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Dokument1

Dokument1

Titel: Dokument1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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schluchzte.
    Die brutale bärenartige Umarmung wurde schwächer, die Hände lösten sich. »Bist du wieder okay, Mädchen? Bist du wieder…«
    Dann war Arnie da und packte den Anhalter, der Arnie das Gesicht zuwandte, und seine langen schwarzen Haare flatterten im Wind, und Arnie schlug ihm die Faust gegen den Mund.
    Der Anhalter taumelte rückwärts, die Schuhe rutschten im Schnee, und er schlug der Länge nach hin. Schnee, fein und trocken wie Puderzucker, wirbelte unter ihm auf.
    Arnie ging auf ihn zu, die Fäuste oben, die Augen zu Schlitzen verengt.
    Leigh holte wieder krampfhaft Luft - oh, das tat weh, so weh, als verschluckte sie Rasierklingen - und schrie: »Was tust du denn, Arnie? Hör auf, hör auf!«
    Er drehte sich benommen zu ihr um. »Huh? Leigh?«
    »Er hat mir das Leben gerettet! Warum schlägst du ihn?«
    Die Anstrengung war zuviel, und die schwarzen Punkte tanzten wieder vor ihren Augen. Sie hätte sich gegen den Wagen lehnen können; aber sie wollte nicht mehr in seine Nähe kommen, ihn um keinen Preis der Welt mehr anfassen. Die Instrumente am Armaturenbrett. Etwas war mit den Instrumenten am Armaturenbrett geschehen. Etwas, (Augen sie hatten sich in Augen verwandelt) worüber sie nicht nachdenken wollte.
    Taumelnd ging sie bis zu einem Laternenmast und klammerte sich wie ein Betrunkener daran, keuchend, mit hängendem Kopf. Ein sanfter Arm schob sich behutsam um ihre Taille.
    »Leigh… Liebling, bist du wieder okay?«
    Sie bewegte den Kopf etwas zur Seite und sah sein elendes, angstverzerrtes Gesicht. Sie brach in Tränen aus.
    Der Anhalter näherte sich vorsichtig und wischte sich mit dem Jackenärmel das Blut vom Mund.
    »Vielen Dank«, sagte Leigh zwischen raschen, rasselnden Atemzügen. Der Schmerz hatte ein bißchen nachgelassen, und der schneidend kalte Wind kühlte ihr heißes Gesicht. »Ich war am Ersticken. Ich glaube… ich glaube, ich hätte sterben müssen, wenn Sie nicht…«
    Zu viel. Wieder die schwarzen Punkte vor ihren Augen, alle Geräusche mündeten in ein verworrenes Rauschen wie in einem gespenstischen Windkanal. Sie ließ den Kopf sinken und wartete, daß dieser Anfall vorüberging.
    »Es ist die Heimlich-Methode«, erklärte der Anhalter. »Ein Griff, den man lernen muß, wenn man in einer Cafeteria am College arbeitet. Beim Erste-Hilfe-Unterricht verwenden sie dafür eine Gummipuppe. Daisy Mae, so haben sie die Puppe getauft. Du übst an ihr, aber du hast keine Ahnung, ob es auch bei einem Menschen funktioniert.« Seine Stimme zitterte, sie sprang zwischen Diskant und Baß hin und her wie bei einem Jungen im Stimmbruch. Seine Stimme schien lachen oder weinen zu wollen, und selbst im Ungewissen Licht der Straßenlampen über dem Flockenwirbel konnte Leigh sehen, wie bleich sein Gesicht war. »Ich hätte nie gedacht, daß ich den Griff tatsächlich einmal anwenden müßte. Funktioniert aber ziemlich gut. Haben Sie gesehen, wie dieses verdammte Stück Fleisch aus dem Mund flog?« Der Anhalter wischte sich abermals das Blut von den Lippen und schaute verdutzt auf die rote Blutspur auf seinem Handrücken.
    »Es tut mir leid, daß ich Sie geschlagen habe«, sagte Arnie. Er schien den Tränen nahe zu sein. »Ich war nur… ich dachte…«
    »Klar, Mann, ich weiß.« Der Anhalter klopfte Arnie auf die Schulter. »Ich nehm’s weiter nicht krumm. Bist du wieder okay, Mädchen?«
    »Ja«, antwortete Leigh. Ihr Atem ging wieder regelmäßig, ihr Herz hatte sein rasendes Pochen aufgegeben. Nur ihre Beine waren noch wie Gummi. Mein Gott, dachte sie, ich hätte jetzt tot sein können. Wenn wir diesen Burschen nicht mitgenommen hätten, und fast hätten wir ihn nicht…
    Nun kam es ihr erst, daß sie ihr Leben einem glücklichen Zufall verdankte. Glück im Unglück - dieses Klischee überwältigte sie mit einer betäubenden, unleugbaren Gewalt, die sie schwindlig machte. Sie begann, laut zu weinen. Als Arnie sie zum Wagen zurückführte, ging sie mit, ihren Kopf auf seiner Schulter.
    »Nun, dann«, sagte der Anhalter unschlüssig, »dann werde ich jetzt wohl gehen.«
    »Warten Sie«, sagte Leigh. »Wie heißen Sie? Sie haben mir das Leben gerettet, ich möchte wenigstens wissen, wie Sie heißen.«
    »Barry Gottfried«, sagte der Anhalter. »Immer zu Diensten.«
    Wieder lupfte er einen imaginären Hut.
    »Leigh Cabot«, sagte sie. »Und das ist Arnie Cunningham.
    Noch einmal vielen Dank.«
    »Auch von mir«, fügte Arnie hinzu, aber Leigh hörte keinen echten Dank in seiner Stimme -

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