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Dohlenflug

Dohlenflug

Titel: Dohlenflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Gracher
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warf Kotek ein. »So konnte
     Lotte das Grab, das man als solches nicht erkennen durfte, von Zeit zu
     Zeit schmücken.«
    »So wird es wohl
     gewesen sein. Jedenfalls hatten Regenmandl, Kajetan Czerwenka und Lotte
     Heinrich die Leiche von Charly mittlerweile auf die Laderdinger Alm
     geschafft und dort verscharrt, wo Regenmandl vorgestern auch seinen Laptop
     vergraben hat.«
    Kotek schüttelte den
     Kopf. »Warum ein so schlauer Fuchs wie Regenmandl dieses unnütze
     Risiko eingeht und sich für diesen Zweck ausgerechnet das geheime
     Grab von diesem Charly aussucht, ist mir ehrlich gesagt schleierhaft.«
    Weider behob ihre Verständnisloskeit:
     »Die Simcits behauptet, er habe zunächst vorgehabt, die Gebeine
     von dort zu entfernen. Nicht zu Unrecht befürchtete er, die Spusi würde
     bald auf dem Laderdinger Alpl aufkreuzen. Als er aber vor Ort war und
     schon zu graben begonnen hatte, erkannte er dies als Risiko und beließ
     es bei einem kleinen Loch für den Laptop. Klar, auch ein bisschen
     Rumbuddeln verursacht Spuren, doch er hoffte, sie verwischen zu können.«
    »Heute hätte er
     nicht mehr so vorsichtig sein müssen«, meinte Kotek, denn der
     Schneefall hatte zwar nachgelassen, aber noch immer nicht aufgehört.
     Inzwischen hatte sie den Talboden erreicht und nahm das Tempo vor der berüchtigten
     Leimböck-Kurve noch weiter zurück.
    »Und die
     Schenkungsurkunde, laut der das Tierpräparator-Häusl auf Lotte
     und Steffi Heinrich überschrieben worden sein soll, ehe der Vater
     nach landläufiger Meinung mit der jüngeren Tochter außer
     Landes geflüchtet ist, was ist mit der? Die muss doch auch von vorn
     bis hinten getürkt sein, oder?«
    »Natürlich.
     Kajetan Czerwenka hat sie aufgesetzt, Lotte hat die Unterschrift des
     Vaters gefälscht – wie auch den Brief, den Heinrich angeblich für
     den Notar hinterlegt hat –, und Marageter und Regenmandl haben als
     Zeugen unterzeichnet. Letzterer hat dann auch die Tilgung der Hypothek in
     Übereinstimmung mit den übrigen Papieren abgewickelt. Niemand
     schöpfte Verdacht, umso weniger, als die aufkommenden Gerüchte
     hauptsächlich um den zu Recht unterstellten Kindesmissbrauch
     kreisten. Dazu passte die Flucht des Rabenvaters wie die Faust aufs Auge,
     aber dahingehende Ermittlungen verliefen ja, wie wir wissen, ebenfalls im
     Sande.«
    »Und der andere Brief,
     den Steffi in Las Palmas aufgegeben haben soll?«
    »Lotte selbst hat ihn
     unter Tränen geschrieben – behauptet Regenmandl jedenfalls.
     Eine Woche nach der Tragödie sei er nach Las Palmas geflogen und habe
     ihn dort aufgegeben. Zur Sicherheit, schreibt er. Ihn irgendwo
     vorzuweisen, sei nie notwendig geworden.«
    »Die Spusi hat einen
     solchen Brief in Lotte Heinrichs Haus nicht gefunden«, merkte Kotek
     an. »Privatkorrespondenz war überhaupt Mangelware. Schon
     seltsam, findest du nicht? Und noch was: Mir fehlt in deinem Bericht der
     Name Salma Schleißheimer.«
    »Tja, ich dachte mir
     schon, dass du das sagen würdest. Ob Regenmandl ihren Namen
     absichtlich nicht erwähnt oder ob man sie tatsächlich nicht
     eingeweiht hat, das herauszufinden ist wohl der Job für Oskars
     Liebling.«
    »Danke, du alter
     Chauvi! Also kein Doppelmord, wie Vesna Simcits glaubt, gehört zu
     haben, sondern die Selbsttötung von Steffi und der dadurch initiierte
     Vatermord haben den Laderdinger Kreis auf Gedeih und Verderb
     aneinandergekettet. Ist sonst noch was für unseren Fall Relevantes
     auf der CD?«
    »Willst du wissen, wie
     Regenmandl an seine Immobilien gekommen ist?«
    »Mich würden eher
     Häuslschmieds Immobilien interessieren. Werden die nicht erwähnt?«
    »Nur indirekt. Aber
     Regenmandl streift an einer Stelle die finanzielle Situation der
     Czerwenkas unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg.«
    »Du meinst den Coup,
     den Salma Schleißheimer schon angesprochen hat? Dass sich Alexander
     Czerwenkas Großvater gleichen Namens damals in Schulden gestürzt
     hat, um an Immobilien zu ergattern, was nur irgendwie möglich war?«
    »Genau darauf nimmt
     Regenmandl Bezug. Dass der altvordere Czerwenka im Sommer fünfundvierzig
     astronomisch hohe Schulden in Reichsmark angehäuft hatte, wusste
     damals schon jeder. Niemandem war dagegen bekannt, dass er nach der im
     Dezember erfolgten Umstellung auf den Schilling und nach den wiederholten
     Abwertungen die verbliebenen, immer noch hohen Verbindlichkeiten bereits
     neunundvierzig tilgen konnte und darüber hinaus ein

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