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Dohlenflug

Dohlenflug

Titel: Dohlenflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Gracher
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vor.
     »Wenn wir erst drinnen sind und die Kreuzungen der Siglitz-Stollen
     mit ihren unzähligen Fahrten und Schächten erreicht haben, möchte
     ich denjenigen sehen, der uns durch dieses Gewirr von Gängen folgen
     kann. Die Nachschlüssel für beide Tore befinden sich an meinem
     Schlüsselring, und der ist dort in meiner Handtasche.«
    »Für beide Tore?«,
     entfuhr es Kotek fast zu laut. In wesentlich gedämpfterem Ton
     vergewisserte sie sich: »Also auch für das Tor im Nachbartal,
     in Kolm-Saigurn?«
    Die Greisin nickte. »Wie
     ich schon sagte: Die Schlüssel befinden sich seit dem Tod meines
     Mannes in meiner Handtasche – und wie sich nun herausstellt,
     durchaus nicht umsonst.«
    Kotek überlegte ein paar
     Sekunden, dann hatte sie einen Entschluss gefasst. »Okay, wir
     versuchen es. In der Kommode müssten zwei Taschenlampen sein, es sei
     denn, Wegener hat auch die einkassiert.«
    Diesmal konnte Hohenauer
     beruhigen: »Nein, nur die Waffen, die Handys und die Tourenski, aber
     er hat selbst eine Stablampe in seinem Rucksack, soviel ich weiß.«
    In der Kommodenschublade
     befanden sich neben den starken Stablampen auch Kugelschreiber und Papier.
    »Weil Sie den Rucksack
     erwähnen«, sagte Kotek, während sie eine kurze Notiz
     schrieb und in den Aschenschuber steckte. »Oben im Speicher ist
     einer von meinem Cousin, sogar mit Verbandszeug und Reserveunterwäsche.
     Aber jetzt machen wir uns draußen im Flur erst mal winterfest.«

 
    41
    REDLS HANDY läutete um
     zehn nach zwei. Es war Jacobi.
    »Ja, Oskar?«
    »Schnallt eure Ski an
     und dann rein mit euch ins Naßfeld«, sagte die Stimme, die
     ihnen seit Jahren so vertraut war wie kaum eine zweite. »Es geht um
     Melanies Leben und das der beiden anderen Frauen, Wegener ist unser Mann.«
    »Unser Wegener?«
    »Ganz genau. Unser
     Werner Wegener, die rechte Hand von Stubi. Den haben wir übrigens
     wiedergefunden. Aber jetzt sputet euch! Die Alpingendarmerie ist ebenfalls
     informiert. Hubschrauberflug ist leider noch immer nicht möglich,
     alles andere erfahrt ihr unterwegs.«
    Redl und Feuersang stürmten
     aus der Pension, warfen ihre Tourenausrüstung in den A4, rasten an
     dem unermüdlich fahrenden Schneepflug vorbei hinauf zum Parkplatz
     hinter der »Evianquelle« und parkten neben Koteks RS 4. Nach
     zwei Minuten waren sie marschbereit, Redl steckte den Kopfhörer an
     sein Handy, und schon trabten sie los.
    »Oskar? Wir sind jetzt
     auf dem Weg. Erzähl!«
    »Ich hatte Melli gegenüber
     auf ein Codewort bei ihren Meldungen an Hans oder mich bestanden, es war:
     Batrachomyomachia.«
    »Batra … –
     was?«
    »Das heißt
     Froschmäusekrieg, und dass das Wort ein Zungenbrecher ist, tut jetzt
     nichts zur Sache. Entscheidend ist, dass sie das Codewort immer dann sagen
     soll, wenn wirklich alles in Ordnung ist. Grad eben hat sie Hans
     angerufen, ohne es zu sagen.« Hinzuzufügen, dass sich Kotek in
     höchster Gefahr befinden musste, war überflüssig.
    »Aber wie bist du
     ausgerechnet auf Wegener gekommen?«
    »Ich hab ihn doch heute
     Morgen auf seinem Hausanschluss angerufen – wegen Stubi, ihr
     erinnert euch? Irgendwas passte mir dabei nicht, aber ich kam vorerst
     nicht drauf, mein Unterbewusstsein wollte die Info einfach nicht
     freigeben.«
    »Jetzt mach’s
     nicht so spannend, sag’s endlich.«
    »Im Hintergrund waren
     Lawinensprengungen zu hören. Und wo, bitte, finden in Salzburg-Wals
     Lawinensprengungen statt? Außerdem war mir bei dem Gespräch das
     Näseln von Werner aufgefallen. Nicht zum ersten Mal, aber bisher
     hatte ich dem noch nie besondere Beachtung geschenkt.«
    »Ehrlich gesagt ich
     auch nicht«, gestand Redl, der sonst Flöhe husten hörte.
     »Allerdings hat er oft gerötete Nasenflügel, wenn ich so
     darüber nachdenke. Komisch, bei Außenstehenden wäre mir
     das garantiert aufgefallen.«
    »Schon unmittelbar nach
     dem zweiten Mord war mir der Gedanke an einen Profi nicht mehr aus dem
     Kopf gegangen«, setzte Jacobi fort. »Warum wohl hat der Typ
     beim Einbruch in die Häuslschmied-Villa das Heulen der Alarmanlage
     ganz lässig ignoriert? Weil er wusste, wo sich die Streife gerade
     befand! Und so agierte er auch bei anderer Gelegenheit ungeniert vor
     unsrer Nase, während unseren Favoriten die Stiefel eines
     ausgebildeten Killers partout nicht passen wollten. Eventuell am ehesten
     noch Marageter, aber der sitzt nachweislich mit einem Mordskater in der
     Wolkerl-Hütte und wird dort

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