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Doktor im Glück

Doktor im Glück

Titel: Doktor im Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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Wunden geheilt hat, mit mir abendessen gehen?»
    «Schrecklich gerne, Doktor!»
    «Fein. Ihre Telephonnummer finde ich ja auf Ihrem Aufnahmeschein.»
    Leider Gottes stellte es sich heraus, daß Connie die Tochter eines entsetzlich reichen Reeders war; daher konnte ich sie nicht auf eine Maß Bier ausführen, ihr die Enten im St.-James-Park zeigen und dann so tun, als hätte ich ihr einen faszinierenden Abend geschenkt. Außerdem wußte ich, daß ein so entschlossener Bursche wie Miles nicht so leicht aufgeben würde. Als ich einige Wochen später mit ihr im Savoy saß, hoffend, es würde sie nicht nach einem weiteren Drink gelüsten, ließ ich nebstbei die Frage einfließen: «Sehen Sie eigentlich noch ab und zu meinen Cousin?»
    «Ja, gewiß. Morgen gehe ich mit ihm ins Theater.»
    «Hoffentlich finden Sie es nicht unverschämt von mir, Connie, wenn ich Sie bitte, mich ihm gegenüber nicht zu erwähnen.»
    Sie war erstaunt. «Warum denn nicht, um Himmels willen?»
    «Nur um den armen Kerl zu schonen. Sie wissen schön, diese kleinen Familieneifersüchteleien. Es geht ihm recht nahe, daß er im Spital mein Untergebener ist.»
    «Wirklich riesig rücksichtsvoll von Ihnen, Gaston. Natürlich werde ich kein Sterbenswörtchen erwähnen. Was aber, wenn er von Ihnen spricht?»
    «Das tut er nie», beruhigte ich sie. «Noch einen Martini?»
    «Ja, bitte», sagte Connie.
    Ich verbrachte einige vergnügliche Monate damit, Connie in sämtliche Theater und Restaurants zu begleiten, da sie sich noch immer dem Wahn hinzugeben schien, ich sei ein wohlhabender junger Spezialist, und ich nie den richtigen Augenblick fand, sie aufzuklären. Da stellte mich Miles eines Nachmittags im Chirurgenzimmer.
    «Du kommst, scheint's, noch immer mit Connie zusammen?» fragte er.
    Ich stopfte meinen sterilisierten Mantel in den Wäschebehälter der Studenten.
    «Ab und zu.»
    «Ich möchte dir zur Kenntnis bringen, daß ich — daß ich es sehr ernst mit ihr meine.»
    Das warf mich weiter nicht um. Miles meinte es mit allem sehr ernst.
    «Sozusagen freie Bahn dem Tüchtigen, ja?»
    «Verdammt nochmal, Gaston! Höre auf, dies als eine Art Sportwettbewerb zu betrachten. Ich bin von tiefer Liebe zu Connie erfaßt. Ich möchte sie zu meinem Weibe machen.»
    «Großer Gott! Doch nicht wirklich?»
    Die Vorstellung, Miles nähme jemand zum Weibe, schien mir so absurd wie Palmen, die auf einem Eisberg sprössen.
    «Und ich wäre dir verbunden, wenn du aufhörtest, dein Spiel mit ihren Gefühlen zu treiben», fügte er hinzu.
    «Was du nicht sagst», gab ich, ärgerlich über seinen Ton, zurück. «Und woher bist du dessen so sicher, daß ich sie nicht auch zu einer Mrs. Grimsdyke machen möchte?»
    «Du? Du kannst ebensowenig ans Heiraten denken wie ein Schuljunge.»
    Ich fand, daß die Konversation peinliche Formen annahm, und nahm meinen Rückzug. Außerdem mußte ich zu meiner neuen Arbeitsstätte gehen.
    Das Ausführen Connies hatte meine Finanzen derart unterminiert, daß ich gezwungen gewesen war, einen regelmäßigen Posten zu suchen. Glücklicherweise hatte ich in einer Kneipe der Shaftesbury Avenue einen Burschen namens Pedro kennengelernt, der mir, nachdem ich ihm kostenlos meinen ärztlichen Rat bezüglich seines Zwölffingerdarmgeschwürs und einen guten Tip für ein Hunderennen hatte zuteil werden lassen, das Angebot machte, fünf Abende der Woche als Kellner in seinem Restaurant in Soho zu arbeiten. Pedro war ein gestrenger Herr und Zuchtmeister — die meisten seiner Anverwandten gingen noch immer in den Bergen Siziliens mit dem Schießgewehr aufeinander los —, und ich mußte allabendlich die Suppenflecke aus meinem besten Frack herausputzen, bevor ich zu Bett ging; aber die Trinkgelder wogen all die Übelstände auf.
    Allerdings nur bis zu jenem Abend, da Miles an der Seite Connies eintrat.
    «Sollen wir uns nicht dort drüben niederlassen?» fragte sie, indem sie auf meine Ecke lossteuerte. «Ich sitze sehr ungern neben der
    Tür.»
    Ich tauchte geschwind in der Küche unter.
    «Was hast du hier zu suchen, zum Teufel?» stellte mich Pedro.
    «Ich — äh, wollte nur die Sockenhalter richten.»
    «Ich zahl dich nicht dafür, daß du hier deine Sockenhalter richtest. Geh sofort zurück. Grad sind Gäste gekommen.»
    Ich strich mir über die Stirne.
    «Pedro, ich fühl mich heut abend gar nicht recht wohl. Bin ziemlich klapprig. Ich hab das Gefühl, mir könnte direkt übel werden, wenn ich Fisch rieche. Wenn du nichts dagegen hast,

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