Dohlenflug
Verdacht auf Magenkolik ins Krankenhaus
Schwarzach eingeliefert worden.«
»Ach was, Magen! Das
ist sicher wieder seine Galle. Ich werd gleich mal seine Frau anrufen.«
»Nicht nötig, hat
er noch selbst gemacht. Auch die Prints hat er der Familie Neuhuber noch
abgenommen. Was ist mit dir? Schon was gefunden?«
»Und ob! Schleißheimer
war nicht nur ein pedantischer Büromensch, sondern auch leicht
paranoid. Hatte interessante Sachen in einem kleinen Wandsafe aufbewahrt.
Der Schlüssel war allerdings nicht rasend gut versteckt, er befand
sich in einem Geheimfach hinter einer verkürzten Schublade in seinem
Biedermeier-Schreibtisch.«
»Kein Nummerncode?«
»Nein. Der Safe hat
zwar ein Nummernschloss, aber das war nicht aktiviert. Es befanden sich
auch keine Wertsachen in den beiden Fächern, dafür aber das
hier.« Er hielt einen roten Schnellhefter und einen dicken gefütterten
Briefumschlag in die Höhe und kam damit die Treppe hinunter.
»Spann uns nicht auf
die Folter. Was hast du für uns?«, fragte Feuersang ungeduldig.
»Nur keine unösterreichische
Hast, Leo. Von den Dokumenten ist nur eines interessant: die Überschreibung
des Hauses auf Salma Schleißheimer. Sie ist die alleinige Besitzerin
der Liegenschaft.«
Die Blicke aller drei
Kriminalbeamten richteten sich auf die frisch gebackene Witwe.
Die zuckte die Achseln.
»Und? Ist es ein Verbrechen, ein Haus zu besitzen?«
Feuersang schürzte die
Lippen. »Frau Schleißheimer, sparen Sie sich Ihre
Schnoddrigkeit. Die Überschreibung stellt ein klares Motiv dar. Es
reicht, um Sie für vierundzwanzig Stunden festzusetzen. Und währenddessen
finden sich vielleicht noch andere Motive.«
»Machen Sie sich nicht
lächerlich. Die Überschreibung fand schon vor zehn Jahren statt.
Außerdem habe ich ein Alibi.«
»Ein von der Mutter
bestätigtes Alibi«, sagte Kotek mitleidig. »Das wird
Ihnen vor dem Untersuchungsrichter nicht viel nützen.«
Wegener entnahm dem dicken
Umschlag einen Minirekorder. »Herr Alfred Schleißheimer hat
durchaus mit der Möglichkeit seines plötzlichen Ablebens
gerechnet. Deshalb hat er vor wenigen Wochen, wenn die Datierung stimmt,
zwei Kundengespräche heimlich auf Kassette aufgezeichnet.«
»Sie kennen den Inhalt?«,
fragte Kotek die Witwe.
»Das glaube ich nicht«,
sagte Wegener, noch ehe Salma Schleißheimer sich zu einer Antwort
entschließen konnte. »Das Kuvert war immerhin zugeklebt und
versiegelt, und eine der Aufnahmen bezieht sich auf die Zeugin –
wenn auch nur mittelbar.«
»Du hast schon reingehört?«
»Ein bisschen. Eine
Kassette gibt ein Gespräch unter vier Augen wieder – mit Schleißheimers
Chef, Jean Pierre Regenmandl, todsicher ohne dessen Wissen aufgenommen.
Anscheinend hat er seinen Untergebenen gezwungen, Risikopapiere an
Stammkunden der Bank zu verhökern.«
»Gezwungen?«,
fragte Kotek verwundert.
»Ja, er hat ihn genötigt,
und zwar nachdrücklich. Schleißheimer muss auf einer Bank in
Zell am See bereits Geld veruntreut haben. An einer Stelle sagt Regenmandl
wörtlich: ›Du warst doch früher nicht so zimperlich, als
es um die Einlagen der Zeller Senioren ging.‹«
»Das ist allerdings
eindeutig.« Kotek wandte sich an die Witwe: »Frau Schleißheimer,
ich wiederhole meine Frage: Ist Ihnen der Inhalt dieser Kassetten bekannt?«
»Nein. Fredl hat nur
gesagt, dass ich den Umschlag unserm Anwalt übergeben soll, falls
…«
»Falls ihm plötzlich
etwas zustoßen sollte«, ergänzte Feuersang den nicht
beendeten Satz.
Salma Schleißheimer
nickte. »Und die Sache damals in Zell am See –« Sie
stockte.
»Was ist damit?«,
drängte Kotek.
»Sie hat unmittelbar
mit der Überschreibung des Hauses auf mich zu tun. Fredl hatte schon
vor unsrer gemeinsamen Zeit einen ziemlich aufwendigen Lebenswandel geführt.
Baby-Nutten sind kostspielig, wenn ihnen ihre Möglichkeiten erst
einmal bewusst werden. Vor circa fünfzehn Jahren fehlten in der
Zeller Filiale des Öfteren größere Beträge auf Sparbüchern
betagter Kunden. Auf solchen Sparbüchern finden erfahrungsgemäß
oft jahrelang kaum Bewegungen statt. Doch irgendwann kam man Fredl auf die
Schliche. So was fliegt immer auf. Er musste sich verpflichten, den
Schaden wiedergutzumachen, wenigstens teilweise, und wurde nach Hofgastein
versetzt.«
»Und hier haben Sie
beide dann das Haus gebaut, auf das die
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