifahrer, der neben seinem Fahrzeug stand, starrte dem bewaffneten Priester entgeistert entgegen und hob die Arme, unfähig, sich von der Stelle zu rühren. Im Schritt seiner Hose breitete sich ein dunkler Fleck aus. Zahed begegnete einen Moment lang dem Blick des Mannes, dann richtete er seine gefühllosen Augen und die Waffe auf das linke Vorderrad des Wagens. Wieder drückte Zahed ab, dann noch einmal und noch einmal, sodass der Reifen in Fetzen ging und der Wagen mit einem Ruck auf die Felge sackte.
    Zahed blickte über das Dach des schrägstehenden Taxis hinweg und sah Reilly gegen den Strom der Flüchtenden ankämpfen. Der Agent war jetzt nur noch knapp dreißig Meter entfernt. Zahed hob die Waffe und versuchte, Reilly in die Schusslinie zu bekommen, aber in dem Getümmel konnte er ihn nicht richtig anvisieren.
    Zeit zu verschwinden.
    Die Waffe in der Hand, warf er sich auf den Fahrersitz des Lieferwagens, ließ den Motor an und trat das Gaspedal durch.
     
    Reilly hatte seine Zielperson gerade aus den Augen verloren, als die ersten Schüsse ertönten und die Menschenmenge in Panik geriet.
    Sie stürmten geradewegs auf ihn zu, Männer und Frauen jeden Alters, die kreischend und schreiend um ihr Leben rannten. Er versuchte sich einen Weg zu bahnen, aber er musste schon kämpfen, um nicht von der Menge niedergetrampelt oder mitgerissen zu werden. Kostbare Sekunden verstrichen, in denen er in dem Menschenstrom gefangen war – Sekunden, in denen er weitere Schüsse hörte, von denen jeder seine Neuronen befeuerte und ihn vorwärtstrieb.
    Die Waffe dicht vor dem Gesicht, drängte er mit dem freien Arm Menschen beiseite, schrie und gestikulierte «Runter auf den Boden», während er sich vorwärtskämpfte – und dann hörte er es. Ein Motor heulte auf, Reifen quietschten, und als er sich endlich aus der Menge befreit hatte, sah er den Lieferwagen davonrasen.
    Reilly rannte noch ein Stück weiter, dann kam er schlitternd zum Stehen, zielte und drückte den Abzug einmal, zweimal, ein drittes Mal – doch auf diese Entfernung war es aussichtslos. Der Lieferwagen war bereits fast außer Sicht. Reilly fuhr herum, instinktiv wertete er blitzschnell die Situation aus. Er sah den schwarzen Rauch, der nun aus einem Fenster in einem Obergeschoss drang, die Priester, die in Panik aus dem Gebäude strömten, Ertugrul und die türkischen Polizisten, die auf ihn zurannten, den erschossenen Mann, der ausgestreckt am Boden lag, einen weiteren Mann, der wie versteinert neben einem Taxi stand, das schräg zur Fahrerseite geneigt war, und erkannte, dass der Wagen allen Fahrzeugen dahinter den Weg blockierte. Hier würde sich nichts tun.
    Damit blieb Reilly nur noch eine Option.
    Zu rennen, so schnell er konnte, und auf ein Wunder zu hoffen.
    Er stürmte los, dem Lieferwagen hinterher, der gerade um eine Kurve verschwand. Keuchend, mit den Armen rudernd, das Stakkato seiner Schuhe auf dem Asphalt in den Ohren, hatte er etwa zwanzig Wagenlängen zurückgelegt, als er ein Geschenk des Himmels erblickte: Eine Frau mittleren Alters stieg gerade in ihr Auto, einen kleinen burgunderroten VW Polo.
    Es war keine Zeit für lange Erklärungen.
    Reilly stieß hastig ein paar entschuldigende Worte hervor, riss ihr die Schlüssel aus der Hand, warf sich auf den Fahrersitz und setzte mit quietschenden Reifen aus der Parklücke. Gefolgt von den erbosten Schreien der Frau, nahm er die Verfolgung auf.

[zur Inhaltsübersicht]
Kapitel Zwanzig
    Mansoor Zahed blickte konzentriert durch die Windschutzscheibe des Lieferwagens nach vorn.
    Er kannte sich in Istanbul ein wenig aus, denn er war bereits früher in verschiedenen Angelegenheiten und mit verschiedenen Aufträgen hier gewesen. Dennoch hatte er den Stadtplan nicht im Kopf, und vor allem kannte er die engen Straßen von Phanar nicht gut genug, um zu wissen, wohin er fuhr. Letztendlich war es ihm auch egal, wo er landete. Er hatte das, was er wollte. In der Bibliothek des Patriarchen hatte er es bekommen. Jetzt musste er nur noch einen ausreichend großen Abstand von dort gewinnen, sichergehen, dass ihm niemand gefolgt war,

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