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Dohlenflug

Dohlenflug

Titel: Dohlenflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Gracher
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hierbleiben. Ich finde für sie jederzeit Ersatz.«
    »Das hast du schon oft
     gesagt und bist doch nie von ihr losgekommen.«
    Das Knarzen von Leder war zu
     hören. Vermutlich hatte sich Regenmandl in seinem Chefsessel zurückgelehnt.
    »Na ja, sie hat schon
     ihre Qualitäten. Ist nicht umsonst die beste Klarinettistin im
     heimischen Orchester. Aber lassen wir das. Sag mir lieber, warum es dir
     solche Gewissensbisse bereitet, einigen alten Geldsäcken ein paar
     Obligationen anzudrehen. Als es um die Einlagen der Zeller Senioren ging,
     warst du auch nicht so zimperlich.«
    »Muss ich dir,
     ausgerechnet dir, erzählen, dass es sich bei Wertpapierkäufern
     um eine andere Klientel handelt als irgendwelche schlichte Omas, die ihre
     Sparbücher jahrelang nicht anrühren?«
    »Was soll das heißen:
     ausgerechnet dir?«
    »Das, mein Lieber, erfährst
     du schon noch, wenn es mir notwendig erscheint.«
    Regenmandl lachte kurz und
     ärgerlich auf. »Willst du dich wichtigmachen? Du bluffst doch
     nur! Sei froh, dass du überhaupt noch hier bist. Wenn mich Salli
     nicht ständig darum –«
    »Lass Salli aus dem
     Spiel. Soll ich dir vielleicht auch noch dankbar dafür sein, dass du
     sie vögelst und deine Sadomaso-Spielchen mit ihr treibst? Ich hab
     dich schon lange durchschaut, John Silver. Du umgibst dich ausschließlich
     mit Befehlsempfängern, die entweder einfach gestrickt sind oder
     selbst Dreck am Stecken haben. Angestellte, die ernsthaft seriös sein
     könnten, lässt du von der Zentrale lieber wegrationalisieren.
     Und warum? Damit du ungestört und unbehelligt deine Coups durchziehen
     kannst.«    
    »Meine Coups? Wie
     melodramatisch! Und die wären?«
    »Soll ich dir jetzt im
     Einzelnen auflisten, wie du dein Landhaus hier, das Weingut im Südburgenland
     und deine Protz- und Prunkvilla auf Istrien erbaut beziehungsweise
     erworben hast? Wie du zum Beispiel der Sanitär- und Fliesenfirma
     Eulenspiegel und einigen anderen Betrieben erst lange Zähne gemacht,
     ihnen dann aber bei Kreditvergaben und -verlängerungen das Weiße
     aus den Augen abgepresst hast? Reicht das, oder soll ich dir –
     abgesehen von den illegalen Spekulationen und dem Insider-Trading deiner
     Geschäftsfreunde – noch andere Finanzierungsvarianten aufzählen?«   
    »Du warst also an
     meinem PC. Woher weißt du das Passwort?«
    »Mein Gott, das war
     doch keine Kunst. Wer ein derartiges Faible für Bläserkonzerte
     hat wie du, der ist leicht zu durchschauen. Außerdem hast du das
     Wort gerade vorhin selbst in den Mund genommen.«
    »Nämlich?«
    »Klarinette.«
    Schweigen.
    »Jetzt bist du schmähstad,
     was?«, sagte Schleißheimer, den Überlegenen markierend,
     aber seine Stimme zitterte vor Angst. »Übrigens hätte ich
     den Zugang zu deinem PC gar nicht gebraucht, um dich an den Eiern zu
     packen«, fuhr er fort. »Als Moosrieder – du weißt
     schon, der Ski-Fabrikant – in den Konkurs getrieben wurde, warst du
     Filialleiter unsrer Zweigstelle in Altenmarkt. Zusammen mit einigen
     anderen Wadlbeißern hast du dich damals an die BAUBANK angehängt,
     als die ganz plötzlich ihre Kredite fällig stellte. Damit habt
     ihr Moosrieder den Gnadenstoß versetzt. Eine tolle Performance, wo
     doch deine Mutter vor ihrer Heirat jahrelang in seiner Firma gearbeitet
     und dabei gutes Geld verdient hat.«
    »Woher hast du das
     alles?«
    Keine Antwort.
    »Das kannst du nicht
     hier in diesem Büro gelesen haben. Du musst in meinem Haus, an meinem
     Tresor gewesen sein. Das ist Einbruch! So viel Mut hätte ich einem
     Kinderschänder wie dir gar nicht zugetraut.«
    »Du schimpfst mich
     nicht Kinderschänder! Du nicht!«
    »Es hat wohl keinen
     Sinn, dich zu fragen, wie du das geschafft hast?«
    »Du sagst es. Das
     bleibt mein kleines Geheimnis. Wenn du mich also zu sehr triezt, kannst du
     dir Linz abschminken.«
    »Mach dich nicht lächerlich.
     Glaubst du wirklich, du könntest mit diesen Gschichterln
     irgendjemanden in der Linzer Zentrale beeindrucken? Die haben doch selbst
     genug Dreck am Stecken. Wenn du plauderst, bleib ich halt hier in der
     Provinz, aber du bist dein Haus, deine Arbeit und deine Familie los. Dafür
     werde ich sorgen, oder meinst du, ich kenne deine kleinen Geheimnisse
     nicht?«
    Einige Sekunden ohne jedes
     Geräusch tropften dahin.
    Dann Schleißheimer:
     »Es wäre abzuwarten, ob du im Fall des Falles wirklich so
     ungeschoren davonkämst. Du weißt, ich habe noch einen ganz
    

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