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Doktor im Glück

Doktor im Glück

Titel: Doktor im Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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    im Nerz, natürlich — zum Lunch aus. Dabei trafen wir Adam Stringfellow, einen Manager, der gerade Filmmodelle suchte. Er bestellte mich ein paar Tage lang ins Studio, und von da an war ich gemacht.»
    «Und wie ist es?» fragte ich.
    «Verdammte Schwerarbeit», sagte Petunia.
    Ich war überrascht, denn nach den Zeitungsberichten hatte ich geschlossen, daß sie nichts anderes zu tun hatte, als an der Seite dicker großer Männer in dicken großen Autos herumzufahren und ein dickes großes Einkommen zu beziehen.
    «Weißt du, wann ich morgens aufstehe? Vor dem Milchmann. Um sechs, bitte sehr, muß ich im Studio sein, um frisiert und geschminkt zu werden. Du kannst dir nicht vorstellen, wie scheußlich es ist, vor dem Frühstück eine leidenschaftliche Liebesszene zu spielen, dabei auf dem Bett zu liegen und sich ständig daran zu erinnern, einen Fuß auf dem Boden zu halten, damit der Zensor nichts auszusetzen hat.»
    «Wie beim Billardspiel», bemerkte ich.
    «Und ich bin nicht mehr dieselbe.»
    «Aber geh. Du bist vollkommen gesund, versichere ich dir.»
    «Ich meine, jetzt bin ich die Melody Madder GmbH. Mit einem Direktorium und so Sachen. Alle machen das so, wegen der Steuer. Und dann ist da noch Mama, natürlich.»
    «Ach ja, Mama.»
    «Und noch was...» Sie blickte mich an, und ihre funkelnagelneuen Wimpern flatterten. «Gaston, Süßer — erinnerst du dich, wie du mich geliebt hast?»
    «Nur zu gut, meine liebste Pet.»
    Noch immer plagte mich ein leichter Rheumatismus in der Schulter, eine hartnäckige Nachwirkung von Clem's Kaff.
    «Weißt du, ich glaube, du bist der einzige Freund, den ich auf der ganzen Welt habe. Und ich brauche Hilfe, Darling.»
    «Großer Gott, wirklich?»
    «Verzweifelt. Ich bin in schrecklichen Nöten.»
    «Ach nein?»
    Ich war auf der Hut, denn ich kannte jene Nöte, die die Mädel speziell den Ärzten unter ihren alten Freunden Vorbehalten. Aber Petunia fuhr fort:
    «Daran ist einzig und allein Mama schuld, wirklich. Versprich mir bei allem, was dir teuer ist, daß du niemandem ein Sterbenswörtchen sagen wirst, ja?»
    «Selbstverständlich. Du weißt doch, wir Ärzte — Schweigepflicht.»
    «Schön, dann sag ich's dir. Kurz und gut — »
    Aber in diesem Augenblick kehrte Mama mit der Medizin zurück.
    «Dies wird Ihre Tochter im Nu wieder auf die Beine bringen», sagte ich zu ihr und schüttelte die Flasche. «Ich hoffe schon deswegen, daß sie morgen abend wieder in Form ist, weil ich den ehrenden Auftrag erhalten habe, sie zu Lord Nutbeams kleiner Party einzuladen.»
    «Sie muß zuerst Sir Theodore um Erlaubnis fragen», sagte Mutter Madder. «Und natürlich auch Mr. Stringfellow.»
    «Bei allem muß ich sie um Erlaubnis bitten», entschuldigte sich Petunia vom Bett her.
    «Und auch mich, möchte ich betonen», fügte Mrs. Bancroft hinzu. «Ich bin noch immer deine Mutter, wie du weißt.»
    «Ja, Mama», sagte Petunia.

Sechzehntes Kapitel

    «Ich hoffe ja so sehr, daß sich die junge Dame freimachen kann», erklärte Lord Nutbeam, als ich in seine Suite kam, um ihm die Hindernisse auseinanderzusetzen. «Habe eine richtig glänzende kleine Abendgesellschaft im Sinn. Champagner wird's geben, und selbstverständlich eine Kapelle, die südamerikanische Tänze spielt. Haben Sie schon von Rumba gehört, Doktor? Tut meiner Hüfte enorm gut. Ich wollte auch ein Feuerwerk, aber Ethel ist dem höchst abgeneigt.»
    Ich tröstete ihn mit der Bemerkung, daß nur einmal im Jahr Guy-Fawkes-Day sei, aber er fuhr mit einem Seufzer fort: «Finden Sie nicht, Doktor, daß heutzutage so viele Leute Spielverderber sind? Ethel natürlich nicht. Das liebe Mädchen ist äußerst verständnisvoll. Ich wollte einen Behälter voll dieser winzigen Fische aus dem Aquarium kaufen und sie morgen abend in Eiswasser eingefroren servieren. Wäre ein kolossaler Jux gewesen. Aber die Hoteldirektion wollte nichts davon wissen.»
    Ich faßte den alten Knaben ins Auge. Seit ich nach Monte Carlo gekommen war, hatte ich mich schon mehr als einmal gefragt, ob Lady Nutbeams Diagnose einer verfrühten Dementia senilis nicht doch richtig sei. Ich nahm es hin, wenn er mir, seinem ärztlichen Betreuer, Apfelpastete ins Bett tat oder einen Champagnerkübel an meiner Schlafzimmertür derart befestigte, daß sich eiskaltes Wasser über mich ergoß, sobald ich eintrat. Oder selbst wenn er mit dem Ruf «Es brennt!» in mein Zimmer stürzte, als ich mich einmal einer frühen Nachtruhe erfreuen wollte und recht lächerlich

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