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Dokument1

Dokument1

Titel: Dokument1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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nicht gestern abend schwofen in Shriners Tanzcafe?
    Sag mal, Howie, was war denn das für eine Schreckschraube, die neben deinem Bruder saß?« - »Die? Ach, das war doch deine Schwester!«
    Bei Gino ging’s rein und raus. Viele seiner Kunden waren Jungs aus unserer Schule. Bald würde ich ihnen wieder auf den Korridoren und auf dein Schulhof begegnen. Irgendwie freute ich mich schon darauf. In meinem Kopf hörte ich die Pausen-glocken läuten, aber nicht als inhaltsleeres Alarmzeichen, sondern als persönliche Botschaft: Auf ein Neues, Dennis! Das letzte Schuljahr beginnt, und diesmal mußt du lernen, erwachsen zu werden. Und dann hatte ich das Knallen der Wandschranktüren im Ohr und das Trappeln der Turnschuhe, wenn wir in der Turnhalle an den ausgestopften Puppen das Football-Vor-checking übten, und dazu Marty Bellermans Einpeitscher-kommando: »Mein Arsch und dein Gesicht, Pedersen! Denk daran! Es ist mein Arsch und dein Gesicht! Der Unterschied besteht darin, was weicher gepolstert ist!« Und dann hörte ich das Quietschen der Kreide auf der Wandtafel und das Klappern der Schreibmaschinen im Klassenraum über uns, wo die berufsvorbereitenden Sonderkurse abgehalten wurden. Dann das kurze, trockene Hüsteln von Mr. Meecham, dem Direktor, der Bekanntmachungen der Schulbehörde verlas. Und dann, bei gutem Wetter, Lunch auf den Tribünen des Footballstadions, wo die Neuzugänge aus der Grundschule ganz verloren in den Ecken herumstanden. Und am Ende des Jahres dann der große Auftritt im wallenden, purpurroten Bademantel in der Aula. Ende der Vorstellung. Die High School hast du hinter dir. Jetzt wirst du auf eine ahnungslose Welt losgelassen.
    »Dennis, kennst du Buddy Repperton?« fragte Arnie und riß mich aus meinen Träumen. Unsere Pizza war inzwischen auch fertig.
    »Buddy wer?«
    »Repperton.«
    Der Name war mir bekannt. Ich nahm die mir zustehende Hälfte der Pizza Grandiosa auf meinen Teller, während ich ein Gesicht mit dem Namen zu verbinden versuchte. Nach einer Weile hatte ich es. Ich war einmal mit ihm zusammen-gerasselt. In meinem ersten Jahr auf der High School bei einer Tanzveranstaltung. Repperton, der schon die zweite Klasse besuchte, rempelte mich in einer Tanzpause an, als ich mich vor der Theke anstellte, wo es alkoholfreie Getränke gab. Er sagte mir, Erstklässler müßten warten, bis die älteren ihre Drinks hätten. Er war damals schon ziemlich groß für sein Alter, jedenfalls war er einen Kopf größer als ich und ziemlich breit in den Schultern, hatte eckige Kinnladen, fettige, strähnige, schwarze Haare und kleine, zu eng zusam-menstehende Augen. Keine dummen Augen, eine Art heimtückischer Intelligenz lauerte in ihnen. Er gehörte zu den Schü-
    lern, die sich die meiste Zeit in der Raucherecke herumtrieben.
    Ich wagte damals, die unpopuläre Meinung zu äußern, daß das Alter beim Schlangestehen vor der Getränketheke keine Rolle spielte. Repperton lud mich ein, mit ihm auf den Schulhof zu gehen. Inzwischen hatte sich die Schlange aufgelöst und zu einem erwartungsvollen Kreis geformt, der oft einer Keilerei vorausgeht. Doch dann tauchte ein Lehrer auf, und alles verlief sich. Repperton versprach, er werde es mir heimzahlen, aber das hat er nicht getan. Und das war mein einziger Kontakt mit ihm gewesen, abgesehen davon, daß ich hin und wieder seinen Namen auf der Liste der nachsitzenden Schüler entdeckte, die am Ende des Tages in allen Schulklassen herumgereicht wurde.
    Ich glaube, man hat ihn sogar ein paarmal von der Schule geschaßt, und so ein blauer Brief von der Schulbehörde ist ja nicht gerade eine Empfehlung für den Christlichen Verein Junger Männer.
    Ich erzählte Arnie über meine Erfahrung mit Repperton, und er nickte müde. Er tastete vorsichtig das Veilchen um sein rechtes Auge, das sich scheußlich gelbgrün verfärbte. »Das habe ich ihm zu verdanken.«
    »Repperton?«
    »Yeah.«
    Arnie erzählte mir dann, daß er Repperton von seinen Mechanikerkursen her kannte. Daß Arnie dank seiner Neigun-gen und Fähigkeiten die gleichen Sonderkurse besuchte wie seine Hauptpeiniger, die nichts Besseres zu tun hatten, als die Arnies dieser Welt windelweich zu prügeln, gehörte zu den pikanten Ironien seiner leidvollen Schuljahre.
    Als Arnie in seinem zweiten Jahr den Kursus »Elementarbe-griffe der Automechanik« belegte, hatte ihn ein Mitschüler namens Roger Gilman zu Brei geschlagen, was noch gelinde ausgedrückt ist, denn die Prügel, die Arnie damals bezog, war so

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