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Dokument1

Dokument1

Titel: Dokument1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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teilte sich die Fahrspur abermals. Rechts befand sich eine automatische Schranke, wo man sich mit einer Münze einen Kurzparkschein ziehen konnte. Links saß der Parkwächter in einer Glaskabine, rauchte eine Zigarette und verfolgte das Fernsehprogramm auf einem tragbaren Schwarz-Weiß-Gerät.
    Arnie seufzte. »Vielleicht hast du recht. Vielleicht ist das doch die beste Lösung.«
    »Das ist sie ganz bestimmt«, antwortete Michael erleichtert.
    Arnie schien zu seinem alten Selbst zurückgefunden zu haben.
    Jedenfalls hatten seine Augen diesen harten, bitteren Glanz verloren. »Zehn Monate, das ist alles.«
    »Sicher.«
    Arnie hielt vor der Glaskabine, und der Wärter, ein junger Typ im schwarz-orange-gestreiften Pullover mit der Markette der Libertyville High School auf der Brusttasche beugte sich durch das offene Fenster: »Kann ich Ihnen helfen?«
    »Ich möchte ein Monats-Billett«, sagte Arnie und griff nach seiner Geldbörse.
    Michael legte die Hand auf Arnies Arm. »Das zahle ich.«
    Arnie schob die Hand sanft, aber entschieden weg und zückte sein Portemonnaie. »Es ist mein Wagen«, sagte er.
    »Deswegen bezahle ich auch.«
    »Ich wollte nur…«, fing Michael an.
    »Ich weiß«, sagte Arnie. »Aber ich will nicht.«
    Michael seufzte. »Ich merke es. Du und deine Mutter. Alles ist okay, wenn es nur nach eurem Kopf geht.«
    Arnie preßte einen Augenblick die Lippen zusammen und lächelte dann. »Nun… ja«, sagte er.

    Sie sahen sich an und brachen dann in Gelächter aus. In diesem Augenblick fing Christine an zu bocken. Bisher hatte der Motor geschnurrt wie eine Katze. Nun blieb er einfach stehen, und die beiden Warnlichter des Öldrucks und der Lichtmaschine gingen an.
    Michael wölbte die Augenbrauen. »Was hat er denn?«
    »Keine Ahnung«, antwortete Arnie stirnrunzelnd. »Bisher ist der Motor noch nie stehengeblieben.«
    Er drehte den Schlüssel, und sofort sprang der Motor an.
    »Es war wohl weiter nichts«, sagte Michael.
    »Ich werde in den nächsten Tagen die Zündung mal überprü-
    fen«, murmelte Arnie. Er spielte mit dem Gashebel und horchte auf die Motorgeräusche. Und in diesem Moment dachte Michael, daß Arnie überhaupt nicht wie sein Sohn aussah. Er sah wie ein anderer aus, jemand, der viel älter, härter war. Und dabei überkam ihn eine jähe Angst, die sich wie ein Messer in seine Brust bohrte.
    »He, willst du nun deinen Parkschein, oder willst du die ganze Nacht hier stehenbleiben und über deine Zündung reden?« erkundigte sich der Parkwächter. Er kam Arnie irgendwie bekannt vor, vielleicht von flüchtigen Begegnungen auf dem Schulhof.
    »Oh, klar. Entschuldigung.« Arnie reichte ihm eine Fünf-Dollar-Note, und der Wächter gab ihm den Parkschein.
    »Ganz hinten, die letzte Reihe«, sagte der Parkwächter.
    »Wenn du den Stellplatz behalten möchtest, muß er mindestens fünf Tage vor Monatsende verlängert werden.«
    »Okay.«
    Arnie fuhr bis zum Ende des Parkplatzes unter den Neon-lampen hindurch, die Christines Schatten auseinanderzogen und zusammenpreßten wie eine Ziehharmonika. Er fand einen freien Platz und stieß im Rückwärtsgang hinein. Als er die Zündung ausschaltete, verzog er das Gesicht und massierte sich mit der rechten Hand eine Stelle an der Wirbelsäule.
    »Tut dir der Rücken immer noch weh?« erkundigte sich Michael.
    »Nur ein bißchen«, erwiderte Arnie. »Ich dachte, es wäre vorbei, aber gestern fing es von neuem an. Vielleicht habe ich mich verhoben. Vergiß nicht, die Tür zu verriegeln.«

    Sie stiegen aus und verriegelten die Türen.
    Kaum hatte Michael den Wagen verlassen, fühlte er sich schon viel besser - viel näher an seinem Sohn und, was genauso wichtig war, viel weniger wie ein Narr, der in der vorausge-gangenen Auseinandersetzung nur mehr oder weniger hilflos mit den Schellen an seiner Kappe geklingelt hatte. Kaum aus dem Wagen, hatte er das Gefühl, an dem Abend vielleicht doch etwas erreicht zu haben.
    »Mal sehen, wie schnell der Bus wirklich ist«, sagte Arnie, und dann gingen sie wie zwei Freunde nebeneinander über den Parkplatz und anschließend zur Bushaltestelle.
    Michael hatte sich auf der Fahrt zum Flughafen eine Meinung über Christine gebildet. Er war beeindruckt von der. Restauration, die Arnie fertiggebracht hatte, aber den Wagen selbst mochte er nicht - empfand eine ausgeprägte Antipathie gegen ihn. Vermutlich war es lächerlich, leblosen Gegenständen solche Gefühle entgegenzubringen, aber die Antipathie war da, wie ein

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