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Dokument1

Dokument1

Titel: Dokument1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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sich damals erkundigt, als sie von dem Unglück in der Zeitung las, und damit war das erledigt und sie wollte nicht mehr daran denken sie wollte alle Radio-geräte im Haus anstellen und dazu noch den Fernseher um die Räume mit Musik und Stimmen zu füllen nicht mehr an diesen Wagen denken der roch wie eine frisch geöffnete Gruft dieser Wagen der versucht hatte sie zu töten - »Oh, verdammt«, flüsterte sie, »kannst du mich nicht in Ruhe lassen?«
    Gänsehaut überzog ihre Arme.
    Abrupt wandte sie sich wieder zum Telefon. Sie suchte, wie Arnie vor ungefähr zwei Wochen, aus dem Telefonbuch die Nummer des Krankenhauses und wählte. Eine angenehme Frauenstimme teilte ihr mit, daß Mr. Guilder an diesem Morgen nach Hause entlassen worden sei. Leigh bedankte sich und legte wieder auf.
    Sie stand nachdenklich im leeren Wohnzimmer, betrachtete den kleinen Weihnachtsbaum, die Geschenke, die Krippe in der Ecke. Dann suchte sie Guilders Nummer im Telefonbuch und wählte sie.
    »Leigh«, sagte Dennis angenehm überrascht.
    Der Hörer in ihrer Hand fühlte sich kalt an. »Dennis, kann ich zu dir kommen und mit dir reden?«
    »Heute?« gab er überrascht zurück.
    Verwirrende Gedanken taumelten durch ihr Bewußtsein. Der Prager Schinken im Ofen. Sie mußte um fünf Uhr die Backröhre wieder abschalten. Ihre Eltern würden spätestens um halb sechs zurück sein. Es war Heiligabend. Der Schnee… Und
    … sie glaubte nicht, daß sie draußen heute abend sicher war.
    Draußen auf dem Bürgersteig, wo jederzeit etwas im dichten Schneegestöber lauern konnte. Irgend etwas. Gerade heute war es nicht sicher.
    »Leigh?«
    »Nicht heute abend«, sagte sie. »Ich muß für meine Eltern das Haus hüten. Sie sind auf einer Cocktailparty.«
    »Yeah, meine ebenfalls«, erwiderte Dennis amüsiert. »Meine Schwester und ich spielen gerade Mensch-Ärgere-Dich-Nicht.
    Sie mogelt.«
    Eine schwache Stimme im Hintergrund: »Ich mogle nicht!«
    Zu jeder anderen Zeit wäre das vielleicht lustig gewesen.
    Jetzt war es das nicht. »Nach Weihnachten. Vielleicht am Dienstag. Dienstag, dem sechsundzwanzigsten. Würde dir das passen?«
    »Klar«, sagte er. »Ist es wegen Arnie, Leigh?«
    »Nein«, sagte sie und umspannte den Hörer so fest mit ihrer Hand, daß sie sich pelzig anfühlte. Sie hatte Mühe, ihre Stimme ruhig zu halten: »Nein - es ist nicht wegen Arnie. Ich möchte mit dir über Christine reden.«

42 Der Sturm bricht los
    Well she’s a hot-steppin hemi with a four on the floor, She’s a Roadrunner engine in a ‘32 Ford, Yeah, late at night when l’m dead on the line, l swear I think of your pretty face when I let her wind.
    Well look over yonder, see those city lights?
    Come on, little darlin, go ramroddin tonight.
    - Bruce Springsteen
    Gegen fünf Uhr hatte der Schneesturm ganz Pennsylvania zugedeckt, er fegte heulend, die Backen voller Schnee, von einer Staatsgrenze zur anderen. Die Weihnachtseinkäufe in letzter Minute blieben diesmal aus, und die meisten erschöpften Verkäufer waren Mutter Natur dankbar dafür, trotz der ihnen entgangenen Überstunden-Lohnzuschläge. Die würden sie noch bekommen, versicherten sie sich gegenseitig bei einem Glas Weihnachtspunsch, wenn am Dienstag der Umtausch-rummel einsetzte.
    Mutter Natur schien nicht besonders mütterlich zu sein an diesem Abend, als die stockdunkle Nacht eine viel zu frühe Dämmerung ablöste und dann das Land mit einem Schneesturm überzog. Sie war eine heidnische, schreckliche alte Hexe in dieser Nacht, eine auf dem Wind reitende Vettel, der Weihnachten nichts bedeutete. Sie fegte die Weihnachtsdekoration von der Fassade der Industrie- und Handelskammer und wirbelte sie hoch in den dunklen Himmel; sie blies die Krippenfi-guren und die Kulisse des Stalles von Bethlehem, die vor der Polizeistation aufgebaut war, in eine Schneewächte, daß die Schafe, die Ziegen,, die Heilige Jungfrau Maria und das Jesus-kind erst im Tauwetter der letzten Januarwoche wieder geborgen werden konnten. Und als wollte sie der Festtagsstimmung ins Gesicht spucken, kippte sie den elf Meter hohen Tannen-baum auf dem Rathausvorplatz von Libertyville in das Fenster der Gewerbesteuer-Veranlagungsstelle. Ein guter Platz für den Weihnachtsbaum, wie viele später meinten.
    Gegen sieben Uhr abends verloren die Räumgeräte den Wett-lauf mit dem Schnee. Um sieben Uhr fünfzehn kämpfte sich ein Bus die Main Street hinauf, dem ein kurzer Konvoi von Personenwagen folgte wie die Küken ihrer Glucke; und dann

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