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Doktor Proktors Zeitbadewanne

Doktor Proktors Zeitbadewanne

Titel: Doktor Proktors Zeitbadewanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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viel habe ich verstanden. So einen wollen wir hier in Frankreich natürlich nicht.«
    »Nein, das ist schon klar«, sagte Lise. »Aber... aber dann ist ja alles verloren. Dann wird Claude Cliché trotz allem gewinnen.«
    »Ja, das hat dein Doktor Proktor auch gesagt.« Eiffel nickte bedächtig. »Also machten wir noch eine Flasche Wein auf, tranken und verdrückten alle beide ein paar Tränen.«
    »Und dann?«, fragte Lise.
    »Dann tat ich das Einzige, wozu ich tauge«, sagte Eiffel. »Ich dachte logisch.«
    »Nämlich?«
    »Der Professor erzählte, dass Juliettes Ur-Ur-Ur-Urgroßvater, der Graf von Monte Crispo, während der Französischen Revolution geköpft wurde und daher der spielsüchtige Dély Margarine das Vermögen erbte und es alsbald bei ›Acht sticht‹ durchbrachte. Wenn aber der Graf nicht geköpft worden wäre, hätte er wahrscheinlich Kinder bekommen, die dann statt Dély, diesem Trunkenbold, das Vermögen geerbt hätten. Dann wäre die Familie immer noch reich und Juliettes Vater hätte ihre Hand nicht Claude Cliché versprechen müssen, damit der die Margarines vor dem Ruin bewahrt. Na, da habe ich den Doktor gefragt, warum er dann nicht in die Zeit der Französischen Revolution zurückreist und den Graf vor der Guillotine rettet. Ziemlich logisch, was?«
    »Ziemlich«, sagte Lise. »Nur, was ist eine, äh, Gijotiene?«
    »Ach, die«, sagte Eiffel begeistert, »das ist eine ziemlich raffinierte Erfindung, mit der die Revolutionäre Grafen und Baronen den Kopf abschlugen. Gräfinnen und Baroninnen auch, übrigens. Rasch und effektiv. Zack, und ab! Ich muss hier irgendwo eine Zeichnung von dem Ding haben...«Erzog eine Schreibtischschublade auf.
    »Muss nicht sein«, sagte Lise schnell. »Also dorthin ist Doktor Proktor weitergereist? In die Zeit der Französischen Revolution?«
    »Ja, nur muss er jetzt diesen Grafen finden in all dem Chaos, das im Jahre 1793 in Paris herrschte. Darum weiß ich nicht, wo genau er jetzt ist. Oder damals ist. Oder früher war. Äh, das ist ein bisschen verwirrend, findest du nicht?« Wieder musste Eiffel fürchterlich husten; die Augen traten aus den Höhlen, als wollten sie ihm gleich aus dem Kopf springen.
    Lise blickte in den Seifenschaum, der allmählich in der Wanne verschwand. Wenn sie noch hier wegkommen wollte, musste sie sich beeilen.
    »Hat er denn gar nicht gesagt, wie man ihn finden könnte?«, fragte sie.
    »Nein.« Eiffel schüttelte bedauernd den Kopf. »Das heißt, nachdem er nachgedacht hatte, fragte er, ob ich eine Postkarte hätte und eine Briefmarke mit dem Porträt von Félix Faure aus dem Jahr 1888. Natürlich hatte ich beides, schließlich haben wir gerade das Jahr 1888 und Félix Faure ist unser Präsident, nicht wahr?« Eiffel lacht. »Dein Professor behauptete, eines Tages würde diese Briefmarke sehr selten und wertvoll sein, das ist natürlich vollkommen verrückt! Die Briefmarke hat jeder Franzose zu Hause. Wie auch immer, ich habe ihm eine Marke gegeben und eine Karte mit einem Foto von dem Platz, den du hier draußen siehst.«
    »Hab ich doch gewusst, dass ich den Platz kenne!«, rief Lise. Sie dachte an den Platz auf der Karte und daran, dass auf ihm irgendwie etwas fehlte. Und jetzt meinte sie, auch zu ahnen, was genau das war...
    »Er schrieb etwas Verschlüsseltes auf die Karte und sagte, das sei für Freunde in Oslo bestimmt«, sagte Eiffel. »Einen Herrn Bulle und eine junge Frau namens Lise. Er wollte euch mitteilen, ihr solltet genau dahin kommen, wo er jetzt ist.«
    »Nämlich in die Zeit der Französischen Revolution im Jahre 1793?«
    »Ja, hast du das nicht gewusst? Er hat es doch in der Karte geschrieben.«
    »Das muss der Teil gewesen sein, der weggewaschen war. Haben Sie eine Idee, wo in der Französischen Revolution ich zu suchen anfangen soll?«
    »Tja...« Eiffel fingerte an seinem Schnurrbart herum. »Also, ich würde es auf dem Revolutionsplatz versuchen, gleich vor dem berüchtigten Gefängnis, der Bastille. Wahrscheinlich hat man den Grafen von Monte Crispo auf diesem Platz geköpft, denn dort wurde die Guillotine besonders fleißig eingesetzt.«
    »Danke«, sagte Lise. »Ich konzentriere mich also auf das Jahr 1793, den Grafen von Monte Crispo und die Pariser Pastille. Ach, übrigens: Wie hat der Professor die Karte eigentlich verschickt?«
    Eiffel musste bei der Erinnerung kichern: »Er hielt die Karte unter Wasser und steckte den Kopf in die Badewanne. Hinterher sagte er, er habe einfach daran gedacht, wohin die

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