Dogma
sind jetzt hier, und dieser Bereich ist der Berg», erklärte er und zeigte seinen neuen Auftraggebern die Lage auf der Karte.
«Sehr gut. Also … wir wissen Folgendes: Der Bischof beschreibt, wie er von Sis – das war die Hauptstadt des damaligen Königreichs Kilikien – in Richtung Norden aufgebrochen ist.» Zahed sprach mit einer Selbstverständlichkeit, als sei er mit der Region und ihrer Geschichte bestens vertraut. «Und Sis ist, wie Sie sicher wissen, der alte Name der Stadt Kozan.»
Damit schien der Führer etwas anfangen zu können. «Kozan. Das ist hier», sagte er und deutete auf die Stadt. «Rund hundert Kilometer südlich von hier.»
«Genau», fuhr Zahed fort. «Dann hat der Bischof die Festung von Baberon besucht, ehe er durch die Kilikische Pforte weiter ins Seldschukenland gezogen ist.»
«Das ist der Gülek-Pass, dort.» Sully zeigte wiederum auf die Karte. «Der einzige wegsame Pass über das Taurusgebirge.»
«Dann, schreibt er weiter, hat er sich nach Nordosten gewandt, auf den Mons Argaeus zu, und ist – ich zitiere – ‹auf den Berg vorgedrungen, vorbei an Obstgärten voller Äpfel, Quitten und Walnüsse, über üppige Wiesen, auf denen Schafe und Ziegen weideten, dann über einen steilen Hang und durch ein kleines Pappelwäldchen. Anschließend sind wir an einem beeindruckenden Wasserfall vorbeigekommen, ehe wir das frommste aller Klöster erreichten, das dem heiligen Basilius geweiht ist.›»
Der Bergführer studierte stirnrunzelnd die Karte und versuchte offenbar, sich all die Routen ins Gedächtnis zu rufen, die er dort über die Jahre gesehen hatte. Nach kurzem Zögern sagte er: «Also, wenn er aus Baberon kam, hat er wahrscheinlich diesen Weg genommen, das ist eine jahrhundertealte Handelsstraße.» Er zeichnete den Weg mit dem Finger auf der Karte nach. «Und auf dieser Seite des Berges kenne ich drei oder vier spektakuläre Wasserfälle, auf die er sich bezogen haben kann. Außerdem gibt es in der Gegend auch mehrere Wäldchen.» Sully klang dennoch entmutigt. «Näheres wissen Sie nicht?»
«Nun, er hat den Sonnenuntergang über dem fernen Horizont beschrieben, daraus ist zu schließen, dass er irgendwo hier gewesen sein muss, an der Westwand eines Bergkammes. Aber da ist noch etwas Bemerkenswertes», fuhr Zahed fort. «Etwas, das er mit größter Ehrfurcht als einen ‹Stein aus dem Gefäß des Herrn› beschreibt, auf dem Kreuze und das Symbol des Nimrod eingraviert waren.»
«Das Symbol des Nimrod?»
«Ein Diamant», erklärte Zahed. «Nimrod. Aus der hebräischen Bibel. Noahs Urenkel, der erste König nach der Sintflut.»
Die Miene des Bergführers erhellte sich. «Ein großer Stein mit eingravierten Kreuzen. Aus der Arche.»
«Sie kennen ihn?», fragte Zahed.
Sully war anzusehen, wie sein Verstand arbeitete. Schließlich grinste er selbstzufrieden. «Also dann, brechen wir auf und finden Ihr Kloster.»
Er faltete die Karte wieder zusammen und ging zu seinem Wagen. «Folgen Sie mir einfach», rief er Zahed über die Schulter zu. «Die erste Teilstrecke können wir fahren.»
«Ja, fahren Sie nur voran», erwiderte Zahed. Er beobachtete, wie der Bergführer in seinen Toyota stieg und den Motor anließ, dann warf er Simmons einen Blick zu, zufrieden. «Jetzt finden wir Ihr Kloster, ‹Ted›.»
Binnen Minuten rollten die beiden Geländewagen den Berghang hinauf.
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Kapitel Siebenundzwanzig
Die Wellen des Bosporus schimmerten phantastisch golden in der Morgensonne, als der kleine Jet über Istanbul einen Bogen flog und Reilly, Tess und Ertugrul von Europa nach Asien brachte. Das Flugzeug, eine elegante weiße Cessna Citation VII vom türkischen Militär, brachte sie nach Kayseri in der Landesmitte, wo eine militärische Spezialeinheit sie in Empfang nehmen und auf den Berg begleiten würde.
Während die Maschine auf Reiseflughöhe aufstieg, betrachtete Reilly das kleiner werdende Panorama aus Kuppeln und Minaretten mit Augen, die so müde waren, dass er sie kaum offen halten konnte. Er konnte nicht mehr zählen, wie viele Tassen Kaffee er in den letzten rund vierundzwanzig Stunden getrunken hatte, und der türkische Kaffee war stark, jede Tasse zählte doppelt bis dreifach. Dennoch, wenn er bei der bevorstehenden Operation nicht versagen wollte, musste er vorher ein wenig schlafen.
Alle drei hatten bis spät in die Nacht im Konsulat gearbeitet, und am Ende waren sie so erschöpft gewesen, dass sie sich nicht mehr die Mühe gemacht
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