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Dohlenflug

Dohlenflug

Titel: Dohlenflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Gracher
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entscheidend. »Tina,
     glauben Sie mir: Ihr aktueller Liebhaber ist ein psychopathischer Spieler,
     der vor nichts zurückschreckt. Ihn interessiert nur das Spiel, und
     deshalb liebt er auch nicht Sie, sondern bestenfalls Ihre Funktion in
     seinem Spiel. Nur wegen dieses Coups hat er sich an Sie herangemacht und
     wird, wenn er Häuslschmieds Gold erst einmal hat, Sie ebenso kalt lächelnd
     entsorgen wie Amanda und mich oder wie jene drei, die er bereits entsorgt
     hat, nämlich Schleißheimer, Lotte Heinrich und wahrscheinlich
     auch Regenmandl. Jeder Zeuge stellt für ihn bis an sein Lebensende
     eine ständige Gefahr dar und kann für ihn Gefängnis oder
     die Einweisung in eine geschlossene Anstalt bedeuten. Ich weiß, das
     ist starker Stoff«, fuhr sie hastig fort, als sie spürte, wie
     sich der Rücken der Jüngeren versteifte, »aber vielleicht
     denken Sie einen Moment lang über meine Worte nach. In der
     Zwischenzeit werde ich ein paar Takte mit Ihrer Großtante reden.«
    Hohenauer erwiderte nichts,
     und die Blicke Koteks und Häuslschmieds trafen sich. Kotek sah
     unendliche Traurigkeit und Resignation in den Augen der älteren Frau.
    »Bezirksinspektor
     Haberstroh und ich, Frau Häuslschmied, waren heute Morgen am Posten
     Hofgastein«, begann sie, »um die weitere Suche nach Marageter
     mit den hiesigen Kollegen zu koordinieren. Höllteufel erwähnte
     dabei, dass Ihre Großnichte sich bereits unmittelbar nach dem
     Einbruch in Ihre Villa für ein Zeugenschutzprogramm stark gemacht hätte.
     Natürlich wurde angenommen, dass Tina das aus Sorge um Sie tat, und
     deshalb schenkten Haberstroh und ich der Äußerung Höllteufels
     zunächst auch nicht jene Beachtung, die sie verdient gehabt hätte.«
    Häuslschmied schaute zu
     ihrer Großnichte hinüber, die starr geradeaus blickte. »Wenn
     das stimmt, erlebe ich eben die zweite große Enttäuschung
     meines Lebens«, sagte die alte Frau. »Es ist wirklich schwer
     zu glauben. Aber würde Tini dann auch hier gefesselt am Boden sitzen?«
     Sie wurde unwillkürlich lauter. »Das ist doch unlogisch!«
    Kotek wiegte den Kopf
     vorsichtig hin und her. »Nein, ist es leider nicht. Das ganze
     Theater hier gilt Ihnen, Frau Häuslschmied. Wegener setzt den Hebel
     bei Ihrer Zuneigung zu Tina an. Indem er Ihnen droht, Ihre Großnichte
     zu foltern, sollen Sie dazu bewegt werden, das Goldversteck preiszugeben.
     Darüber hinaus bietet ein trojanisches Pferd dem, der sich seiner
     bedient, immer nennenswerte Vorteile.«
    Wieder hielt sie inne, um dem
     Schnarchen im Nebenraum zu lauschen. Wegener schlief tief und fest.
     »Selbst wenn er Tinas Rolle enttarnt sieht«, flüsterte
     sie, mit dem Kinn auf die Schlafzimmertür deutend, »wird er
     seine Strategie nicht ändern, geschweige denn Rücksicht auf
     irgendjemanden nehmen. Er wird erst Tina foltern, dann mich und dann Sie,
     Frau Häuslschmied, wenn Sie ihm nicht vorher sagen, was er wissen
     will.«
    Wieder suchte die Greisin den
     Blickkontakt zu ihrer Großnichte. »Tini, sag doch auch einmal
     was dazu. Das sind schwere Anschuldigungen. Ist da was dran?«
    Die Angesprochene zuckte nur
     mit den Achseln.
    »Sag, liebst du diesen
     Mann?«, bohrte Häuslschmied weiter. »Anders kann ich mir
     dein Verhalten nämlich nicht erklären. Vor wenigen Monaten war
     noch dieser verheiratete Hallodri, der Blaulicht-Pauli, die Nummer eins
     bei dir, wie du ja selbst zugegeben hast und was ohnehin halb Hofgastein
     weiß. Es können nur die Hormone sein, die eine Frau so verblöden
     lassen, und ich spreche leider aus Erfahrung.«
    »Ja, ich liebe Werner«,
     bestätigte Hohenauer trotzig, um dann nach einer langen Pause
     seufzend hinzuzufügen, »aber ich bin auch nicht lebensmüde.«
    Sie richtete ihren
     zusammengesunkenen Oberkörper auf und rückte dichter an die
     Beamtin heran. »Frau Kotek, greifen Sie an meiner rechten Hüfte
     unter den Hosenbund der Jeans. Etwa auf Höhe der rechten Gürtelschlaufe
     befindet sich innenseitig ein Täschchen. Darin habe ich einen
     Handschellenschlüssel versteckt – für alle Fälle. Zum
     Glück passt der für die ganze Serie.«
    Genau darauf hatte Kotek
     gehofft. »Ich nehme nicht an, dass Wegener davon weiß?«,
     fragte sie, während ihre Hand unter Hohenauers Hosenbund glitt und
     nach dem kleinen Gegenstand tastete.
    »Nein«,
     versicherte Hohenauer. »Ich trage ihn schon bei mir, seit Werner
     gestern diese Scharade vorgeschlagen hat. Ohne diese

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