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Dokument1

Dokument1

Titel: Dokument1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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lähmende Gefühl im Wagen selbst. Sie konnte nichts darin tun, und wenn es sich vermei-den ließ, wollte sie auch nicht damit fahren. Arnie schien irgendwie verwandelt in diesem Wagen, eine Person, die sie nicht wirklich kannte. Sie liebte das Gefühl seiner Hände auf ihrem Körper… ihren Brüsten, ihren Hüften (sie hatte ihm noch nicht gestattet, ihren Schoß zu berühren, aber sie wünschte sich seine Hände dort; sie hatte das Gefühl, wenn sie ihn dort spürte, würde sie vermutlich einfach dahinschmel-zen). Seine Berührung löste die Erregung eines nach Kupfer schmeckenden Speichelflusses in ihrem Mund aus, ein Gefühl, daß alle ihre Sinne lebendig und köstlich auf ihn eingestimmt waren. Doch in diesem Wagen wurden diese Gefühle und Empfindungen irgendwie stumpf… vielleicht deshalb, weil Arnie in diesem Wagen weniger leidenschaftlich zu sein schien, sondern eher gierig.
    Sie öffnete abermals den Mund, als sie in ihre Straße einbogen, und wollte ihm einen Teil von dem offenbaren, was ihr durch den Kopf ging, und brachte wieder kein Wort hervor.
    Warum auch? Es gab eigentlich nichts zu erklären - nur unbestimmte Eindrücke, Empfindungen. Nein… etwas gab es schon. Aber das konnte sie ihm nicht sagen, weil es ihn zu sehr verletzt hätte. Sie wollte ihn nicht verletzen, weil sie glaubte, sie habe ihn zu lieben angefangen.
    Aber es war da.
    Dieser Geruch - ein übler, süßlicher Geruch unter dem Duft der neuen Polsterbezüge und dem Fleckenwasser, das er für die Fußmatten benützt hatte. Der Geruch war da, schwach, aber beängstigend unangenehm. Beinahe magenumdrehend.
    Als wäre irgendwann irgend etwas in den Wagen gekrochen und hier gestorben.
    Er gab ihr vor der Haustür einen Gute-Nacht-Kuß, und der Schneeregen zauberte eine endlose Kette aus silbernen Perlen im gelben Licht der Treppenlampe. Der Schnee glitzerte auf ihren blonden Haaren wie Juwelen. Er hätte ihr gerne einen echten, leidenschaftlichen Kuß gegeben, aber da ihre Eltern sie vermutlich vom Wohnzimmerfenster aus beobachteten -
    höchstwahrscheinlich sogar -, zwang er sich dazu, nur flüchtig mit den Lippen ihre Wangen zu berühren, als wäre sie seine Kusine.
    »Es tut mir leid«, sagte sie. »Ich war ziemlich albern.«
    »Nein«, erwiderte Arnie, aber er meinte wohl ja.
    »Es ist nur«, - und ihr Verstand vermittelte ihr eine Mischung aus Wahrheit und Lüge -, »daß es im Auto nicht recht zu sein scheint. In irgendeinem Wagen. Ich möchte, daß wir zusammen sind, aber nicht in einem geparkten Auto am Ende einer Sackgasse. Verstehst du?«
    »Ja«, erwiderte er. Im Wagen, als sie auf der Uferstraße parkten, hatte er sich schon über sie geärgert… nein, wenn er ehrlich war, war er sogar wütend gewesen. Jetzt, vor ihrer Haustür, glaubte er, er könne sie gut verstehen - und nur darüber staunen, daß er ihr irgend etwas aufzwingen wollte, mit dem sie nicht einverstanden war. »Ich weiß ganz genau, was du meinst.«
    Sie umarmte ihn und verschränkte die Hände in seinem Nacken. Ihre Jacke war immer noch aufgeknöpft, und er spürte die weichen, verrücktmachenden Rundungen ihrer Brüste.
    »Ich liebe dich«, sagte sie zum erstenmal, und dann schlüpfte sie ins Haus, ließ ihn draußen auf der Vortreppe stehen, mit einer wohligen Betäubung und viel wärmer, als es im prasselnden Schneeregen des späten Herbstes eigentlich sein konnte.
    Der Gedanke, daß die Cabots es vermutlich sehr eigenartig fanden, wenn er noch länger dort draußen im Schneeregen auf der Treppe verharrte, sickerte allmählich in sein Bewußtsein.
    Arnie ging durch den qualligen Matsch auf den Stufen und Steinplatten zurück zu seinem Wagen, schnippte mit den Fingern und grinste. Er hatte nun freie Bahn für eine schwindeler-regende, jauchzende Fahrt, wie sie einem nur einmal im Leben vergönnt war.
    Aber am Rand des Gehsteigs, wo er in den Bordstein überging, blieb er abrupt stehen, und das Lächeln erlosch auf seinem Gesicht. Christine stand vor ihm, einen perligen Belag auf den Scheiben, und dahinter das schlierige Rot der »Idioten«-Lichter auf dem Armaturenbrett, wobei er sich flüchtig überlegte, wer diesen Slangausdruck geprägt haben mochte -
    Idioten-Lichter: ein unangenehmes Wort. Dann wurde dieser Gedanke fortgewischt von einer wichtigeren Überlegung. Er hatte Christine mit laufendem Motor am Gehsteigrand zurückgelassen, und der Motor war von selbst stehengeblieben. Das war schon das zweitemal.
    »Feuchte Drähte«, murmelte er. »Das ist

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