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Dogma

Dogma

Titel: Dogma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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Landschaften der Erde machten.
    Vor mehr als dreißig Millionen Jahren, im Känozoikum, war die gesamte Region unter der Lava und Asche des Mons Argaeus und ein paar anderer Vulkane begraben worden, die in einem Zeitraum von mehreren Jahrzehnten immer wieder ausbrachen. Später, als die Ausbrüche nachließen, hatten stürmisches Wetter, Flüsse und Erdbeben die Lavamassen aufgewühlt und in Tuff verwandelt, ein weiches, leicht zu verarbeitendes Gestein, das aus einer Mischung aus Lava, Schlamm und Asche bestand. Jahrhundertelange Erosion hatte dann Täler und Schluchten in die Ebene gegraben, durchsetzt von beeindruckenden Felsformationen, die harmlos wirkten wie riesige Sahnehauben. So entstanden endlose Felder mit massiven Felskegeln, dazwischen «Feenkamine», merkwürdig schmale, knochenweiße Felsnadeln wie riesige Spargelstangen aus Tuff, der Schwerkraft zum Trotz von Kappen aus rötlich braunem Basalt gekrönt. Und als wäre dieses Werk der Natur noch nicht phantastisch genug, hatte der Mensch das Seine dazu getan, indem er in den Tuff grub, wo immer es möglich war. Überall an den Felswänden sah man kleine Höhlen jeder Form und Größe, Fenster zu den unwahrscheinlichsten menschlichen Behausungen, die man sich vorstellen konnte. Ganze Täler waren in Kaninchenbaue unterirdischer Städte verwandelt, mit Eremitenzellen, Felsenkirchen und Klöstern.
    «Wunderschön, nicht wahr?», bemerkte Sully.
    «Ja, wirklich», bestätigte Zahed.
    Der Bergführer trank einen Schluck aus seiner Feldflasche. «Sie sind aus dem Iran, nicht wahr?»
    «Ursprünglich, ja. Aber meine Familie hat das Land verlassen, als ich sieben war.» Die Lüge kam ihm leicht über die Lippen; sie war Teil einer Geschichte, deren er sich schon früher bedient hatte.
    «Der Name dieser ganzen Region, Kappadokien», sagte Sully, «stammt aus dem Persischen, wissen Sie, ‹Katpatuka›.»
    «Das Land der schönen Pferde», übersetzte Zahed.
    Sully nickte. «Vor langer Zeit lebten sie hier überall, ganze Herden. Aber damit ist es vorbei. Das muss ein Erlebnis gewesen sein, in einer Kulisse wie dieser auf freilebende Pferde zu stoßen.» Er ließ den Blick über die unwirkliche Landschaft unter ihnen schweifen, atmete ein paarmal tief durch und erkundigte sich dann: «Hatten Sie schon Gelegenheit, die Täler zu erkunden?»
    «Diese Reise war nicht im Voraus geplant, und wir müssen schon sehr bald zurück an die Universität.»
    «Oh, aber dafür werden Sie schon noch Zeit finden», redete Sully ihm begeistert zu. «So etwas haben Sie noch nie gesehen. Das da unten ist quasi ein anderer Planet. Und alles wegen dieses Monstrums hier», fügte er hinzu und zeigte zur mächtigen Spitze des erloschenen Vulkans hinauf.
    Zahed zuckte mit gespieltem Bedauern die Schultern. «Wir werden es versuchen.»
    Sully nickte, dann zog ein durchtriebenes Grinsen über sein Gesicht. «Sie haben noch gar nicht bemerkt, wo wir hier stehen, stimmt’s?»
    Zahed sah sich um. Ihm war nicht klar, was Sully meinte. Er fing Simmons’ Blick auf, der Archäologe schaute zu den Bäumen hoch.
    «Pappeln», stellte Simmons fest. «Das sind Pappeln.»
    «Genau.» Sully genoss seine Rolle sichtlich. «Und wenn Sie mir folgen wollen – es gibt da einen Felsen, den ich Ihnen gern zeigen würde.»
     
    Eine halbe Stunde später erreichten sie ihn.
    Es war ein großer, aufrecht stehender Felsquader, grob zur Form eines überdimensionalen Grabsteins behauen, etwa zweieinhalb Meter hoch. Der Felsen stand geschützt in einem Tal zwischen zwei Bergkämmen. Auf der Vorderseite waren mehrere Kreuze eingraviert und in der unteren rechten Ecke eine Raute. Nahe der Oberkante war ein Loch von knapp achtzehn Zentimetern Durchmesser hindurchgebohrt.
    Zahed betrachtete den Stein neugierig. «Was ist das?»
    Simmons nahm ihn ebenfalls genau in Augenschein. Der Anblick hatte ein wenig Leben in ihn gebracht. «Weiter östlich, nahe der Grenze zu Armenien, gibt es noch eine ganze Reihe solcher Steine. Manche gehen davon aus, dass es sich um sogenannte Ankersteine handelt – Steine, die Seefahrer früherer Zeiten am Heck ihrer Schiffe befestigt haben, um die Schiffe zu bremsen und bei stürmischer See zu stabilisieren. Aber da wir hier weit im Inland sind, glauben diese Leute … die Steine stammten aus der Arche Noah. Die Theorie wurde jedoch wieder fallengelassen, noch ehe man sich auf den Berg Ararat einigte.» Aus dem Tonfall des Professors klangen Spott und mitleidige Herablassung.
    «Sie

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