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Dogma

Dogma

Titel: Dogma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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da sie von Nordwesten kamen, sind sie sicher westlich an der Stadt vorbeigezogen, vielleicht durch die Täler von Kappadokien, wo sie Unterschlupf bei den christlichen Gemeinden finden konnten, die seit der Anfangszeit der Religion in den Höhlen und unterirdischen Städten der Region Schutz gesucht haben. Und ich habe noch ein wenig gegraben, sozusagen. Diese Gegend hier» – sie zeigte auf die nordwestliche Seite des Berges – «ist bei Bergsteigern sehr beliebt, da herrscht ganzjährig Betrieb. Wenn sich die Klosterruine dort befände, hätte ich sie bestimmt auf irgendeiner Website erwähnt gefunden. Und für diese Seite, die Nordwand, gilt das Gleiche; das ist ein Skigebiet. Da ist mit Sicherheit kein Quadratzentimeter unerforscht geblieben.» Sie sah Reilly aufgeregt und selbstsicher an. «Du willst das Suchgebiet enger eingrenzen? Dann vergiss die rechte Seite des Berges, Sean. Konzentrier dich auf die westliche Hälfte.»
    Reilly studierte noch einen Moment lang die Karte, dann sah er zu Tess auf. «Wenn du dich irrst, wird er uns durch die Lappen gehen.»
    Tess dachte kurz nach, dann nickte sie. «Aber das kann uns so oder so passieren, wenn wir den ganzen Berg überwachen müssen. Ich denke wirklich, wir sollten auf diese Karte setzen.»
    Reilly sah ihr in die Augen. Er genoss ihren strahlenden Blick und fühlte sich von ihrer Begeisterung und Zuversicht angesteckt. «Okay», sagte er. «Dann gebe ich das so weiter.»
    Tess lächelte zufrieden. Als Reilly aufstand, fügte sie noch hinzu: «Weißt du, wir sollten hinfahren. Und ihn abfangen.»
    Reilly wandte sich um und wollte etwas erwidern, aber Tess ließ ihn nicht zu Wort kommen. «Jetzt fang nicht wieder das Spiel an.»
    Er sah sie verständnislos an. «Welches Spiel?»
    «Ach, du weißt schon – du sagst,
du
wirst hinfahren, aber ich soll hierbleiben, weil es viel zu gefährlich ist; dann sage ich, nein, du brauchst mich, weil ich mich mit diesem ganzen Templer-Kram auskenne; du beharrst darauf, das komme nicht in Frage; ich wiederum beharre darauf, dass dir sonst womöglich der entscheidende Hinweis entgeht, der dich zu ihm führen würde. Dann greifst du zu unfairen Mitteln und hältst mir vor, ich solle an Kim denken und eine gute Mutter sein, daraufhin gehe ich auf die Palme, weil du mir das unter die Nase reibst und mich als schlechte Mutter hinstellst …» Ihr Gesicht nahm einen halb neckischen, halb fragenden Ausdruck an. «Müssen wir das wirklich alles durchspielen? Am Ende komme ich sowieso mit, das weißt du selbst, stimmt’s? Das muss dir doch klar sein.»
    Reilly starrte sie nur sprachlos an; ihm schwirrte der Kopf von ihrem Wortschwall. Schließlich hob er in stummer Ergebenheit die Hände, drehte sich um und ging hinaus.
    Tess sah ihm grinsend nach.

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Kapitel Sechsundzwanzig
    Jed Simmons kam allmählich wieder zu Bewusstsein. Sein Mund war trocken, und er fühlte sich so erschlagen wie nach einer durchzechten Nacht. Doch was er sah, als sein Blick allmählich klarer wurde, machte jeden Gedanken an Vergnügungen gründlich zunichte. Er saß auf dem Beifahrersitz eines Geländewagens, der durch eine Landschaft fuhr, die ihm nicht vertraut war – riesig weite Ebenen unter sengender Sonne, so weit das Auge reichte. Das Gefühl an seinem rechten Handgelenk bestätigte sein Unbehagen: Er war mit Plastikhandschellen an die Armstütze an der Wagentür gefesselt.
    Die Stimme des Mannes am Steuer riss ihn vollends in die albtraumhafte Gegenwart zurück.
    «Na, ausgeschlafen?», sagte sein Entführer. «In der Tasche in Ihrem Fußraum sind Schokoriegel und eine Flasche Wasser. Bedienen Sie sich. Sie müssen einen Heidendurst haben.»
    Simmons war zu müde – und zu wütend –, um zu widerstehen. Aus der Zeit in der jordanischen Wüste wusste er, wie wichtig es war, nicht zu dehydrieren – für den Körper ebenso wie für den Verstand, und im Augenblick waren beide in lausiger Verfassung.
    Er griff mit der freien Hand nach der Tasche. Als er sich vorbeugte, fühlte er etwas Beengendes an seiner Taille, etwas, das vorher nicht da gewesen war. Er schaute an sich hinunter, tastete danach und versuchte herauszufinden, woher das Gefühl kam. Da war etwas unter seinem Hemd.
    Er wollte gerade das Hemd hochziehen, als der Mann neben ihm sagte: «Je weniger Sie daran rühren, umso besser.»
    Simmons erstarrte mitten in der Bewegung und hob den Blick zu seinem Entführer.
    Der Mann sah geradeaus auf die Straße, ganz

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