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Doktor auf Abwegen

Doktor auf Abwegen

Titel: Doktor auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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Anblick aus. Sie trug ein grobgenetztes Trikot. I
    «Was macht die Niere?» fragte er freundlich.
    «Oh danke», lächelte sie. «Es geht ihr ausgezeichnet.»
    Der Oberkellner eilte mit wehenden Frackschößen durch den Wandelgang. «Sir Lancelot! Welche Freude! Ich habe zum Glück einen ausgezeichneten Tisch frei.»
    «Guten Abend, Giuseppe. Sind die Krampfadern jetzt in Ordnung?»
    Sir Lancelot und Amelia saßen dicht neben dem Tanzparkett.
    «Hallo, meine Liebe.» Sir Lancelot lächelte die Oben-ohne-Kellnerin an, die sich mit einer Flasche näherte. «Freut mich zu sehen, daß das Fibrom, das ich aus Ihrer Brust entfernte, ohne Komplikationen verheilt ist. Aber ich habe keinen Champagner bestellt.»
    «Mit den besten Empfehlungen vom padrone, Sir. Er hat nicht vergessen, wie gut Sie ihn nach seinem kleinen Unfall behandelt haben.»
    «Der arme Kerl lief in ein gezogenes Messer hinein», klärte Sir Lancelot Amelia auf.
    «Haben Sie eigentlich sämtliche Bewohner der Stadt operiert?»
    «Mein Beruf hat den Vorteil, interessante Leute aus den verschiedensten Lebensbereichen kennenzulernen.»
    Die Kellnerin stellte die Flasche in einen Eiskübel und küßte Sir Lancelot.
    «Ich hab etwas entdeckt», rief Amelia.
    «Chirurgie ist sexy.»
    Sir Lancelot erwog diese Worte, während er sinnend die Schaumbläschen in seinem Glas betrachtete. «Ich glaube, Sie haben recht», erklärte er ernst. «Weil wir Männer der Tat sind. Hart, gebieterisch, unzähmbar. So tyrannisch, wie sich’s eine Frau nur ersehnen kann.»
    «Oh, Lancelot!» klagte sie. «Ist denn das Licht weiblicher Emanzipation noch nie durch die schmalen Fenster Ihrer Seele gedrungen?»
    «Nur vorübergehend. Frauen haben sich biologisch nur wenig geändert, seit sie sich willig von männlichen Höhlenmenschen mit der Keule auf den Schädel dreschen ließen. Möchten Sie tanzen?»
    «Versuchen wir’s.»
    «Ihre amerikanische Lebensfreude nötigt mir Bewunderung ab. Die letzte Engländerin, an die ich mit dieser Aufforderung herantrat, sagte: (Wenn’s sein muß>.»
    «Wie unhöflich.»
    «Einer Prinzessin muß man schon zugestehen, ein wenig herrisch zu sein», erwiderte er bescheiden.
    Um zwei Uhr früh führte Sir Lancelot Amelia in seinem Rolls aus Soho weg. Sie war glücklich. Es war Schwerarbeit gewesen, ihn so weit zu bringen — vierzehn Stunden, beginnend bei der Euston-Station —, aber vielleicht gingen die Briten es auf diese Weise an, siehe Reparatur von OP-Decken. Er war nett. Er war adelig. Er sah gar nicht einmal so schlecht aus. Schien auch recht leistungsfähig zu sein. Mehr an ihr herumfingern konnte er auch nicht als dieser General aus dem Pentagon. Dann bemerkte sie, daß sie vor dem Bunter’s Hotel vorgefahren waren.
    «Da sind wir», kündigte Sir Lancelot an. «Ich fürchte, es war ein sehr anstrengender Tag für Sie. Aber in ein paar Minuten liegen Sie schon im Bett. Ich hole noch Ihre Reisetasche heraus.»
    Er stieg aus dem Wagen. Da fielen seine Augen auf eine Tafel: H OTEL GESCHLOSSEN. Auch bemerkte er einige auf dem Gehsteig schläfrig aneinandergelehnte Männer, deren Plakate mit den Aufschriften ANGEMELDETER S TREIK und DAS H OTELPERSONAL VERLANGT G ERECHTIGKEIT schief standen.
    «Nein so was, das ist ja Sir Lancelot», ertönte eine vertraute Stimme.
    «Sapworth! Was tun Sie hier, Mann? Sie sind doch im Gesundheitsdienst und nicht Hotelpage?»
    «Ist schon in Ordnung, Chef. Ich springe für meinen Bruder ein. Der hat Geburtstag. Feiert mit ein paar Freunden, und so weiter.»
    Sir Lancelot reckte sich zu drohender Höhe. «Und was geschieht, wenn das der OHA zu Gehör kommt? Unbefugte Einmischung wird von Gewerkschaften schwer geahndet.»
    «Na, ich sag’s ihr nicht. Und Sie auch nicht.»
    «Woher wollen Sie das wissen?»
    «Weil ich Ihnen in jeder Beziehung trauen kann, Sir Lancelot.»
    «Schön und gut, aber in meinem Auto sitzt eine Dame, die für heute nacht ein Zimmer gebucht hat», erklärte er.
    Harold Sapworth seufzte. «Wir von der Gewerkschaft bedauern, daß die Situation zu diesem Zeitpunkt Aktionen erfordert, die der Öffentlichkeit Ungelegenheiten bereiten, aber wir vertreten einen gerechten Fall, den wir auf dem Verhandlungswege abschließen werden, sobald die Gegenseite entsprechendes Entgegenkommen zeigt —»
    «Ach, halten Sie doch den Mund, Sapworth», sagte Sir Lancelot gereizt. «Sie sprechen nicht im Fernsehen. Wo soll die Dame schlafen?»
    «Nicht hier, Chef. Die Angestellten sind weg, hundertprozentig

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