Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Doktor im Glück

Doktor im Glück

Titel: Doktor im Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
Vom Netzwerk:
niederträchtige Vergeudung. «Herzlichste Glückwünsche», sagte ich.
    «Glückwünsche? Wozu?»
    «Zu deiner Verlobung.»
    «Ach ja. Danke. Soll eigentlich geheimgehalten werden. Die Studio-Publicity möchte mich gerne mit Quinny Firm verkuppeln.»
    «Hoffentlich wirst du recht glücklich.»
    «Danke.»
    «Werde eine Garnitur Kaffeelöffel als Hochzeitsgeschenk senden.»
    «Danke.»
    Wir wichen Lord Nutbeam aus, der mit einem Quietscher hinter einer italienischen Schauspielerin einherjagte.
    «Gaston —», begann Petunia.
    «Ja?»
    «Das ist's, worüber ich gestern mit dir reden wollte. Jimmy Hosegood. Ich möchte ihn nicht heiraten, aber schon gar nicht.»
    «Nein?» sagte ich erleichtert. «Dann ist die Sache doch ganz einfach. Sag's ihm halt.»
    «Aber Sir Theodore und Mama wollen es.»
    «Na, dann sag's ihnen halt.»
    «Versuch's bloß, denen was zu sagen!»
    Ich verstand, was sie meinte.
    «Gaston, ich brauche deine Hilfe. Verzweifelt. Siehst du nicht, daß ich sonst niemanden auf der ganzen Welt habe, an den ich mich wenden könnte? Wie soll ich um Himmels willen Jimmy loswerden?»
    Ich tanzte schweigend weiter. Wieder einmal ein Fall für den lieben alten Grimsdyke: sich mit den Sorgen anderer zu befassen, ihnen aus Verlobungen heraus- oder in das St. Swithin hineinzuhelfen.
    «Ist dieser Kerl von einem Hosegood auch in der Filmbranche tätig?»
    Sie schüttelte den Kopf. «Er macht in Konfektion. Hat eine Menge Fabriken in Manchester oder sonstwo. Aber er ist der Geldgeber der Filmleute. Verstehst du jetzt?»
    «Aber ich kenne den Burschen ja nicht einmal», wandte ich ein. «Und ich kann nicht einfach zu jemand Wildfremdem gehen und ihm sagen, daß seine Braut ihn nicht riechen kann.»
    «Komm einmal in unser Strandzelt hinunter und setz dich zu ihm. Ich bin überzeugt, dir fällt irgendeine brillante Lösung ein, Darling. Wie immer. Versprichst du's mir?»
    Bevor ich noch eine Antwort geben konnte, bahnte sich Mrs. Bancroft mit Brachialgewalt einen Weg durch die Menge.
    «Petunia — Zeit, schlafen zu gehen.»
    «Ja, Mama.»
    «Nein sowas!» rief ich. «Hol's der Teufel! Es ist doch kaum Mitternacht!»
    «Ich erfordere Ihren Rat lediglich in medizinischen Dingen, jun-ger Mann. Hinauf mit dir, Petunia. Vergiß nicht deine Nährcreme auf dem Toilettentisch.»
    «Nein, Mama.»
    «Noch Sir Theodore gute Nacht zu sagen.»
    «Nein, Mama.»
    «Ebenso Adam Stringfellow.»
    «Nein, Mama. Gute Nacht, Gaston.»
    Sie ließen mich allein und erbittert mitten auf dem Tanzparkett stehen. Ich hatte mich so sehr auf die lustige kleine Party mit Englands wirksamster Sexbombe gefreut, und nun war sie zu Bett geschickt worden wie ein Schulmädchen auf Ferien. Ich fragte mich, was ich mit dem Rest des Abends anfangen sollte, und hielt Umschau. Da ich niemanden kannte und Lord Nutbeam gerade begann, Charlotte Russe in die Armleuchter zu schütten, entschied ich mich dafür, ebenfalls zu Bett zu gehen.
    «Verzeihung», sagte eine Stimme hinter mir.
    Ich wandte mich um und sah mich einer großen Blondine gegenüber, mit einer langen Zigarettenspitze und einem jener Bettelarmbänder bewehrt, mit denen Frauen wie vorüberfahrende Güterzüge scheppern, wenn sie die Hand ausstrecken.
    «Sie sind Dr. Grimsdyke, nicht wahr?»
    «Stimmt.»
    «Kennen Sie Melody Madder schon lange?»
    «Seit Jahren», erwiderte ich kurz angebunden. «Eigentlich schon seit der Elementarschule.»
    «Wirklich? Oh, wie interessant! Finden Sie es nicht sehr stickig hier? Sollen wir nicht draußen einen Drink nehmen?» Sie packte meinen Arm. «Sie können mir die Geschichte Ihres Lebens im Mondenschein erzählen.»
    «Ich glaube nicht, daß Sie sie sehr interessant finden werden.»
    «Aber bestimmt hab ich großes Interesse dafür, Doktor.» Sie wandte sich der Terrasse zu. «Kommen Sie, setzen wir uns in die Orangerie, dort werden wir sicher nicht gestört.»
    Petunia sah ich die nächsten vierundzwanzig Stunden nicht, da Lord Nutbeam nach der Party in einem solchen Zustand war, daß wir einen Ruhetag in den Bergen einschalten mußten. Am Ende hatte ich doch einen ganz netten Abend mit der Blondine verbracht, deren Vorname so ähnlich wie Dawn lautete und die eine jener teilnahmsvollen Zuhörerinnen war, wie man sie unter Spitalsbesucherinnen und Barmädchen findet. Nach ein paar Gläsern Champagner brachte sie mich so weit, daß ich ihr alle meine Nöte anvertraute, Miles und meine Versuche, ein Buch zu schreiben, nicht ausgenommen; nur über Petunia und

Weitere Kostenlose Bücher