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Dokument1

Dokument1

Titel: Dokument1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Bedeutung.
    Die Idee, Libertyville zu verlassen, bevor…
    Nun ja, vor Weihnachten, was sonst?
    Und so begann er, mit seinen Eltern darüber zu reden, wobei er Regina besonders hart bedrängte. Am Mittwoch gab sie plötzlich nach und stimmte zu. Er wußte, daß sie mit Vicky telefoniert hatte, und Vicky hatte sich nicht aufs hohe Roß gesetzt. Und so ging das in Ordnung.
    Und jetzt, am Heiligen Abend, spürte er, daß alles bald in Ordnung sein würde.
    »Da ist es, Mike«, sagte Regina, »und du würdest schon wieder daran vorbeifahren wie jedesmal«
    Michael brummelte und bog in die Auffahrt ein. »Ich hab’s längst gesehen«, sagte er in dem ewig rechtfertigenden Tonfall, den er immer bei seiner Frau annahm. Er ist ein Esel, dachte Arnie. Sie redet mit ihm, als wäre er ein Esel, sie reitet auf ihm herum wie auf einem Esel, und er blökt wie ein Esel.
    »Du lächelst ja schon wieder«, sagte Regina.
    »Ich dachte gerade daran, wie sehr ich euch beide liebe«, erwiderte Arnie. Sein Vater sah ihn überrascht und gerührt an; und da war ein sanftes Glitzern in den Augen seiner Mutter, das auf Tränen hindeutete.
    Sie glaubten es wirklich. Diese Scheißer.

    Gegen drei Uhr nachmittags fielen immer noch nur vereinzelte Flocken, obwohl es mehr wurden. Daß sich die Ankunft des Schneesturms verspätete, war kein gutes Zeichen, meinte der Sprecher vom Wetterdienst. Der Sturm habe sich dadurch noch mehr konsolidiert und an Gewalt noch zugenommen. Entsprechend erhöhte sich auch die Vorhersage der zu erwartenden Schneemenge von ungefähr dreißig Zentimetern auf einen guten halben Meter und meterhohe Schneeverwehungen an ungeschützten, windoffenen Stellen.
    Leigh Cabot saß im Wohnzimmer, vor sich einen kleinen Weihnachtsbaum, der bereits an einigen Stellen zu nadeln begann (sie vertrat in ihrer Familie den konservativen Traditio-nalismus und hatte sich in den letzten vier Jahren erfolgreich dem Wunsch ihres Vaters nach einem Kunststoffbaum und dem Verlangen ihrer Mutter widersetzt, die Wintersaison mit einer Gans oder einem Kapaun zu beginnen statt mit dem traditionellen Erntedankfest-Truthahn). Sie war allein im Haus.
    Ihre Mutter und ihr Vater waren auf ein paar Drinks zu den Stewarts gefahren. Mr. Stewart war der neue Boß ihres Vaters, und die beiden mochten sich. Es war eine Freundschaft, die Mrs. Cabot eifrig zu fördern trachtete. In den letzten zehn Jahren waren sie sechsmal umgezogen; und von allen Städten, in denen sie bisher gewohnt hatten, gefiel ihrer Mutter Libertyville am besten. Sie wollte hierbleiben, und die Freundschaft ihres Mannes mit Mr. Stewart konnte wesentlich dazu beitra-gen, daß sich ihr Wunsch erfüllte.
    Ganz allein und immer noch Jungfrau, dachte Leigh. Das war ein absolut blödsinniger Gedanke, aber trotzdem schoß sie aus ihrem Sessel hoch, als wäre sie von einer Nadel gestochen worden. Sie ging in die Küche, überempfindlich für die Geräusche der modernen Einbauküchen: das leise Knacken der sich erhitzenden Bratröhre im Heißluftofen, dessen elektrische Schaltuhr das Garen eines Prager Schinkens überwachte (du mußt um fünf noch einmal nachsehen, rief sie sich ins Gedächtnis, wenn Mama noch nicht zurück ist), ein kühles Klicken im Gefrier-fach des Kühlschrankes, das die Geburt eines neuen Eiswürfels ankündigte.
    Sie öffnete den Kühlschrank, sah einen Sechserpack Coca Cola neben Daddys Bier und dachte: Hebe dich weg von mir, Satan! Dann nahm sie trotzdem eine Dose. Egal, wenn ihr Teint darunter litt. Sie ging zur Zeit mit niemandem. Wenn sie Pickel bekam - na und?
    Das leere Haus ging ihr auf die Nerven. Das war ihr bisher noch nie passiert; sie fühlte sich immer wohl und auf absurde Weise erwachsen, wenn ihre Eltern sie alleine im Haus ließen -
    zweifellos ein Übertrag aus ihren Kindheitstagen. Sie hatte sich im Haus immer geborgen gefühlt. Doch nun waren das Surren des Kühlaggregats in der Küche, der heulende Wind vor dem Fenster, selbst das Tappen ihrer Hausschuhe auf dem Lino-leum für sie unheimliche, fast beängstigende Geräusche. Wenn die Dinge sich anders entwickelt hätten, könnte Arnie jetzt bei ihr sein. Ihre Eltern, besonders ihre Mutter, hatten ihn gemocht. Anfangs. Nun, nach allem, was geschehen war, würde ihre Mutter ihr vermutlich den Mund mit Seife auswa-schen, wenn sie wüßte, daß Leigh auch nur an ihn dachte. Aber sie dachte an ihn. Viel zu oft. Fragte sich, warum er sich verändert hatte. Fragte sich, wie er den Bruch zwischen ihnen

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