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Dohlenflug

Dohlenflug

Titel: Dohlenflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Gracher
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Kotek, »warum haben Sie geweint, als ich Sie vorhin anrief?«
    »Geweint? Aber ich habe
     doch gar nicht geweint. Wie kommen Sie darauf?«
    »Doch, Sie haben
     geweint. Hat Regenmandl Sie gemaßregelt, weil Sie Fredl Schleißheimer
     an seinen Tresor gelassen haben?«
    »Fredl Schleiß…«
     Simcits verstummte, und ihre Augen begannen sofort feucht zu glänzen.
    »Ja, Fredl Schleißheimer.
     Haben Sie ihn an Regenmandls Tresor gelassen? Wer sonst hätte ihm den
     Nummerncode verraten können?«
    »Ist Fredl wirklich
     tot? Seit heute Morgen wird es immer wieder auf Salzburg-Regional
     gemeldet.«
    Ihr Versuch, der Frage
     auszuweichen, war dilettantisch. Kotek hatte fast Mitleid mit ihr.
    »Frau Simcits, Sie
     wussten schon gestern, dass Schleißheimer ermordet worden ist. Sie
     haben es von Regenmandl erfahren. Salma Schleißheimer hat ihn
     angerufen und ihm bestimmt auch von der Tonbandaufnahme erzählt.
     Damit wusste er definitiv, was er bis dato nur geahnt hatte, nämlich
     dass Sie Ihre Vertrauensstellung missbraucht haben. Dass er Sie daraufhin
     zusammengefaltet hat, ist nicht wirklich verwunderlich. Ich habe mich
     über Sie erkundigt, Sie waren jahrelang mit ihm liiert. Zunächst
     waren Sie neben seiner Frau die Zweitgespielin, dann – nach seiner
     Scheidung – noch Gelegenheitsmatratze, wenn er sich mit einem seiner
     Betthasen überworfen hatte. So was zerrt an den Nerven, immer nur als
     Lückenbüßerin herhalten zu müssen, nicht wahr? Und
     seit Salma Schleißheimer ihn sich wieder zur Brust nimmt, sind Sie
     ganz abgemeldet.«    
    Simcits öffnete schon
     den Mund zu einer Entgegnung, da pfiff Kotek sie an: »Wagen Sie
     jetzt ja nicht, mir ins Gesicht zu sagen, das stimme nicht!«
    Solchen Verhörmethoden
     war die Bosnierin nicht gewachsen. »Nein, bitte, ich geb’s ja
     zu: Es stimmt, was Sie sagen.« Ihre Tränen flossen nun noch
     reichlicher. Gepresst begann sie zu erzählen: »Fredl ging es
     ebenso miserabel wie mir. Seine Frau behandelte ihn wie Dreck und war an
     ihm nicht mehr im Mindesten interessiert.«
    Wutentbrannt sprang sie von
     der Couch hoch. »Und seit Johnny mit dieser Hexe beisammen ist, bin
     auch ich, wie Sie richtig bemerkt haben, total abgemeldet. Aber nicht nur
     das: Bei jeder noch so kleinen Unstimmigkeit droht er mir mit Entlassung
     und Fremdenpolizei, dabei hab ich doch schon seit Jahren die österreichische
     Staatsbürgerschaft. Es ist einfach nur demütigend.«   
    Sie setzte sich wieder.
     »Der Fredl, der hat hier vor ein paar Wochen in diesem Fauteuil
     gesessen und geheult wie ein Schlosshund. Johnny war an diesem Tag auf
     Dienstreise – natürlich mit Salli. Fredl jammerte, Johnny und
     Salli würden ihn fertigmachen. Er könne sich nur retten, wenn er
     an ein paar Daten auf Johnnys PC und an Unterlagen in seinem Tresor rankäme.«
    »An was für
     Unterlagen?«, fragte Kotek.
    »Unterlagen über
     ein unsauberes Geschäft, das Fredl unter Johnnys Anleitung
     abgewickelt haben soll. Mehr weiß ich nicht.«
    »Und Sie haben sich
     schließlich erweichen lassen?«, beschleunigte Feuersang das
     Frage- und Antwortspiel.
    Simcits nickte. »Ja,
     ich habe ihm ermöglicht, sowohl vom PC Kopien der Daten zu ziehen,
     als auch im Tresor nachzusehen. Aber nicht nur wegen seines jammervollen
     Auftritts. Ich geb’s zu: Ich wollte Johnny eins auswischen. Fredl
     hat sich dann hundertmal bei mir bedankt, er hätte jetzt, was er bräuchte.«
    »Ja, das hatte er tatsächlich.
     Frau Simcits, haben Sie wirklich nicht bemerkt, wie raffiniert Schleißheimer
     Ihre Gemütslage ausgenutzt hat? Dass Regenmandl ständig auf
     Ihren Gefühlen herumtrampelte, war ihm bekannt, er musste Ihnen also
     nur glaubhaft vermitteln, wie sehr auch er unter Salli zu leiden hatte.«
    »Das ist doch Quatsch!
     Sie haben Fredl Schleißheimer nicht weinen sehen. So was kann man
     nicht vortäuschen. Ich glaube eher, Sie und Ihre Kollegen haben sich
     von Salli täuschen lassen. Vermutlich hat sie Sie mit ihrer Masche
     eingewickelt, mit der sie vor Außenstehenden immer die Dame von Welt
     spielt. Natürlich hat sie ihr Leben in dieser Ehe-Farce nach ihren
     Vorstellungen gestaltet, aber für Fredl galten nicht dieselben
     Bedingungen. Von Anfang an wurde er mit seinen Schwächen erpresst und
     stand in dieser Beziehung in jeder Hinsicht immer an zweiter Stelle.«
    »Wollen Sie damit
     andeuten, er hätte sich mit seinem Tresor-Coup gegen seine Frau und
     ihren Liebhaber

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