Dohlenflug
geschädigte Bank in Zell am
See keinen Zugriff haben sollte«, kürzte Feuersang diesen Teil
der Vernehmung ab.
»So ist es«, bestätigte
Salma Schleißheimer. »Natürlich ist es längst noch
nicht abbezahlt, und ohne Fredl werde ich es wohl auch nicht mehr
schaffen. Mit Ihrer Vermutung, ich hätte meinen Mann wegen dieses
Hauses umgebracht, befinden Sie sich auf dem Holzweg.«
»Pah!« Feuersang
ließ die Luft geräuschvoll zwischen seinen wulstigen Lippen
entweichen. »Das seh ich anders. Mit Hilfe Ihres Geliebten
Regenmandl lässt sich die Finanzierung sicher deichseln – sogar
besser als zuvor.«
Der Pfeil aus dem Hinterhalt
saß. Salma Schleißheimer errötete, fasste sich aber
gleich wieder. »Sie sind gut informiert. Sollten Sie damit aber
andeuten wollen, Johnny habe etwas mit Fredls Tod zu tun, dann liegen Sie
noch weiter daneben, als wenn Sie mich verdächtigen. Johnny war es
recht so, wie wir uns eingerichtet hatten. Er war bestimmt nicht an einer
Änderung der Verhältnisse interessiert. Das gebe ich Ihnen gern
auch schriftlich.«
»Sie müssen den
Herrn Bankdirektor nicht so heftig verteidigen«, schnurrte
Feuersang. »Wer von Ihnen beiden die größeren Vorteile
aus dem Tod Ihres Gatten zieht, ist uns durchaus klar.«
»Und sollte Herr
Regenmandl am Ende dennoch als Mörder dastehen, so muss das nicht
unbedingt etwas mit Ihnen zu tun haben, Frau Schleißheimer«,
sagte Kotek. »Oder nicht nur mit Ihnen«, schränkte sie
dann ein. »Die Kassette, die der Kollege gefunden hat, scheint nicht
ohne zu sein. Wir werden die Aufnahme genau analysieren und uns morgen früh
mit Herrn Regenmandl darüber unterhalten. Wann ist er morgens in der
Bank erreichbar?«
»So ab neun, denke ich.«
»Gut. Ich nehme an, Sie
werden ihn sicher über unsern Besuch informieren. Wenn Sie das tun,
legen Sie ihm doch nahe, mit uns zusammenzuarbeiten. Alles andere würde
ihn nur noch verdächtiger machen.«
»Natürlich werde
ich mit ihm über diese Katastrophe reden«, brach es jetzt
heftig aus Salma Schleißheimer hervor. »Egal, ob Ihnen das
passt oder nicht. Ich brauche jetzt jemanden, mit dem ich reden kann. Und
zwar dringend! Außerdem wird Ihnen Johnny ohnehin zur Verfügung
stehen. Er ist nicht der Typ, der vor ein paar Kiwerern davonrennt.«
In ihren Augen standen Tränen. Die Nerven forderten schlussendlich
doch ihr Recht.
Kotek wandte sich wieder an
Wegener: »Hast du auch in die zweite Kassette reingehört?«
Er nickte. »Hab ich.
Herr Schleißheimer hat ein weiteres Vier-Augen-Gespräch mit
einem Bankkunden aufgenommen. Vermutlich in seinem eigenen Büro in
der Bank. Auch dieser Mitschnitt erfolgte ganz sicher ohne Wissen des
Kunden, eines gewissen Paul Marageters.«
Feuersang hatte Salma Schleißheimer
während des kurzen Dialogs nicht aus den Augen gelassen. Ihr kaum
sichtbares Blinzeln verriet dem Verhörspezialisten, dass sie Paul
Marageter kannte.
»Paul Marageter«,
fuhr Wegener fort, »war früher einmal Gendarm und nebenbei auch
noch der bekannteste Rettungsfahrer im Gasteiner Tal. Blaulicht-Pauli, der
Name ist noch immer jedem Gasteiner – ob Kind oder Greis – ein
Begriff. Pauli fuhr nämlich grundsätzlich mit Blaulicht, auch
wenn er nicht im Einsatz war. Oft wurde er deshalb bei den Kollegen
angezeigt, und ebenso oft wurden die Anzeigen zurückgezogen.«
»Und woher weißt
du das so genau, Werner?«
»Ich kenne Paul, wenn
auch nur flüchtig. War mit ihm auf der Gendarmerieschule in Werfen.
Nach zehn Dienstjahren hat er sich karenzieren lassen. Der Herr
Revierinspektor träumte davon, als Gasteiner Hotelier Karriere zu
machen, scheint dabei aber gerade jetzt auf die Nase zu fallen. Schon in
den ersten Sekunden der Aufnahme wird klar, dass er dringend Geld braucht.
Er steht bereits mit einem Fuß im Häfen. Aber Schleißheimer
hat sich nicht nur entschieden geweigert, ihm noch einen weiteren Kredit
zu gewähren, sondern die alten Kredite sogar fällig gestellt.
Dass er ein Band hat mitlaufen lassen, wundert mich nicht. Das Gespräch
verlief äußerst turbulent, Schleißheimer hört sich
an, als hätte er Angst vor seinem Kunden gehabt.«
»Danke, Werner. Wir
werden die Bänder heute noch auswerten, wenn es sich irgendwie machen
lässt. Wie lange wirst du hier noch brauchen? Oder sollen wir ein zusätzliches
Team anfordern?«
Wegener schüttelte den
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