Dohlenflug
warf Kotek ein. »So konnte
Lotte das Grab, das man als solches nicht erkennen durfte, von Zeit zu
Zeit schmücken.«
»So wird es wohl
gewesen sein. Jedenfalls hatten Regenmandl, Kajetan Czerwenka und Lotte
Heinrich die Leiche von Charly mittlerweile auf die Laderdinger Alm
geschafft und dort verscharrt, wo Regenmandl vorgestern auch seinen Laptop
vergraben hat.«
Kotek schüttelte den
Kopf. »Warum ein so schlauer Fuchs wie Regenmandl dieses unnütze
Risiko eingeht und sich für diesen Zweck ausgerechnet das geheime
Grab von diesem Charly aussucht, ist mir ehrlich gesagt schleierhaft.«
Weider behob ihre Verständnisloskeit:
»Die Simcits behauptet, er habe zunächst vorgehabt, die Gebeine
von dort zu entfernen. Nicht zu Unrecht befürchtete er, die Spusi würde
bald auf dem Laderdinger Alpl aufkreuzen. Als er aber vor Ort war und
schon zu graben begonnen hatte, erkannte er dies als Risiko und beließ
es bei einem kleinen Loch für den Laptop. Klar, auch ein bisschen
Rumbuddeln verursacht Spuren, doch er hoffte, sie verwischen zu können.«
»Heute hätte er
nicht mehr so vorsichtig sein müssen«, meinte Kotek, denn der
Schneefall hatte zwar nachgelassen, aber noch immer nicht aufgehört.
Inzwischen hatte sie den Talboden erreicht und nahm das Tempo vor der berüchtigten
Leimböck-Kurve noch weiter zurück.
»Und die
Schenkungsurkunde, laut der das Tierpräparator-Häusl auf Lotte
und Steffi Heinrich überschrieben worden sein soll, ehe der Vater
nach landläufiger Meinung mit der jüngeren Tochter außer
Landes geflüchtet ist, was ist mit der? Die muss doch auch von vorn
bis hinten getürkt sein, oder?«
»Natürlich.
Kajetan Czerwenka hat sie aufgesetzt, Lotte hat die Unterschrift des
Vaters gefälscht – wie auch den Brief, den Heinrich angeblich für
den Notar hinterlegt hat –, und Marageter und Regenmandl haben als
Zeugen unterzeichnet. Letzterer hat dann auch die Tilgung der Hypothek in
Übereinstimmung mit den übrigen Papieren abgewickelt. Niemand
schöpfte Verdacht, umso weniger, als die aufkommenden Gerüchte
hauptsächlich um den zu Recht unterstellten Kindesmissbrauch
kreisten. Dazu passte die Flucht des Rabenvaters wie die Faust aufs Auge,
aber dahingehende Ermittlungen verliefen ja, wie wir wissen, ebenfalls im
Sande.«
»Und der andere Brief,
den Steffi in Las Palmas aufgegeben haben soll?«
»Lotte selbst hat ihn
unter Tränen geschrieben – behauptet Regenmandl jedenfalls.
Eine Woche nach der Tragödie sei er nach Las Palmas geflogen und habe
ihn dort aufgegeben. Zur Sicherheit, schreibt er. Ihn irgendwo
vorzuweisen, sei nie notwendig geworden.«
»Die Spusi hat einen
solchen Brief in Lotte Heinrichs Haus nicht gefunden«, merkte Kotek
an. »Privatkorrespondenz war überhaupt Mangelware. Schon
seltsam, findest du nicht? Und noch was: Mir fehlt in deinem Bericht der
Name Salma Schleißheimer.«
»Tja, ich dachte mir
schon, dass du das sagen würdest. Ob Regenmandl ihren Namen
absichtlich nicht erwähnt oder ob man sie tatsächlich nicht
eingeweiht hat, das herauszufinden ist wohl der Job für Oskars
Liebling.«
»Danke, du alter
Chauvi! Also kein Doppelmord, wie Vesna Simcits glaubt, gehört zu
haben, sondern die Selbsttötung von Steffi und der dadurch initiierte
Vatermord haben den Laderdinger Kreis auf Gedeih und Verderb
aneinandergekettet. Ist sonst noch was für unseren Fall Relevantes
auf der CD?«
»Willst du wissen, wie
Regenmandl an seine Immobilien gekommen ist?«
»Mich würden eher
Häuslschmieds Immobilien interessieren. Werden die nicht erwähnt?«
»Nur indirekt. Aber
Regenmandl streift an einer Stelle die finanzielle Situation der
Czerwenkas unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg.«
»Du meinst den Coup,
den Salma Schleißheimer schon angesprochen hat? Dass sich Alexander
Czerwenkas Großvater gleichen Namens damals in Schulden gestürzt
hat, um an Immobilien zu ergattern, was nur irgendwie möglich war?«
»Genau darauf nimmt
Regenmandl Bezug. Dass der altvordere Czerwenka im Sommer fünfundvierzig
astronomisch hohe Schulden in Reichsmark angehäuft hatte, wusste
damals schon jeder. Niemandem war dagegen bekannt, dass er nach der im
Dezember erfolgten Umstellung auf den Schilling und nach den wiederholten
Abwertungen die verbliebenen, immer noch hohen Verbindlichkeiten bereits
neunundvierzig tilgen konnte und darüber hinaus ein
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