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Doktor Proktors Pupspulver

Doktor Proktors Pupspulver

Titel: Doktor Proktors Pupspulver Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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schwarzen Hummer, der durch die Straßen von Oslo raste und mehr Abgase ausspie als zwei Lokomotiven zusammen. Jedes Mal, wenn die Polizei eine Straße absperrte und glaubte, jetzt hätte sie ihn in der Falle, gab Herr Thrane einfach noch mehr Gas und Absperrungen, Polizeiwagen, Polizeipferde und Polizeileute flogen nur so beiseite.
    Und als die Sonne unterging und der 17. Mai endlich kurz bevorstand, war die wilde Jagd noch immer im Gang.

21 . Kapite l
Der 17. Mai
    um letzten Mal in dieser Geschichte ging an einem wolkenlosen Himmel die Sonne auf. Sie hatte schon eine Weile auf Japan, Russland und Schweden geschienen und jetzt ging sie auch über der nicht besonders großen Hauptstadt eines nicht besonders großen Landes namens Norwegen auf. Die Sonne schien sogleich auf das gelbe, eher kleine Schloss in Oslo. Hier lebt ein König, der so wenig zu bestimmen hat, dass es kaum auffällt, der sich aber darauf freute, dem Kinderumzug zuzuwinken und Den Großen Und Fast Weltberühmten Königssalut zu seinen Ehren zu hören. Und natürlich schien die Sonne auch auf die Festung Akershus, auf die alten, zum Oslofjord hinausgerichteten Kanonen und auf die letzte Tür ganz, ganz hinten, die zur gefürchtetsten Gefängniszelle der ganzen Stadt führte, zum Totenmannsloch.
    Und genau in diesem Augenblick ging die Tür zum Totenmannsloch auf und hinaus auf die Rasenfläche stieg Doktor Proktor, der vor lauter Sonnenschein die Augen zusammenkneifen musste. Hinter ihm kamen zwei Gefangenenwärtergardisten.
    »Hipp, hipp, hurra!«, riefen Bulle und Lise, die schon auf Doktor Proktor warteten. Sie hüpften auf und ab und schwenkten zwei norwegische Fahnen.
    »Freiheit, Sonnenschein, 17. Mai und meine Assistenten«, lachte Doktor Proktor, umarmte beide und hob sie hoch. »Könnte dieser Tag noch besser werden?«
    »Für manchen schon«, murmelte der Kommandant, der auf den Fersen wippend ein paar Schritte hinter Lise und Bulle stand.
    »Ich weiß noch gar nicht, warum genau ich freigekommen bin«, sagte der Professor, als er Bulle und Lise wieder auf den Boden gestellt hatte.
    »Truls und Trym haben alles gestanden«, sagte Lise. »Dass sie Bulle neulich gezwungen haben, ihnen von dem Pupsonautenpulver zu geben.«
    »Und dass Sie, Professor, das Pupsonautenpulver nie an Kinder verkauft haben«, sagte Bulle.
    »Und jetzt hat die Polizei bald Herrn Thrane eingefangen«, sagte Lise. »Sie muss nur noch ein bisschen mit den Autos durch die Stadt rasen.«
    »Dem Himmel sei Dank«, sagte der Professor. »Dann sind ja alle Probleme gelöst!«
    »Nicht ganz alle«, sagte Lise und nickte dem Kommandanten zu. »Papa?«
    »Ja, freilich, ja, freilich«, brummte der Kommandant und trat vor. Er wirkte peinlich berührt und vielleicht redete er darum ein wenig lauter und kommandantenhafter, als es nötig gewesen wäre: »Ja, wir bedauern diesen irrtümlichen Gefängnisaufenthalt ganz außerordentlich, Doktor Proktor. Soll nicht wieder vorkommen. Es sei denn natürlich, Sie tun etwas sehr Verbotenes. Zum Beispiel Bananen in Auspuffrohre stecken. Oder Kleinkinder an Fahnenstangen hochziehen. Oder...«
    »Zur Sache, Papa«, sagte Lise streng.
    »Ja, freilich, ja, freilich, zur Sache«, brummte der Kommandant und bekam ein paar rote Flecken am Hals. »Wie Sie sehen, stehen dort ein paar alte Kanonen. Und wie Sie nicht sehen, haben wir unser Spezialschießpulver aus Schanghai nicht bekommen, das wir für den Großen Und Fast Weltberühmten Königssalut benötigen, der heute im Verlauf des Tages von ebendiesen Kanonen abgefeuert werden soll. Es ist in modernen Zeiten noch nie vorgekommen, dass der Königssalut ausfallen musste, und jetzt befürchten wir, zum Gespött der ganzen Welt zu werden. Zumindest zum Gespött ganz Nordeuropas...mit Ausnahme von Finnland viel-leicht...und...und...«
    »Papa!«
    »Ja, freilich, ja, freilich. Die Frage ist nun...«
    »Die Frage ist«, unterbrach Doktor Proktor ihn, »ob ich Ihnen beim Königssalut helfen kann. Und die Antwort, mein lieber Kommandant und Nachbar, die Antwort lautet: JA!«
    Und damit brach zum zweiten Mal innerhalb recht kurzer Zeit der Jubel los. Nur dass Lise und Bulle nicht so lange jubeln konnten, sie mussten ja bald mit ihrer Schulkapelle beim 17.-Mai-Umzug spielen.
    Und ihre Schulkapelle marschierte und spielte wie nie zuvor. Sie traf eine Menge richtiger Töne und war dem richtigen Takt noch nie näher gewesen als heute. Ganz vorne marschierte Nicolai Amadeus Madsen mit der Pilotensonnenbrille

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