Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dohlenflug

Dohlenflug

Titel: Dohlenflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Gracher
Vom Netzwerk:
die Wirkung umzukehren. Ich denke, ich sollte schlafen gehen.«
     Und kryptisch fügte sie hinzu: »Heute können wir das ja
     noch unbesorgt tun. Wer weiß, wofür es gut ist, richtig
     ausgeschlafen zu sein.«

 
    32
    NOCH IMMER schneite es
     gleichbleibend stark. Kotek wollte kein Risiko eingehen: Sie fuhr langsam,
     der Fahrbahnbeschaffenheit angemessen, und erhöhte auch in den
     schneefreien Tunneln und Kolonnaden die Geschwindigkeit wegen möglicher
     Glatteisgefahr nicht. Ohne nennenswerte Schwierigkeiten erreichte sie so
     die Ortschaft Böckstein.
    Am Ortseingang, auf der
     andern Seite der Achenbrücke, parkte ein mausgrauer A4. Kurz blitzten
     seine Scheinwerfer auf, als Kotek an der Brücke vorbeifuhr.
    »Vielen Dank, Jungs,
     ihr tut mir wirklich einen Riesengefallen«, richtete sie Feuersang
     per Handy aus. Die Verbindung funktionierte jetzt wieder tadellos.
    »Riesengefallen? Was du
     mit uns abziehst, ist reine Erpressung«, antwortete Feuersang
     prompt. »Redl ist noch auf dem Weg hierher und nicht sehr amused. Er
     sagt, er kommt sich vor wie ein ständig hin und her sausendes
     Weberschiffchen: eben noch in der Ettenau und im Referat – jetzt
     schon wieder zurück nach Gastein. Und Marianne ist ebenfalls
     stocksauer, weil er schon wieder Überstunden macht. Du bist doch
     Major und schiebst Nachtdienst wie ein Gruppeninspektor, schimpft sie.«
    »Ich lade euch alle nächste
     Woche zum ›Döllerer‹ ein, passt das?«
    »Das ist ein Wort, und
     glaub ja nicht, dass du da billig wegkommst.«
    Ab der Postauto-Haltestelle
     am Ortsausgang schnürte der RS 4 wie auf Schienen auf der zwar
     verschneiten, aber relativ ebenen Bundesstraße dahin, sodass Kotek
     die nächste Kurzwahl aufrufen konnte. In der Zentrale des Referats
     112 im LGK Salzburg wurde sofort abgehoben.
    »Melanie, endlich!«,
     meldete sich Hans Weider. »Wir dachten schon … Nein,
     eigentlich dachten wir gar nichts, wir sind nur froh, dich zu hören.«
    »Verstehe, aber im
     Moment ist alles in Ordnung, das ZSP steht. Mein Handy hat nur eine Zeit
     lang keine Relaisstation gefunden. Und jetzt möchte ich von euch hören,
     dass ihr vorangekommen seid. Was sagen die Kollegen vom Posten Hofgastein?
     Haben sie Marageter schon aufgestöbert oder wenigstens eine Spur von
     ihm entdeckt?«
    »Weder noch. Er scheint
     sich in Luft aufgelöst zu haben. Auch die Haussuchungen haben keine
     neuen Erkenntnisse gebracht – weder in seiner privaten Bleibe noch
     in seiner Hotelwohnung noch in den von ihm gepachteten alten Bettenburgen.
     Leo und Max fahren morgen in aller Herrgottsfrühe wieder hinein.«
    Kotek verzichtete darauf, ihn
     aufzuklären, dass Leo Feuersang ebenso wie Redl bereits wieder
     Gasteiner Luft schnupperte.
    »Sie haben am
     Nachmittag das ganze Tal abgesucht«, fuhr Weider fort, »und
     allen möglichen Leuten die Daumenschrauben angesetzt – umsonst.
     Ich bin mit meinem Latein genauso am Ende wie sie. Nach Durchsicht aller
     verfügbaren Unterlagen konnte ich ihnen nicht einen heißen Tipp
     geben.«
    »Du meinst, keinen so
     stichhaltigen, wie ihn Lenz von dir erhalten hat?«
    »Du sagst es –
     abgesehen von der Tatsache, dass wir Regenmandl nach wie vor nicht
     gefunden haben. Apropos Regenmandl: Seine Geliebte – und nein, ich
     meine nicht die Simcits, sondern Salma Schleißheimer – ist
     ebenfalls verschwunden.«
    »Was! Seit wann denn
     das?«
    »Nun, etwa seit einer
     Stunde. Erst hat sie noch ihre Tochter Christine mit ihrem VW Polo zur Oma
     Thame in die Bürgerberg-Siedlung gebracht – der RAV4 ihres
     Mannes ist ja noch nicht freigegeben –, dann ist sie ohne Angabe
     eines Reiseziels einfach davongefahren.«
    »Das sind ja
     Nachrichten wie Zahnweh. Wohin die sich verdrückt haben könnte,
     dazu fällt mir im Augenblick wirklich nichts ein, aber ich hätte
     eine Idee, wie wir Marageter vielleicht finden.«
    »Die da lautet?«
    »Sie ist noch nicht
     ganz spruchreif, ich werde erst mal Leo anrufen. Was anderes: Konntet ihr
     irgendwelche brauchbare Daten auf Regenmandls Laptop restaurieren?«
    »Wir konnten etwas viel
     Besseres, Liebling.«
    »Hans, wie oft hab ich
     dir schon klarzumachen versucht, dass ich nicht dein Liebling bin, sondern
     bestenfalls und bei günstigem Wind der Liebling deines Freundes
     Oskar, der zufällig auch der Patenonkel deiner Kinder ist.«       
    »Okay, du herber Zahn,
     ich werd’s mir von jetzt an merken. Also: Nach Redls Anruf hab ich
     noch

Weitere Kostenlose Bücher