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Dokument1

Dokument1

Titel: Dokument1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Fischen. Und Buddy würde ihm dann seine Flasche hinstrek-ken und flüstern: Nimm dir einen zur Brust, Arschloch - denn bald bist du genauso tot wie wir.
    Diese Halluzinationen waren zuweilen so real, daß er mit zitternden Händen und ausgetrocknetem Mund dasaß.
    Der Grund für diese Phantasien war Don klar. Sie hätten niemals Pickelgesichts Plymouth demolieren dürfen. Jeder, der an diesem kleinen Scherz beteiligt gewesen war, hatte einen schrecklichen Tod gefunden. Alle bis auf ihn und Sandy Galton, und Sandy war noch rechtzeitig in seinen alten verbeulten Mustang gestiegen und hatte die Kurve gekratzt. In den langen Stunden der Nachtschicht dachte Don oft, daß er das auch gern tun würde.
    Draußen drückte der Kunde auf die Hupe.
    Don warf das Buch auf den Kassentisch neben die speckige Kreditkarten-Maschine, schlüpfte in seinen Parka und schielte durch die Scheibe hinaus auf den Wagen, weil er sich fragte, wer so verrückt sein konnte, bei diesem Unwetter mit dem Auto unterwegs zu sein. Im wirbelnden Schnee konnte er unmöglich etwas von Wagen oder Fahrer sehen; er konnte nur die Scheinwerfer sehen und die ungefähren Umrisse einer Karosserie, die für einen neuen Wagen zu lang war.
    Eines Tages, dachte er, während er sich die Handschuhe anzog und sich widerwillig von seinem steifen Pimmel verabschiedete, eines Tages würde sein Vater automatische Zapfsäulen aufstellen lassen, und damit hatte dieser Blödsinn ein Ende.
    Wenn es Leute gab, die verrückt genug waren, in so einer Nacht herumzukutschieren, dann sollten sie sich auch ihr Benzin gefälligst selbst zapfen.
    Der Schneesturm riß ihm fast die Türklinke aus der Hand. Er hielt sie mit aller Kraft fest, damit sie nicht gegen die Glaswand donnerte und dabei ein paar Scheiben zu Bruch gingen; dabei hätte er sich fast auf den Hintern gesetzt, so heftig drückte der Wind gegen die Tür. Er hatte die Gewalt des Sturmes unglaublich unterschätzt, obwohl er seit Stunden das heulende Brausen im Ohr hatte. Nur dem tiefen Schnee hatte er es zu verdanken -
    er reichte ihm bis zur Wade -, daß er nicht das Gleichgewicht verlor. Dieser verdammte Wagen mußte auf Skiern laufen, dachte er grollend. Wenn der Typ mit einer Kreditkarte bezahlt, trete ich ihm in den Arsch!
    Er watete durch den Schnee, erreichte die erste Betoninsel vor dem Kassenhäuschen. Dieser Sack stand natürlich an den äußeren Zapfsäulen. Don versuchte aufzublicken, doch der Wind blies ihm beißende Flocken ins Gesicht, so daß er rasch wieder den Kopf senkte und mit der Kapuze den prasselnden Schnee abwehrte.
    Er ging vor dem Wagen her und kreuzte das Licht der Zwillingsscheinwerfer. Don drehte sich schwerfällig im Wind und kämpfte sich an das Fenster der Fahrerseite heran. Die farbigen Leuchtstoffröhren über den Zapfsäulen überzogen die Weiß-Purpur-Lackierung des Wagens mit burgundroten Reflexen. Dons Wangen waren bereits gefühllos geworden.
    Wenn dieser Typ für einen Dollar Benzin haben möchte und dann noch von mir verlangt, daß ich das Öl nachprüfen soll, sage ich ihm, daß er sich zum Teufel scheren soll, dachte er und hob den Kopf in den prasselnden Schnee hinein, als das Fenster vor ihm heruntergekurbelt wurde.
    »Kann ich Ihnen h…«, begann er, und der H-Laut wurde zu einem zischenden, kraftlosen Schrei: hhhhhhhhaaaaaahhh -
    Keine fünfzehn Zentimeter von seinem Gesicht entfernt lehnte sich eine verwesende Leiche aus dem Fahrerfenster. Mit großen, leeren Augenhöhlen sah sie ihn an, die mumifizierten Lippen hoch über die noch im Kiefer steckenden gelben Zähne hinaufgezogen, die rechte Knochenhand auf dem Lenkrad, die linke mit grauenhaft klappernden Geräuschen nach ihm aus-streckend.
    Don taumelte rückwärts, sein Herz eine rasende Maschine unter den Rippen, sein-Entsetzen ein großer heißer Stein in der Kehle. Das tote Ding winkte ihn grinsend heran, und der Motor des Wagens jaulte plötzlich auf, drehte auf hohen Touren.
    »Mach den Tank voll«, flüsterte die Leiche, und obwohl Don vor Schock und Entsetzen wie betäubt war, konnte er doch in den verschimmelten Fetzen, die dieses verwesende Ding am
    »Körper« trug, die Überreste einer Armeeuniform erkennen.
    »Tank ihn voll, du Scheißer.« Der Totenschädel grinste im bon-bonfarbenen Neonlicht. Ganz hinten im Mund glitzerte es golden.
    »Nimm dir einen zur Brust, du Arschloch«, flüsterte eine zweite heisere Stimme, und Buddy Repperton lehnte sich auf dem Rücksitz vor und streckte Don durch das

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