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Dohlenflug

Dohlenflug

Titel: Dohlenflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Gracher
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lassen.
    »Landesgendarmeriekommando
     Salzburg, Oberleutnant Melanie Kotek. Mit wem spreche ich?«
    »Regenmandl. Meine
     Haushälterin sagte mir eben –«
    »Deine ehemalige Haushälterin!«,
     rief Simcits giftig dazwischen.
    »Herr Regenmandl«,
     sagte Kotek scharf und bedeutete der aufgebrachten Frau, den Mund zu
     halten. »Sie waren heute Vormittag zum Gendarmerieposten Bad
     Hofgastein geladen, um zum Tod von Herrn Alfred Schleißheimer
     einvernommen zu werden.«
    »Ich hatte andere,
     unaufschiebbare Termine, zum Beispiel bei meinem Anwalt und beim Notar, wo
     ich im Moment noch bin.«
    »Herr Regenmandl, wenn
     der Staat Österreich Sie unter Wahrheitspflicht zu einem
     Kapitalverbrechen befragen will, haben Sie jeden anderen Termin zurückzustellen.
     Kommen Sie wenigstens jetzt hierher zurück? Wenn nicht, wird Ihr Haus
     ohne Sie auf den Kopf gestellt. Sie wissen, warum?«
    »Brechen Sie sich ja
     nichts ab. Wahrscheinlich spielen Sie auf mein Gspusi mit Salli Schleißheimer
     an. Aber mir daraus einen Strick drehen zu wollen, das ist lächerlich.
     Wir drei hatten uns glänzend arrangiert, keiner ist dem anderen ins
     Gehege gekommen. Warum also hätten wir daran etwas ändern
     sollen?«
    »Verdächtig sind
     Sie nicht in erster Linie wegen Ihres Techtelmechtels mit Frau Schleißheimer,
     sondern wegen krimineller Machenschaften, die der Ermordete Ihnen zur Last
     gelegt hat. Sie haben Ihm daraufhin unverhohlen gedroht. Zu Ihrem Pech hat
     Alfred Schleißheimer das Gespräch heimlich aufgezeichnet. Sie
     waren erpressbar, Herr Regenmandl.«
    »Warum erpressbar? Das
     waren doch nur die üblichen dubiosen Andeutungen und Bluffs von
     Fredl! Alles nur pure, aus der Luft gegriffene Phantasterei. Außerdem
     wissen Sie sehr gut, dass eine heimliche Tonaufnahme bei Gericht nicht
     verwertbar ist.«
    »Sie hat keine
     Beweiskraft«, präzisierte Kotek, »kann aber durchaus zur
     Erhellung von Vorgängen herangezogen werden, welche Gegenstand von
     Ermittlungen sind, Herr Regenmandl. Sie gehören zum engeren Kreis der
     Verdächtigen. Nicht zuletzt deshalb haben wir sofort eine
     richterliche Durchsuchungsanordnung für Ihr Haus bekommen.«
    »Und ich habe schon
     gesagt, Sie sollen sich keinen Zwang antun. Suchen Sie nach Herzenslust.
     Ich habe bereits meinen Anwalt eingeschaltet und behalte mir vor, mich bei
     der Sicherheitsdirektion Salzburg über Ihre Kommando-Methoden zu
     beschweren.«
    »Und Ihre Coolness hat
     nicht zufällig etwas damit zu tun, dass Sie gestern Abend allfälliges
     Beweismaterial aus dem Haus geschafft haben?«
    Einige Sekunden verstrichen,
     ehe Regenmandl antwortete. »Sie meinen den alten, nicht mehr
     funktionstüchtigen PC, den ich gestern auf den Bauhof gebracht hab?«
    »Genau den. Und die
     Aktentasche mit dem Laptop, den CDs und diversen Papieren, die Sie
     ebenfalls im Range Rover fortgeschafft haben.«
    Regenmandls Schnauben war
     über die Handy-Membran deutlich zu hören. »Ich bin
     wirklich froh, die falsche Schlange endlich gefeuert zu haben. Erst in der
     Not sieht man, was man unter seinem Dach tatsächlich beherbergt.«
    »Gott, wie lyrisch! Ich
     nehme an, Sie meinen mit der Schlange Frau Simcits?«    
    Regenmandl schwieg. Dafür
     flüsterte die Haushälterin Kotek etwas ins Ohr: »Er
     besitzt auch eine Jagdhütte auf der Laderdinger Alm, auch Laderdinger
     Alpl genannt. Der Forstweg dorthin beginnt nur einen Katzensprung von
     hier.«
    »Hallo, Herr Direktor,
     sind Sie noch dran?«, fragte Kotek und scheuchte dabei Simcits und
     Feuersang mit Handzeichen aus dem Wohnzimmer. Letzterer rief draußen
     sofort die Gendarmerie Hofgastein und die Spurensicherung an, die
     inzwischen mit der zweiten, umfassenden Haussuchung bei den Schleißheimers
     fertig war. Neue Erkenntnisse hatten sich dabei nicht ergeben. Der nächste
     Einsatz würde die Kriminaltechniker nun nicht wie vorgesehen in
     Regenmandls Haus, sondern auf die Laderdinger Alm führen.
    »Sicher wäre allen
     gedient, wenn Sie sich doch zum Herkommen entschließen könnten«,
     versuchte Kotek das Gespräch mit Regenmandl in Gang zu halten.   
    »Ich komme morgen
     Vormittag auf den Posten. Verlässlich«, sagte er knapp. »Wenn
     Ihnen mein Wort nicht genügt, müssen Sie mich verhaften lassen.«
     Eine Sekunde später ertönte das Besetztzeichen. Er hatte
     aufgelegt.
    Simcits und Feuersang kamen
     ins Wohnzimmer zurück.
    »Höllteufel hat in
     der Zentrale angerufen«, teilte er mit.

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