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Doktor Proktors Pupspulver

Doktor Proktors Pupspulver

Titel: Doktor Proktors Pupspulver Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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der Patentaufsicht frage ich Sie nun also zum dritten Mal: Aus welchen Bestandteilen besteht Ihre Erfindung?«
    Herr Thrane lächelte so einschmeichelnd, wie er nur konnte. »Wie ich schon zwei Mal erläutert habe, kann ich mich leider überhaupt nicht daran erinnern. Ich habe nur ein bisschen was zusammengeschüttet und das Ganze über schwacher Hitze gerührt. Und das Ergebnis war das Pulver, das Sie hier vor sich sehen.«
    »Hm«, machte der Vorsitzende ernst.
    »Hm«, stimmten die vier anderen ernsten Männer ein.
    »Ja, also dann einen Beweis«, sagte einer der vier.
    »Was für einen Beweis?«, fragte Herr Thrane und schaute auf die Uhr. Die Männer von der NASA hatten gesagt, sie kämen mit der Zwei-Uhr-Maschine aus Houston geflogen, und er hatte gehofft, noch vor ihrem Treffen um drei Uhr das Patent in der Hand zu haben.
    »Einen Test«, sagte der Vorsitzende.
    »Genau!«, sagten die anderen. »Einen patentierten Patenttest.«
    Herr Thrane sah sie unsicher an.
    »Sie müssen es uns vorführen«, sagte der Vorsitzende. »In sehr, sehr kleiner Dosierung, versteht sich. Nur um zu sehen, dass Ihre Behauptungen mehr oder weniger der Wirklichkeit entsprechen.«
    »Selbstverständlich«, sagte Herr Thrane, sichtlich nervös. »Selbstverständlich, meine Herren Patentaufsicht.«
    »Bitte, Sie können den gern ausleihen«, sagte einer der vier Patentaufseher und deutete auf einen Helm, der an einem Wandhaken hing. »Obwohl, das letzte Mal hat er nicht viel geholfen.«
    »Was war da?«, fragte Herr Thrane furchtsam.
    »Da war jemand, der dachte, er hat ein neues Spezialschießpulver für die Kanonen der Festung Akershus erfunden«, sagte der Vorsitzende düster. »Leider erwies es sich als allzu leicht entzündlich.«
    Die vier anderen schüttelten ebenso düster den Kopf und bekreuzigten sich.
    Also setzte Herr Thrane den Helm auf, trat zum Tisch vor und steckte den Löffel in das Pulver. Aber er nahm nur ein ganz kleines bisschen. Er schluckte es, kniff die Augen fest zusammen und wartete. Und wartete. Und wartete.
    Doch nichts geschah.
    Jedenfalls nichts, das er selbst sehen konnte.
    Dann hörte er, wie die fünf Männer einander zumurmelten.
    »Bemerkenswert«, sagte einer.
    »Äußerst ungewöhnlich«, sagte ein anderer.
    »Aber haben wir das nicht schon mal gesehen?«, sagte ein Dritter.
    Herr Thrane öffnete vorsichtig ein Auge und sah, wie der vierte ernste Mann in einem großen Buch blätterte.
    »Da haben wir es ja«, sagte er und deutete in das Buch. »Auf dieses Pulver ist bereits ein Patent erteilt.« Der Vorsitzende räusperte sich und schaute noch ein bisschen ernster drein: »Herr Thrane, Sie sind ein Schwindler, der versucht, Doktor Proktors Erfindung zu stehlen.«
    Herr Thrane sperrte den Mund auf und es brach aus ihm heraus: »Hat dieser Irrsinnige von Professor etwa schon ein Patent auf das Pupsonautenpulver?«
    »Pupsonautenpulver? Durchaus nicht. Hier ist die Rede von einer im Grunde eher missglückten Erfindung namens Doktor Proktors Hellgrünes Pulver. Sehen Sie sich doch selbst mal an, Mann!«
    Herr Thrane blickte an sich hinab. Und schrie überrascht auf. Denn er leuchtete phosphorgrün und war außerdem so durchsichtig wie eine durchsichtige Made.

    In demselben Augenblick lehnte Bulle sich in Frau Strobes Klassenzimmer zu Lise hinüber und flüsterte ungläubig:
    »Was hast du getan?«
    »Ich habe das Kellerfenster eingeworfen, bin eingestiegen und habe ein neues Etikett auf das Einmachglas mit Doktor Proktors Hellgrünem Pulver geklebt.«
    »Und auf das neue Etikett hast du was geschrieben?«
    »PUPSONAUTENPULVER«, kicherte Lise. »FÜR KINDER UNZUGÄNGLICH AUFBEWAHREN!«
    Sie duckten sich, als sie sahen, wie Frau Strobes Blick auf der Suche nach dem Flüstern über die Klasse schweifte.
    »Und dann?«, flüsterte Bulle.
    »Dann habe ich alles restliche Pupsonautenpulver und normales Pupspulver in meinen Rucksack gesteckt«, antwortete Lise. »Aber neben das andere Glas habe ich eines mit normalem Pupspulver gestellt. Damit Truls und Trym keinen Verdacht schöpfen.«
    »Und wo ist das Pupsonautenpulver jetzt?«
    »Ganz hinten in meinem Kleiderschrank.«
    »Und du sagst, Truls und Trym haben...?«
    »Ja! Ich habe sie vom Schlafzimmerfenster aus beobachtet. Sie sind eingebrochen und mit beiden Einmachgläsern abgezogen.«
    »Wer weiß, wo die jetzt stecken. Auf dem Schulhof habe ich sie nicht gesehen, als es klingelte.«
    »Ich weiß, wo die sind«, sagte Lise und vergaß dabei ganz zu

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