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Dohlenflug

Dohlenflug

Titel: Dohlenflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Gracher
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ansehnliches
     Guthaben besaß. Regenmandl war bei der Sichtung alter Aufzeichnungen
     im Archiv der Bank zufällig darauf gestoßen.«
    »Aber woher hatte
     Alexander Czerwenka senior plötzlich Geld in harter Währung?«
    »Wer von den
     Einheimischen hatte am Ende des Zweiten Weltkriegs und kurz danach überhaupt
     solches Geld?«, stellte Weider die Gegenfrage. »Wenn wir von
     den paar zurückgekehrten Vertriebenen und Flüchtlingen absehen,
     kommen nur Kriegsgewinnler, Nazi-Bonzen und ähnliche Gestalten in
     Frage.«
    »Oskar hat also mit dir
     über seine diesbezüglichen Vermutungen gesprochen?«
    »Hat er. Aber keine
     Angst, ich habe nicht vor, mit eurer abenteuerlichen Hypothese hausieren
     zu gehen. Allerdings ist tatsächlich kaum vorstellbar, dass Häuslschmied
     schon am Beginn der fünfziger Jahre mit Erlösen aus seinem
     ersten Friseurgeschäft an der Börse spekuliert und hohe Gewinne
     abgesahnt hat. Noch seltsamer aber ist, dass er anschließend
     ausgerechnet die Hälfte jener Immobilien kauft, die der altvordere
     Czerwenka nach Kriegsende auf höchst dubiose Weise erworben hat.«
    »Du tippst also auf
     einen Scheinkauf, der durch ordnungsgemäße Versteuerung
     legalisiert wurde?«, spann Kotek den Gedanken weiter. Während
     sie das auf einer flachen Hügelkuppe gelegene »Weitmoser-Schlössl«
     passierte, begann zu ihrer Rechten das romantisch illuminierte Bad
     Hofgastein an ihr vorbeizugleiten. »Czerwenka soll Häuslschmied
     also nur das zurückgegeben haben, was ihm der halb so alte        
    SS-Scharführer zwischen
     fünfundvierzig und neunundvierzig vorgestreckt hatte?«
    »Bingo, ein klassischer
     Fall von Geldwäsche – wenn es denn wirklich so war.«
    »Ja, wenn es denn
     wirklich so war«, wiederholte Kotek. »Leider ist dieser Punkt
     bis dato immer noch reine Hypothese. Übrigens ist mir vorhin bei der
     Erwähnung von Salma Schleißheimer noch was aufgefallen.«
    »Ja?«
    »Regenmandl und seine
     ihm in Hassliebe verbundene Salli können nicht zum inneren Kreis gehört
     haben, sonst würde er über Fakten schreiben und nicht über
     Vermutungen.«
    »Damit könntest du
     recht haben. Wenn du im Moment keine anderen Fragen mehr hast, tust du mir
     einen Gefallen?«
    »Welchen?«
    »Ruf endlich Oskar an.
     Weil er dich mit seiner Besorgnis nicht nerven will, liegt er mir alle
     zehn Minuten in den Ohren und fragt, ob du dich schon bei mir gemeldet
     hast.«
    »Mach ich«,
     versicherte Kotek. »Ich fahr ohnehin noch zur Discount-Tankstelle
     ›Posauner‹, von da ruf ich ihn dann an, versprochen.«

 
    33
    EINE VIERTELSTUNDE SPÄTER
     hatte sie das Gasteiner Tal verlassen und hielt ein Stück außerhalb
     des Klammtunnels an der Tankstelle »Posauner Wirt« unterhalb
     des bekannten Restaurants.
    Trotz vorgerückter
     Tageszeit standen etliche Kunden an den Zapfsäulen und an der Kasse.
     Als Kotek endlich an die Reihe kam und den RS 4 betankte, befand sie sich
     längst im Zentrum nicht nur männlicher Aufmerksamkeit. Der
     Pongau ist bekannt für seine hübschen Mädchen, aber einen
     so steilen Feger mit kaum zu bändigender Haarmähne bis zum
     knackigen Po und einer Jeans, die enger anlag als ein Neoprenanzug, sah
     man selbst an dieser stark frequentierten Tankstelle nicht alle Tage.
    Doch Kotek war es gewohnt,
     angestarrt zu werden. Sie ignorierte die Blicke und nutzte die Wartezeit für
     den längst überfälligen Anruf.
    »Endlich, Katze!«
    Kotek hörte Jacobis
     erleichtertes Aufatmen am Handy so deutlich, als stünde er neben ihr.
     Es verursachte ihr gemischte Gefühle: Einerseits freute es sie wie
     jeden Menschen, der sich geliebt und vermisst fühlt, andrerseits
     ärgerte sie Jacobis pingeliges Beharren auf Pünktlichkeit.
    »Wo bist du gerade?«
    »An der Tankstelle
     ›Posauner‹. Bisher ist alles paletti. Und wo bist du?«
    »In Wien. In meinem
     Zimmer im ›Marriott‹ liegt bereits der Terminplan für
     morgen. Um neun bin ich zur Zeugenaussage am Bezirksgericht Innere Stadt
     Wien bestellt, dann fahre ich zurück ins Hotel und sollte noch was
     vom ersten Europol-Vortrag mitkriegen. Für heute Abend habe ich mir
     Kopien aller deiner Berichte über den aktuellen Fall als Bettlektüre
     bereitgelegt, vom Missbrauch angefangen bis zu deinem ZSP. Hans hält
     mich darüber übrigens schon auf dem Laufenden.«
    »Soll ich das so
     interpretieren, dass ich mit meinen Meldungen säumig bin?«
    Jacobi schnaufte unwillig.
     »Das war doch kein

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