Dohlenflug
lassen.
»Landesgendarmeriekommando
Salzburg, Oberleutnant Melanie Kotek. Mit wem spreche ich?«
»Regenmandl. Meine
Haushälterin sagte mir eben –«
»Deine ehemalige Haushälterin!«,
rief Simcits giftig dazwischen.
»Herr Regenmandl«,
sagte Kotek scharf und bedeutete der aufgebrachten Frau, den Mund zu
halten. »Sie waren heute Vormittag zum Gendarmerieposten Bad
Hofgastein geladen, um zum Tod von Herrn Alfred Schleißheimer
einvernommen zu werden.«
»Ich hatte andere,
unaufschiebbare Termine, zum Beispiel bei meinem Anwalt und beim Notar, wo
ich im Moment noch bin.«
»Herr Regenmandl, wenn
der Staat Österreich Sie unter Wahrheitspflicht zu einem
Kapitalverbrechen befragen will, haben Sie jeden anderen Termin zurückzustellen.
Kommen Sie wenigstens jetzt hierher zurück? Wenn nicht, wird Ihr Haus
ohne Sie auf den Kopf gestellt. Sie wissen, warum?«
»Brechen Sie sich ja
nichts ab. Wahrscheinlich spielen Sie auf mein Gspusi mit Salli Schleißheimer
an. Aber mir daraus einen Strick drehen zu wollen, das ist lächerlich.
Wir drei hatten uns glänzend arrangiert, keiner ist dem anderen ins
Gehege gekommen. Warum also hätten wir daran etwas ändern
sollen?«
»Verdächtig sind
Sie nicht in erster Linie wegen Ihres Techtelmechtels mit Frau Schleißheimer,
sondern wegen krimineller Machenschaften, die der Ermordete Ihnen zur Last
gelegt hat. Sie haben Ihm daraufhin unverhohlen gedroht. Zu Ihrem Pech hat
Alfred Schleißheimer das Gespräch heimlich aufgezeichnet. Sie
waren erpressbar, Herr Regenmandl.«
»Warum erpressbar? Das
waren doch nur die üblichen dubiosen Andeutungen und Bluffs von
Fredl! Alles nur pure, aus der Luft gegriffene Phantasterei. Außerdem
wissen Sie sehr gut, dass eine heimliche Tonaufnahme bei Gericht nicht
verwertbar ist.«
»Sie hat keine
Beweiskraft«, präzisierte Kotek, »kann aber durchaus zur
Erhellung von Vorgängen herangezogen werden, welche Gegenstand von
Ermittlungen sind, Herr Regenmandl. Sie gehören zum engeren Kreis der
Verdächtigen. Nicht zuletzt deshalb haben wir sofort eine
richterliche Durchsuchungsanordnung für Ihr Haus bekommen.«
»Und ich habe schon
gesagt, Sie sollen sich keinen Zwang antun. Suchen Sie nach Herzenslust.
Ich habe bereits meinen Anwalt eingeschaltet und behalte mir vor, mich bei
der Sicherheitsdirektion Salzburg über Ihre Kommando-Methoden zu
beschweren.«
»Und Ihre Coolness hat
nicht zufällig etwas damit zu tun, dass Sie gestern Abend allfälliges
Beweismaterial aus dem Haus geschafft haben?«
Einige Sekunden verstrichen,
ehe Regenmandl antwortete. »Sie meinen den alten, nicht mehr
funktionstüchtigen PC, den ich gestern auf den Bauhof gebracht hab?«
»Genau den. Und die
Aktentasche mit dem Laptop, den CDs und diversen Papieren, die Sie
ebenfalls im Range Rover fortgeschafft haben.«
Regenmandls Schnauben war
über die Handy-Membran deutlich zu hören. »Ich bin
wirklich froh, die falsche Schlange endlich gefeuert zu haben. Erst in der
Not sieht man, was man unter seinem Dach tatsächlich beherbergt.«
»Gott, wie lyrisch! Ich
nehme an, Sie meinen mit der Schlange Frau Simcits?«
Regenmandl schwieg. Dafür
flüsterte die Haushälterin Kotek etwas ins Ohr: »Er
besitzt auch eine Jagdhütte auf der Laderdinger Alm, auch Laderdinger
Alpl genannt. Der Forstweg dorthin beginnt nur einen Katzensprung von
hier.«
»Hallo, Herr Direktor,
sind Sie noch dran?«, fragte Kotek und scheuchte dabei Simcits und
Feuersang mit Handzeichen aus dem Wohnzimmer. Letzterer rief draußen
sofort die Gendarmerie Hofgastein und die Spurensicherung an, die
inzwischen mit der zweiten, umfassenden Haussuchung bei den Schleißheimers
fertig war. Neue Erkenntnisse hatten sich dabei nicht ergeben. Der nächste
Einsatz würde die Kriminaltechniker nun nicht wie vorgesehen in
Regenmandls Haus, sondern auf die Laderdinger Alm führen.
»Sicher wäre allen
gedient, wenn Sie sich doch zum Herkommen entschließen könnten«,
versuchte Kotek das Gespräch mit Regenmandl in Gang zu halten.
»Ich komme morgen
Vormittag auf den Posten. Verlässlich«, sagte er knapp. »Wenn
Ihnen mein Wort nicht genügt, müssen Sie mich verhaften lassen.«
Eine Sekunde später ertönte das Besetztzeichen. Er hatte
aufgelegt.
Simcits und Feuersang kamen
ins Wohnzimmer zurück.
»Höllteufel hat in
der Zentrale angerufen«, teilte er mit.
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