Dokument1
herangekommen waren.
»Arnold Richard Cunningham?« fragte einer von ihnen.
»Ja, der bin ich«, erwiderte Arnie ruhig. »Bin ich zu schnell gefahren?«
»Nein, mein Sohn«, antwortete ein anderer. »Aber deswegen wird die Welt für dich trotzdem nicht schöner.«
Der erste Cop trat so förmlich vor ihn hin wie ein karriere-bewußter Berufssoldat.
»Ich habe hier ein vom Gericht ausgestelltes Dokument, das im Namen des Volkes des Staates New York und im Namen des Bundesstaates Pennsylvania und im Namen der Vereinigten Staaten von Amerika die polizeiliche Durchsuchung dieses Chrysler Imperial, Modell 1966, anordnet. Außerdem …«
»Das genügt doch schon«, unterbrach ihn Arnie. Sein Rük-ken fing an zu pochen, und er griff mit beiden Händen hinter sich. »Das umfaßt doch schon die ganze Küste.«
Die Augen des Beamten weiteten sich unwillkürlich, als er diesen Jungen mit der Stimme eines alten Mannes sprechen hörte.
Dann fuhr er fort:
»Außerdem wird im Namen des Volkes des Staates New York und im Auftrag der beiden Staaten Pennsylvania und New York die Beschlagnahme aller unversteuerten oder illegalen Waren angeordnet, die bei der Durchsuchung des Wagens aufgefunden werden.«
»Fein«, sagt Arnie. Nichts von dem, was hier geschah, schien der Wirklichkeit anzugehören. Blaue Lichter streuten Verwirrung über die Autobahn. Leute, die vorbeifuhren, gafften zu ihm herüber, aber er sah keine Veranlassung, sich abzuwenden, sein Gesicht vor ihnen zu verstecken, und das war für ihn schon beruhigend.
»Gib mir deine Schlüssel, Junge«, sagte einer der Cops.
»Warum holst du dir die Schlüssel nicht selbst, du Scheißer?«
erwiderte Arnie.
»Damit verbesserst du deine Lage nicht, Junge«, sagte der Cop, aber er sah erschocken und sogar ein wenig ängstlich aus; denn die Stimme des Jungen hatte sich tief und rauh angehört, als wäre er vierzig Jahre älter, als er aussah, und noch dazu ein ziemlich abgebrühter Bursche … ganz und gar nicht dieses schmächtige Fliegengewicht, das er vor sich sah.
Er beugte sich in den Wagen, nahm die Schlüssel, und drei Cops stürzten sich sofort auf den Kofferraum. Sie wissen Bescheid, dachte Arnie resigniert. Wenigstens hatte das nichts zu tun mit Junkins’ Besessenheit, was Buddy Repperton, Moochie Welch und die anderen betraf (jedenfalls nicht direkt, schwächte er ab); das roch eher nach einer sorgfältig geplanten und gut organisierten Operation gegen Wills Schmuggeltrans-porte von Libertyville nach New York und New England.
»Würdest du uns ein paar Fragen beantworten oder eine Aussage machen, mein Junge?« erkundigte sich einer der Polizisten. »Wenn ja, werde ich dir jetzt deine Rechte vorlesen.«
»Nein«, antwortete Arnie ruhig. »Ich habe nichts zu sagen.«
»Du könntest dir manches erleichtern.«
»Das ist Nötigung«, erwiderte Arnie mit einem leichten Lächeln. »Seien Sie vorsichtig, damit Sie sich nicht selbst ins Knie schießen.«
Der Bulle lief rot an. »Wenn du dich wie ein Arschloch benimmst, bist du selbst dran schuld.«
Der Kofferraumdeckel des Chrysler stand offen. Sie zogen den Ersatzreifen heraus, den Wagenheber, die Werkzeugtasche und ein paar Pappkartons mit Eisenwaren - Muttern, Schrauben, Zwischenscheiben, Splinte und so fort. Einer von den Bullen war fast in den Kofferraum hineingekrochen; nur noch der Saum seiner blaugrauen Hose schaute heraus. Vorübergehend gab sich Arnie der Hoffnung hin, daß sie den versteckten Boden nicht finden würden; doch sogleich verwarf er diesen Gedanken wieder - das war dieser kindische Zug in ihm, der hoffentlich endgültig ausgebrannt wurde, denn der hatte ihm in den letzten Monaten nichts als Schmerzen zugefügt. Selbstverständlich würden sie das Geheimfach finden. Je rascher sie es fanden, um so schneller war diese häßliche Szene am Stra-
ßenrand vorbei. Als habe irgendein Gott seinen Wunsch gehört und beschlossen, ihn prompt zu erfüllen, rief der Cop im Kofferraum triumphierend: »Zigaretten!«
»Na, bitte«, sagte der Beamte, der Arnie den Durchsu-chungsbefehl vorgelesen hatte: »Mach den Kofferraum wieder zu.« Er wandte sich an Arnie und las ihm seine Rechte vor.
»Hast du verstanden, was ich dir soeben vorgelesen habe?«
»Ja«, erwiderte Arnie.
»Willst du eine Erklärung abgeben?«
»Nein.«
»Dann steig in den Wagen, mein Junge. Du bist festgenommen.«
Ich bin festgenommen, dachte Arnie und hätte fast losgewiehert vor Lachen, weil ihm alles so komisch vorkam. Das
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