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Dohlenflug

Dohlenflug

Titel: Dohlenflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Gracher
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einmal die Kollegen im Südburgenland kontaktiert. Sie haben sich
     unverzüglich auf den Weg zu Regenmandls Weingut gemacht und mir
     – höre und staune! – innerhalb einer Stunde den Code für
     jene CD durchgegeben, die Vesna Simcits in der Ettenau herausgerückt
     hat.«
    »Donnerwetter, da bin
     ich jetzt aber gespannt.«
    »Heißt das, ich
     soll dir die Quintessenz aus Regenmandls Aufzeichnungen jetzt vorlesen?«
    »Wie du das wieder
     erraten hast! Noch lieber wäre mir allerdings, wenn du mir das
     Wichtigste kurz und bündig in eigenen Worten mitteilen würdest
     – bitte!«
    »Hm, das Wichtigste ist
     tatsächlich mit wenigen Worten gesagt: Regenmandl kam als verhältnismäßig
     junger Bankangestellter nach Hofgastein, trotzdem eilte ihm bereits der
     Ruf eines abgebrühten Hundes voraus, da er kurz zuvor den
     Ski-Fabrikanten Moosrieder ans Messer geliefert hatte –«
    »Hans, könntest du
     den Bericht auch etwas straffen?«
    »Gemach, gemach«,
     wies Weider die Ungeduld der Kollegin genussvoll zurück. »Bei
     diesem Wetter brauchst du bis Salzburg ohnehin eineinhalb Stunden. Also:
     Durch Jagd-, Golf-, Vereins- und sonstige Freunde lernte Regenmandl rasch
     jene Leute kennen, die ihm nützlich sein konnten.«
    »Einen Moment, ich fahr
     eben am Bahnhof Bad Gastein vorbei, da ist eine Baustelle … Okay,
     jetzt geht’s wieder. Erzähl weiter.«
    »Kurz und gut, es lief
     alles so, wie Salma Schleißheimer es schon berichtet hat: Kajetan
     Czerwenka, Hans Häuslschmied und andere einflussreiche Gasteiner, die
     freilich nichts mit dem Laderdinger Kreis zu tun hatten, ermöglichten
     Regenmandl den raschen Aufstieg in der Linzer Sparkasse. Im Handumdrehn
     war er Filialleiter der Zweigstelle Bad Hofgastein, wofür er sich mit
     nicht ganz astreinen Gegengeschäften bei ihnen revanchiert haben
     soll. Alles lief leicht und diskret dahin – auch die Sauereien auf
     dem Laderdinger Alpl –, bis Karl Heinrich, jener unsägliche
     Wuschzn-Charly, den Kinderschändern auch noch seine jüngere
     Tochter zuführte.«
    »Ein wirkliches
     Dreckschwein«, machte Kotek ihrer Empörung Luft.
    »Du sagst es. Steffi
     verkraftete den Missbrauch nicht, sosehr ihre ältere Schwester Lotte
     auch immer wieder versuchte, ihr Stütze und Halt zu sein. Nach zwei
     missglückten Suizidversuchen war absehbar, dass ihr der Selbstmord
     irgendwann gelingen würde. Gerade in dieser für die Mädchen
     so kritischen Zeit wickelte Regenmandl die Erbschaft im Innviertel für
     sie ab.«
    »Und von da an
     gestalteten sich die Ereignisse wesentlich anders, als Salma Schleißheimer
     sie uns geschildert hat?«, vermutete die Zuhörerin, die
     schneller am Badgasteiner Mozartplatz vorbeifuhr, als im Ortsbereich
     erlaubt war.
    »So ist es. Als
     gesetzlicher Vormund der noch minderjährigen Töchter sah sich
     Karl Heinrich bereits im Besitz dieses Geldes und damit im
     Zocker-Schlaraffenland. Er besann sich keineswegs im letzten Moment eines
     Besseren, wie bisher immer kolportiert wurde. Im Gegenteil! Er begann das
     Erbe der Töchter zu verzocken und zu versaufen, ließ es so
     richtig krachen, während Lotte und Steffi nach wie vor auf dem Alpl
     dem Missbrauch ausgesetzt waren.«
    »Die armen Würmer«,
     murmelte Kotek leise, doch Weider hörte es trotzdem.
    »Schon, aber auch Würmer
     krümmen sich.« Er legte eine Kunstpause ein. Kotek ahnte, dass
     danach ein ganz dicker Hund folgen würde.
    »An einem Augustmorgen«,
     fuhr er fort, »fand Lotte die Schwester ausgeblutet in der
     Badewanne. Steffi hatte es endlich geschafft, sich die Pulsadern der Länge
     nach aufzuschneiden und sich aus ihrem unerträglichen Leben
     davonzustehlen. Etwa um dieselbe Zeit kam ihr Rabenvater aus einem
     illegalen Club mit Casino- und Bordellbetrieb nach Hause und fiel
     stockbesoffen in sein Bett. Lotte nahm eine Axt, erschlug ihn und rief
     dann seelenruhig Regenmandl an. Sie drohte damit, den Laderdinger Kreis
     auffliegen zu lassen, wenn ihr nicht geholfen würde.«
    »Und natürlich
     wurde ihr geholfen«, sagte Kotek sofort, »das beweisen die
     Gebeine auf der Laderdinger Alm.«
    »Richtig. Der willfährige
     Marageter beseitigte zunächst die sichtbaren Spuren der Bluttat im
     Tierpräparator-Häusl, und in der darauffolgenden Nacht
     bestattete er Steffis Leiche nach Lottes Wunsch neben dem Blockhaus und
     pflanzte auf dem gut getarnten Grab eine kleine Silbertanne.«
    »Ah, deshalb also die
     Rosenköpfe in den Ästen«,

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