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Dohlenflug

Dohlenflug

Titel: Dohlenflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Gracher
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den benachbarten Häusern und
     Gehöften, sondern eher durch das massive Satteldach, die exklusiven
     Materialien, die bei der Errichtung verarbeitet worden waren, und natürlich
     durch seine traumhafte Lage. Im Vergleich dazu wirkte das gediegene
     Zuhause der Schleißheimers wie ein Eisenbahnerhäuschen.
    Feuersang parkte den Audi in
     der breiten Auffahrt vor der Garage. Eines der automatischen Tore stand
     offen. Der Doppelstellplatz enthielt allerdings nur einen roten Golf 2,0
     TDI. Der zweite Platz für den Range Rover des Hausherrn war leer.
     Kotek betätigte die Klingel am Haustor, Feuersang nutzte die
     Wartezeit für einen neidvollen Blick auf das phänomenale
     Panorama.
    Abgesehen von einigen
     exponierten Bergbauernhöfen boten nicht viele Standorte im Gasteiner
     Tal diese Aussicht. Die erhöhte Position am Fuß des
     Guggensteins gestattete einen kilometerweiten Blick über den
     Schuttkegel Bad Hofgasteins hinweg nach Hundsdorf, Lafén,
     Gadaunern, Bad Bruck und schließlich bis nach Bad Gastein, dem
     Kurort von Kaisern und Königen an den Hängen des Graukogels und
     des Stubnerkogels mit der unverwechselbaren Skyline aus der Belle Époque.
    Die Gstopftn haben sich schon
     immer die besten Plätze ausgesucht, schoss es Feuersang durch den
     Kopf. Früher der Adel und der Klerus, später das Großbürgertum
     und heute die Banker und Finanzjongleure.
    Eine etwa vierzigjährige
     schlanke Frau in verwaschenen Jeans öffnete ihnen. Ihr sympathisches
     Gesicht war frisch geschminkt, nur das kurz geschnittene brünette
     Haar sah aus, als hätte sie es gerade erst selbst zerzaust –
     oder jemand anderer.
    »Frau Simcits?«,
     fragte Kotek. Die Angesprochene nickte. Kotek drückte ihr die
     richterliche Anordnung in die Hand.
    »Oberleutnant Kotek,
     Landesgendarmeriekommando Salzburg, Kriminalabteilung für Verbrechen
     gegen Leib und Leben«, sagte sie ihr Sprüchlein auf. »In
     einigen Minuten wird ein Team unsrer Spurensicherung hier eintreffen. Bis
     dahin können wir uns ein wenig unterhalten.«
    »Ich … ich
     glaube nicht, dass Sie das dürfen.« Vesna Simcits hatte einen
     kaum hörbaren südslawischen Akzent und eine leichte
     Cognac-Fahne. »Ich meine, hier so einfach hereinschneien, wenn der
     Herr Direktor nicht da ist, das ist doch gegen das Gesetz.«
    »Nein, das ist ganz
     legal, und wir dürfen das – auch wenn der Herr Direktor nicht
     da ist«, sagte Kotek und registrierte im Nachhinein, wie aufgesetzt
     der Widerstand der Haushälterin wirkte. »Herr Regenmandl hätte
     genügend Zeit und Gelegenheit gehabt, sich mit uns ins Einvernehmen
     zu setzen, was er aber nicht getan hat, wofür er schon seine Gründe
     haben wird. Wir wissen, was wir jetzt zu tun haben. Ich nehme an, Sie können
     eine richterliche Anordnung lesen?«
    Sie nahm Simcits das Papier
     aus der Hand und hielt es ihr unter die Nase, indem sie auf eine bestimmte
     Zeile deutete. »Da steht’s schwarz auf weiß: Die
     Liegenschaft darf auch in Abwesenheit des Eigners in Augenschein genommen
     und untersucht werden. Aber gut: Es muss nicht gleich mit der Brechstange
     sein«, gab sie sich plötzlich verbindlich. »Sie können
     auch noch einmal probieren, Herrn Regenmandl übers Handy anzurufen.«
    Simcits schüttelte den
     Kopf. »Er hat es ausgeschaltet und mir gesagt, es sei sinnlos, ihn
     erreichen zu wollen. Er sei in einer wichtigen Besprechung und würde
     sich im Laufe des Tages wieder melden.«
    »Und? Können Sie
     uns dann wenigstens ein paar Auskünfte geben?«
    Simcits nickte. »Kommen
     Sie, bitte.«
    Sie gingen durch eine mit Gemälden
     und Nippes überladene Diele in ein Wohnzimmer, das keine Wünsche
     offen ließ. Dicke anatolische Teppiche verschluckten ihre Schritte.
     Aus unsichtbaren Lautsprechern ertönte gedämpft Popmusik mit
     orientalischem Einschlag. Simcits deutete flüchtig auf eine
     Sitzgarnitur, die aus einer schweren tabakbraunen Ledercouch und zwei
     ebensolchen Fauteuils bestand.
    »Bitte, nehmen Sie
     Platz.«
    »Danke.« Kotek
     und Feuersang setzten sich in die wuchtigen Polstersessel.
    Feuersang legte den kleinen
     Rekorder auf den Teetisch und schaltete ihn ein. »Bad Hofgastein,
     achtundzwanzigster September, Vernehmung von Frau Vesna Simcits, Haushälterin
     bei Herrn Jean Pierre Regenmandl, Breitenberg dreißig, zum Mordfall
     Alfred Schleißheimer. Die Vernehmung führen Oberleutnant
     Melanie Kotek und Chefinspektor Leo Feuersang.«
    »Frau Simcits«,
     begann

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