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ihm nur der Schock die Lippen versiegelt, weil er zum erstenmal erleben mußte, wie sein sonst so stiller Sohn seine Stimme zum Protest erhob? -, doch als ich den Preis des Gebrauchtwagens nannte, mußte er unbedingt Stellung beziehen. Er betrachtete seinen Sohn mit so unverhohlener Verachtung, daß mir die Milch im Magen sauer wurde. Ich möchte eines Tages selbst Kinder haben, und falls sie mir vergönnt sind, hoffe ich sehr, daß solche Grimassen nicht zum pädagogischen Repertoire meiner Gebärdensprache gehören.
Ich ermahnte mich abermals, cool zu bleiben, weil ich nur indirekt betroffen war und es auch nicht um meinen Wagen ging, ich also keinen Grund hatte, gleich Gift und Galle zu spucken; doch der Kuchen, den ich soeben verzehrt hatte, bildete jetzt im Zentrum meines Magens einen dicken klebrigen Klumpen, und meine Haut fühlte sich zu heiß an. Seit meinem Säuglingsalter waren die Cunninghams für mich so etwas wie ein zweites Elternhaus, und deshalb litt ich auch unter all diesen deprimierenden körperlichen Symptomen, die gemein-hin von einem Familienkrach ausgelöst werden.
»Man kann eine Menge über die Mechanik eines Autos lernen, wenn man einen alten Schlitten wieder in Schuß bringt«, sagte ich. Ohne es zu wollen, war ich plötzlich in den Jargon von LeBay verfallen. »Es wird eine Menge Arbeit kosten, bevor der Schlitten überhaupt verkehrstüchtig ist.«
(Wenn er das jemals wird, setzte ich in Gedanken hinzu.) »Ihr könnt es also als ein… ein Hobby betrachten.«
»Ich betrachte es als Wahnsinn«, sagte Regina.
Jetzt reichte es mir plötzlich. Ich wollte nur noch nach Hause.
Vielleicht hätte ich die Szene lächerlich gefunden, wenn sie nicht so emotional hochgeschaukelt worden wäre. Hatte ich nicht selbst den Kauf dieses Wagens für absoluten Schwachsinn gehalten? Und nun war ich irgendwie in eine Lage hinein-manövriert worden, die mich dazu zwang, Arnies Wagen zu verteidigen.
»Was du darüber denkst, ist Ansichtssache«, murmelte ich.
»Nur mich halte da raus. Denn ich fahr’ jetzt nach Hause.«
»Gut«, gab Regina fauchend zurück.
»Mir reicht’s auch«, sagte Arnie tonlos. »Ich verpisse mich ebenfalls.«
Regina hielt erschrocken die Luft an, und Michael blinzelte, als wäre er geohrfeigt worden.
»Was hast du eben gesagt?« faßte sich Regina wieder. »Was hast du eben…«
»Ich begreife nicht, weshalb ihr euch so aufregt«, sagte Arnie, sich eisern beherrschend, damit er nicht ausfallend wurde, »aber ich denke nicht daran, mich von euch herunter-putzen zu lassen und mir den Unsinn anzuhören, den ihr verzapft.« Er blickte seine Mutter an. »Du wolltest unbedingt, daß ich die Vorbereitungskurse für das College besuchen sollte.
Okay, ich besuche sie. Ich wollte im Schulorchester mitwir-ken, aber nein, ich sollte lieber Schach spielen. Also spiele ich jetzt Schach. Ich habe es siebzehn Jahre lang fertiggebracht, euch weder vor euren Bridge-Freunden zu blamieren noch in den Knast zu wandern.«
Sie starrten ihn mit geweiteten Augen an, als hätten die Küchenwände plötzlich Lippen bekommen und zu reden angefangen.
Arnie hielt ihren Blicken stand. Er sah richtig gefährlich aus mit seinen flackernden Augen und seinem schneeweißen Gesicht. »Ich sage es zum letztenmal. Diesmal setze ich meinen Willen durch. Diesen Wagen behalte ich.«
»Arnie, die Versicherung…« begann Michael.
»Hör auf!« rief Regina. Sie mochte gar nicht erst eine Debatte über die mit dem Wagen zusammenhängenden Probleme zulassen, weil dies der erste Schritt auf dem Weg zu einem Kompromiß oder zum Nachgeben gewesen wäre. Sie wollte einfach die Rebellion rasch und gründlich ersticken. Es gibt Zeiten, wo Erwachsene sich so grauenhaft aufführen, daß sie gar nicht begreifen, wieviel Kredit sie bei ihren Kindern verspielen. Ich empfand es wenigstens so in diesem Moment, und dadurch wurde meine Stimmung nicht besser. Als Regina ihren Mann anschrie, war sie für mich nur noch eine vulgäre Frau, die Angst hatte, die Macht über ihre Familie zu verlieren, und ich hätte mir gewünscht, sie nie in dieser Rolle zu erleben.
Trotzdem blieb ich in der Küchentür stehen, gebannt von einer morbiden Neugierde, wie es nun weitergehen würde bei dem ersten handfesten Familienkrach im Hause Cunningham, bei dem ich Zeuge wurde; vermutlich bei dem ersten Familienkrach der Cunninghams überhaupt. Fast schon ein Familien-erdbeben, Stärke zehn auf der Richterskala.
»Dennis, es wäre besser, du
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