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Dokument1

Dokument1

Titel: Dokument1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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einer schwächeren Taktik gegen Regina nicht durchsetzen können, aber daß er überhaupt den Mut dazu aufbrachte, war die eigentliche Überraschung für mich. Und ich hatte einen Bammel davor, wie es weitergehen sollte. Wenn Arnie tatsächlich sein letztes Jahr an der Oberschule für die Berufsvorbereitung verwendete, kam für ihn das College nicht mehr in Frage. Und für Michael und Regina war das ein Ding der Unmöglichkeit.
    »Sie gaben also einfach… nach?« Es war Zeit für die Stechuhr, aber ich konnte das Thema nicht abbrechen, bis ich alles wußte.
    »Nicht einfach so, nein. Ich sagte ihnen, ich würde mich nach einem Garagenplatz für den Wagen umschauen und nicht versuchen, ihn durch die Zulassung zu bringen, bis ich ihre Erlaubnis dazu habe.«
    »Glaubst du, du wirst die Erlaubnis von ihnen bekommen?«
    Er antwortete mit einem grimmigen Lächeln, das irgendwie zuversichtlich und bedrohlich zugleich wirkte. Es war das Lächeln eines Baggerführers, der auf seiner zehn Tonnen schweren Planierraupe die Hydraulik des Rammschildes betä-
    tigt, um einen besonders hartnäckigen Baumstumpf aus den Angeln zu heben.

    »Ich bekomme sie«, sagte er. »Wenn ich soweit bin, bekomme ich sie.«
    Wissen Sie was? Ich glaubte ihm.

4 Arnie heiratet
    / remember the day
    When I chose her over all those other Junkers, Thought I could teil
    Under the coat of rust she was gold,
    No dunker…
    - The Beach Boys
    An diesem Freitagabend hätten wir noch zwei Überstunden dranhängen können, aber wir schlugen das Angebot aus, holten unsere Schecks im Lohnbüro ab und fuhren zur Libertyville-Zweigstelle der Pittsburgh Savings Bank. Ich packte das meiste von meinem Geld auf mein Sparkonto, ließ fünfzig Dollar auf meinem Girokonto gutschreiben (der Besitz eines solchen Kontos gab mir das unbehagliche Gefühl, zu den Erwachsenen zu gehören - aber das Gefühl nützt sich wohl mit der Zeit ab) und behielt nur zwanzig Dollar in der Tasche.
    Arnie hob den ganzen Scheckbetrag in bar ab.
    »Hier«, sagte er und hielt mir einen Zehn-Dollar-Schein hin.
    »Nein«, lehnte ich ab, »du behältst das vorläufig, Mann. Du brauchst jeden Penny, wenn du diese Rostlaube wieder in Schuß bringen möchtest.«
    »Nimm den Lappen«, sagte er. »Ich bezahle meine Schulden; Dennis.«
    »Behalte ihn, ich brauch ihn wirklich nicht.«
    »Nimm ihn.« Er hielt mir den Schein vor das Gesicht wie einen Zahlungsbefehl.
    Dann nahm ich ihn. Aber ich bestand darauf, daß er den einen Dollar abzog, der mir nicht zustand. Er wollte auch das nicht.

    Anschließend fuhren wir quer durch die Stadt zu LeBays Reihenhaus. Arnie mußte Ameisen im Hintern haben. Er stellte das Radio viel zu laut ein, schlug den Takt erst auf den Schenkeln und dann auf dem Armaturenbrett. Foreigner sang
    »Dirty White Boy«.
    »Die Geschichte meines Lebens, Arnie«, sagte ich, und er lachte zu laut und zu lang.
    Er benahm sich wie ein Ehemann, der darauf wartet, daß seine Frau das erste Baby bekommt. Vermutlich hatte er Angst, LeBay könnte inzwischen seinen Wagen an einen anderen verhökert haben.
    »Arnie«, sagte ich, »bleib cool. Der Wagen steht noch dort.«
    »Ich bin ja cool, ganz cool«, erwiderte er mit einem glühenden falschen Lächeln. Und die Pickelflut auf seinem Gesicht war an diesem Tage so schlimm wie nie zuvor, und ich versuchte (nicht zum ersten- oder zum letztenmal) mich in ihn hineinzuversetzen und mir vorzustellen, wie mir als Arnie Cunningham zumute wäre, gebrandmarkt mit Eiterpusteln…
    »Nun hör endlich auf, herumzuzappeln. Du benimmst dich, als müßtest du dir in die Hose pinkeln, wenn wir nicht rechtzeitig hinkommen.«
    »Ich bin ganz ruhig«, sagte er, und zum Beweis dafür, daß er nicht nervös war, benützte er die Verkleidung meines Armaturenbretts als Trommelfell für ein Schlagzeugsolo, weil sie inzwischen die Hitscheibe von Foreigner umgedreht hatten und die B-Seite spielten, die »Jukebox-Heroes«. Am Freitagnachmittag wurde um diese Zeit immer die Wohnblock-Wochenendparty auf 104 MGH gesendet. Wenn ich heute zurückdenke an diese Zeit, an mein letztes Jahr vor dem Examen, kommt es mir so vor, als wäre es eine nahtlose Aneinanderreihung von Häuserzeilen gewesen, erfüllt mit dröhnender Rockmusik und einem ständig zunehmenden alptraumartigen Gefühl des Entsetzens.
    »Was gefällt dir denn so daran?« fragte ich. »Ich meine, was ist an dem Wagen dran?«
    Er saß da, betrachtete die Fassaden entlang der Libertyville Avenue, bis er plötzlich das

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