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Dokument1

Dokument1

Titel: Dokument1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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in frustrierter Wut aufzuheulen.
    Buddy kreischte vor Triumph und zeigte den aufgerichteten Mittelfinger. »Verpiß dich, du Schlampe, du Hure!« Und bei jedem Wort spuckte er Blut und Speichel in den Schnee. Bei jedem keuchenden Atemzug schien der lähmende Schmerz sich tiefer in seine linke Seite hineinzubohren. Christine röhrte auf und warf sich wieder gegen den Schneewall.

    Diesmal brach ein großes Stück des Walls ab, rutschte die Schräge hinunter und begrub Christines eingebeulte, fauchende Blechschnauze, und Buddy wäre fast mit nach unten gerutscht. Er konnte sich nur retten, indem er rasend rück-wärts kroch, die Finger blutige, in den Harsch gekrallte Anker.
    Seine Beine taten bei jeder Bewegung so höllisch weh, und er legte sich auf die Seite. Er schnappte nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen.
    Christine kam wieder.
    »Verschwinde!«, schrie Buddy. »Verschwinde, du verrückte HURE!«
    Sie rammte wieder in den Wall, und diesmal brach der ganze Hügel über ihr zusammen und begrub die Haube bis zur Windschutzscheibe. Die Scheibenwischer setzten sich in Bewegung und wirbelten den Schnee vom Glas.
    Sie setzte wieder zurück, und Buddy sah, daß ein weiterer Rammstoß genügte, und er würde hinunterpurzeln und auf Christines Motorhaube landen. Deshalb ließ er sich über den Scheitel des Schneewalls fallen und wirbelte auf der anderen Seite den Wall hinunter, und er schrie jedesmal vor Schmerz, wenn seine gebrochenen Rippen den Boden berührten. Endlich rollte er im lockeren Schnee aus, er starrte hinauf zum schwarzen Himmel und den kalten Sternen. Seine Zähne klap-perten hilflos aufeinander. Schauer rasten durch seinen Körper.
    Christine kam nicht wieder, aber er konnte das leise Blubbern ihres Motors hören. Sie kam nicht, sondern wartete.
    Er blickte den Schneewall hoch, der wie ein Berg in den Himmel ragte. Dahinter wurde die Lohe des brennenden Camaro schwächer. Wieviel Zeit war seit dem Zusammenstoß vergangen? Er wußte es nicht. Würde jemand das Feuer sehen und ihm zu Hilfe kommen? Das wußte er auch nicht.
    Buddy nahm zwei Dinge gleichzeitig wahr: daß Blut aus keinem Mund floß - in angsterregender Menge - und daß er fror. Er würde erfrieren, wenn nicht jemand kam.
    In seiner Angst ruderte er so lange mit den Ellenbogen, bis er aufrecht im Schnee saß. Dann versuchte er, einen Entschluß zu fassen. Sollte er wieder die steile Schneeböschung hinauf-kriechen und den Wagen beobachten? - ihn nicht sehen zu können, war noch viel schlimmer. Er blickte wieder den schrä-
    gen Wall hoch. Sein Atem blieb ihm in der Kehle stecken.
    Dort oben stand ein Mann. Nur war es kein Mann, sondern eine Leiche. Eine verwesende Leiche in einer grünen Hose.
    Statt eines Hemds trug sie ein verschimmeltes Stützkorsett um den schwarz gewordenen Oberkörper. Durch die dünne, straff gespannte Gesichtshaut schimmerte der weiße Schädelkno-chen.
    »Mit dir ist es aus, du Scheißer«, flüsterte die vom Sternen-licht beschienene Erscheinung.
    Damit riß der letzte Faden von Buddys Selbstbeherrschung, und er brach in ein hysterisches Schreien aus. Die Augen traten aus ihren Höhlen, und seine langen Haare breiteten sich wie ein grotesker Helm um sein blut- und rußverschmiertes Gesicht aus. Jedes einzelne Haar stand senkrecht von seinem Kopf weg. Das Blut sprudelte ihm aus dem Mund und sickerte in den Kragen seines Parkas. Er versuchte, sich mit beiden Händen in den Schnee zu stemmen und auf dem Hosenboden vor dieser Erscheinung wegzurutschen, als sie zu ihm herunterkletterte.
    Sie hatte keine Augen. Seine Augen waren längst von irgendeinem zappelnden, schleimenden Etwas weggefressen worden. Und er konnte ihn riechen, o Gott, er konnte ihn riechen, und er roch wie verfaulende Tomaten, er roch wie der Tod.
    Die Leiche von Roland D. LeBay hielt Buddy Repperton die skelettierte Hand hin und grinste dabei.
    Buddy schrie. Buddy heulte. Und plötzlich wurde er ganz steif, und seine Lippen formten ein großes O, als wollte er diese Horror-Erscheinung küssen. Buddys Hände griffen an die linke Brustseite, wühlten sich durch den zerfetzten Parka, griffen zum Herzen, das von dem scharfen Ende einer zersplitterten Rippe angekratzt worden war. Er fiel auf den Rücken, scharrte mit den Füßen tiefe Rillen in den Schnee, und durch seinen weit aufgerissenen Mund entwich sein letzter Atem mit einer langen weißen Dampffahne wie aus dem Auspuffrohr eines Autos.
    Das Ding, das er auf dem Schneewall gesehen hatte, löste

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