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Dogma

Dogma

Titel: Dogma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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Reilly von Müdigkeit überwältigt. Seine Augenlider waren schwer wie Blei. Mit einem matten Lächeln sagte er leise: «Abgemacht.»
    Trotz ihrer Worte und trotz seiner Erschöpfung stiegen immer wieder Bilder von dem Gemetzel im Vatikan aus seiner Erinnerung auf. Er schloss die Augen und lehnte sich gegen die Kopfstütze zurück. Ein Nickerchen wäre jetzt wohl genau das Richtige. Aber so dringend er den Schlaf brauchte, er kam einfach nicht zur Ruhe, und ihm war klar, dass ihm das noch eine Weile lang nicht gelingen würde.
    Nicht, ehe die Jagd vorüber war.

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Kapitel Achtundzwanzig
    Almwiesen und riesige Gärten mit Weinreben und Obstbäumen wichen mehr und mehr einer schrofferen, felsigen Landschaft, je weiter Zahed und Simmons dem ramponierten Geländewagen ihres Führers den Berg hinauf folgten.
    Die asphaltierte Straße, aufgrund der starken Temperaturschwankungen rissig und geflickt, war kaum breiter als ihre Fahrzeuge. Nach einigen Kilometern ging sie in einen noch schmaleren Pfad über, den zu erklimmen selbst Maultiere Mühe gehabt hätten, aber nicht einmal das schien den Bergführer zu beeindrucken. Er fuhr unbeirrt weiter, wobei der müde Dieselmotor des Toyota mit der holperigen Steigung kämpfte und die Federn der Stoßdämpfer sich wie vier überdimensionale Slinkys ausdehnten und zusammenzogen. So setzten sie ihre Fahrt in der einsamen Berglandschaft fort, bis der Pfad schließlich an einer kleinen Lichtung am Fuß eines großen Felshangs endete.
    Sully warf einen Blick zur Mittagssonne hinauf, dann sah er auf die Uhr.
    «Wir lassen die Zelte und das übrige Gepäck vorerst hier, um uns nicht unnötig zu belasten», entschied er. «Auf diese Art kommen wir schneller voran. Aber bei Sonnenuntergang müssen wir wieder hier sein, also in etwa acht Stunden.»
    «Ich hoffe, Sie konnten etwas Bergsteigerausrüstung für uns auftreiben?», fragte Zahed.
    «Ich denke, ich habe alles, was Sie brauchen.» Er hob einen großen Seesack hinten aus dem Wagen und reichte ihn Zahed. «T-Shirts, Shorts, Fleecejacken, Socken und Schuhe. Dann mal los, meine Herren», fügte er fröhlich hinzu. «Der Berg ruft.»
     
    Nachdem sie den schmalen Pfad erklommen hatten, der sich an der steilen Felswand am Rand der Lichtung entlangwand, kamen sie etwa eine Stunde lang recht leicht voran. Sie überquerten mehrere
Yaylas,
hochgelegene Bergwiesen, die den Vulkan in einer Kette sanfter Hügel umgaben. Trotz der Augustsonne war die Luft hier mit jedem weiteren Höhenmeter frischer und trockener – ein starker Gegensatz zu der Bruthitze und der Feuchtigkeit am Fuß des Berges. Vereinzelte Herden, Schafe, Rinder und die Angoraziegen, für die die Region berühmt war, weideten friedlich auf dem trockenen Grasland, während hoch über ihnen Schwärme rosiger Karmingimpel ihre Bahnen zogen, kurz neugierig näher kamen und dann ihr Luftballett wiederaufnahmen.
    Trotz der idyllischen, friedvollen Landschaft fühlte Zahed sich nicht wohl. Die Zeit lief ihm davon. Zeit, in der Reilly und die übrigen Feinde seine Spur aufnehmen und ihm nachkommen konnten, und er unternahm hier eine gemächliche Bergwanderung, verfügte nur über spärliche Informationen und konnte bloß hoffen, dass der Fremde, den er in aller Eile angeheuert hatte, wusste, was er tat.
    Simmons hatte auf dem bisherigen Weg wenig gesagt, wie Zahed es ihm befohlen hatte. Sully hingegen redete zu Zaheds großem Unmut für zwei – er plapperte nahezu pausenlos.
    Bald wurde das Gelände schwieriger, der Pfad steiler, und statt der Weiden bestimmten jetzt loses Geröll und raues Vulkangestein die Landschaft. Hoch über ihnen markierte eine Gruppe spitzer, zerklüfteter Felsen das Ende des Tals. Nachdem sie zwei Stunden zu Fuß unterwegs waren, schlug der Bergführer vor, im Schutz einer kleinen Baumgruppe eine Rast zu machen. Er reichte ihnen Wasserflaschen und herzhafte
Sujuk-
Brote, dazu ein paar Energieriegel. Sie verschlangen alles mit großem Appetit und genossen dabei die atemberaubende Aussicht.
    Die anatolische Ebene breitete sich weit unter ihnen aus, ein endloses, auffallend golden-beigefarbenes Plateau, überzogen von seltsamen Schatten, die die Spätnachmittagssonne warf. Heißluftballons schwebten langsam vorbei, bonbonbunte Flecken über dem fernen Tal und den verborgenen Schluchten. Selbst auf diese Entfernung konnte man die einzigartigen Merkmale erkennen, die die Region zu einer der bemerkenswertesten und spektakulärsten

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