Dohlenflug
wissen, wie ich
nach Hause komme.«
»Du fährst mit dem
zweiten Dienstwagen nach Salzburg. Was glaubst du, für wen ich diesen
ganzen Taxi-Zirkus überhaupt veranstalte? Doch nur für dich,
damit du zu einer christlichen Zeit daheim bist. Kann die Leiche
abtransportiert werden?«
»Ja.«
»Na, dann tschüss.«
4
DIE SCHLEISSHEIMERS bewohnten
im Marktflecken Lafén ein gediegenes Einfamilienheim.
Bezeichnenderweise setzt man bei einem Bankangestellten eine solche
Behausung voraus, dachte Feuersang.
Salma Schleißheimer war
zu Hause und nicht sonderlich überrascht, von der Kripo herausgeläutet
zu werden.
»Sie wissen, warum wir
hier sind?«, ließ Kotek gleich an der Türschwelle einen
Versuchsballon steigen.
»Haben Sie ihn
gefunden?«, antwortete Salma Schleißheimer mit einer
Gegenfrage. Resi Neuhuber hatte nicht übertrieben: Die Mittdreißigerin
war ziemlich attraktiv. Fast so attraktiv wie ich, aber nur fast, dachte
Kotek selbstbewusst. Die Frau wirkte sportlich und feminin zugleich.
Apartes, ebenmäßiges Gesicht, kastanienrotes Haar, grüne
Augen, ausreichend Holz vor der Hütte und ein Becken, das auf Männer
wie ein Schlüsselreiz wirken musste.
»Wen meinen Sie, Frau
Schleißheimer? Wen haben wir gefunden?« Auch Kotek konnte mit
Gegenfragen dienen.
»Na, meinen Mann natürlich.«
»Sie haben eine
Vermisstenanzeige aufgegeben?«, fragte Feuersang.
»Nein, bisher nicht.
Wollte ich aber noch. Hat ihm eine seiner Baby-Nutten eine Cola-Flasche
über den Schädel gezogen, statt ihm einen zu blasen?«
»Dürfen wir
reinkommen?« Kotek drückte ihr den Haussuchungsbefehl in die
Hand, wartete, bis sie begriffen hatte, und ging dann an ihr vorbei in die
Diele. Feuersang und Wegener folgten.
»Bitte, tun Sie sich
keinen Zwang an.« Salma Schleißheimer schloss die Haustür
hinter den Beamten, nicht ohne einen bösen Blick auf die Fenster
zweier Nachbarhäuser zu werfen, hinter deren Gardinen sie die
Bewegung sehr wohl bemerkt hatte. Hier auf dem Land blieb nichts vor
niemandem geheim. Morgen würde ganz Lafén wissen, dass die
Kripo bei ihr gewesen war.
»Der Kollege von der
Spurensicherung möchte sich ein wenig bei Ihnen umsehen«, erklärte
Kotek, während sie und Feuersang darauf warteten, im feudalen, aber kühl
anmutenden Wohnzimmer Platz nehmen zu dürfen. Man sah es dem Raum an,
dass er nicht allzu oft als Staffage für familiäre Idylle
diente.
»Ihr Mann hat sicher
ein Büro im Haus, Frau Schleißheimer?«, fragte Wegener.
»Wo finde ich es?«
»Die Treppe rauf, erste
Tür links«, gab die Gefragte Bescheid. An die beiden anderen
Beamten gewandt sagte sie: »Bitte, setzen Sie sich doch.« Sie
selbst nahm auf der dunkelgrünen Velourscouch Platz, Kotek und
Feuersang ließen sich in die Fauteuils fallen.
»›Eine seiner
Baby-Nutten‹, haben Sie gerade eben gesagt«, knüpfte Leo
Feuersang an ihre eingangs gemachte Bemerkung an. »Das müssen
Sie uns näher erklären.«
»Eins nach dem anderen«,
wehrte Salma Schleißheimer ab. »Erst sagen Sie mir, was mit
Fredl ist.«
»Ihr Mann ist gestern
ermordet worden, Frau Schleißheimer«, sagte Kotek ohne
Umschweife. »Mein Beileid zu dem schweren Verlust.«
Salma Schleißheimer war
vorgewarnt gewesen. Schließlich hätte sich die Salzburger Kripo
kaum wegen eines Bagatelldelikts hierher bemüht. Kerzengerade saß
sie auf der Couch und blickte starr an der Überbringerin der
Nachricht vorbei. Als sie auch nach etlichen Sekunden nicht reagierte,
fragte Kotek nach: »Sie haben verstanden, was ich gesagt habe?«
»Wo? Wo ist es
passiert?«
»In der Rettenwänd-Hütte.
Sagt Ihnen das was?«
Salma Schleißheimer
starrte auf den beigen Teppichboden. »Ich weiß, wo das ist.
Unterm Schwalbenkar, am Rand der Gadaunerer Hochalm. Aber sonst sagt es
mir nichts.«
»Ist Ihnen in der
letzten Zeit irgendetwas aufgefallen? Vielleicht hat Ihren Mann ja etwas
besonders beschäftigt?« Kotek wartete. »Jetzt reden Sie
doch endlich mit uns. Was hat es mit diesen Baby-Nutten auf sich? Müssen
wir damit rechnen, dass eine Minderjährige Amok gelaufen ist?«
Salma Schleißheimer schüttelte
den Kopf. »Was fragen Sie mich? Ich weiß nichts Konkretes, nur
das, was hin und wieder an Gerüchten bis zu mir durchgesickert ist.
Aber heute Morgen ahnte ich schon, dass etwas passiert sein musste. Es war
nicht
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