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Dokument1

Dokument1

Titel: Dokument1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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überprüft. Ich kann dich beruhigen, Dennis. Da ist kein Riß. Es lag an der Ölablaßschraube. Die hatte keine Dichtung mehr. Da muß LeBay oder jemand anders geschlafen haben. Deshalb auch der dicke ölfleck auf dem Rasen. Ich kann froh sein, daß wir Freitagabend, als wir zu Darnell fuhren, keinen Kolbenfresser hatten.«
    »Zum Ölwechsel mußtest du doch den Schlitten auf die Hebebühne stellen, Arnie. Ich dachte, dafür gibt’s bei Darnell eine lange Warteliste.«
    Sein Blick wich meinem aus. »Kein Problem«, sagte er, aber seine Stimme klang nicht ganz aufrichtig. »Ich hab’ für Darnell ein paar Besorgungen gemacht.«
    Ich öffnete den Mund, um zu fragen, was er unter »Besorgungen« verstand, wollte es dann aber gar nicht wissen. Möglicherweise hatte er ganz harmlose Dinge für Darnell erledigt; zum Beispiel Würstchen oder Kaffee für die Stammkunden bei Schirmers Imbißstube besorgt oder ausgebaute Autowrack-Teile auf verschiedene Kisten verteilt, damit sie später zum Kauf angeboten werden konnten. Jedenfalls war ich entschlossen, das Thema Christine aus unseren Beziehungen herauszu-halten, und dazu gehörte natürlich auch die Frage, wie er mit Darnell zurechtkam (oder nicht zurechtkam).
    Und da war noch etwas. So ein gewisses Wurschtigkeitsge-fühl. Ich hätte damals nicht besser formulieren können, was ich empfand, vielleicht wollte ich es auch gar nicht. Heute würde ich es mit dem Gefühl vergleichen, das einen beschleicht, wenn der Freund sich in eine richtiggehende Schlampe verliebt und sie heiratet. Du magst die Schlampe nicht, und in neunundneunzig Prozent aller Fälle mag die Schlampe dich auch nicht, also kannst du dieses Kapitel der Freundschaft schließen - du redest einfach nicht mehr darüber… oder dein Freund redet nicht mehr mit dir, was die Schnepfe vor Begeisterung jubeln läßt.
    »Laß uns ins Kino gehen«, sagte Arnie ruhelos.
    »Was gibt’s denn?«
    »Drunten im State Twin läuft ein Kung-fu-Streifen. War das nicht was für dich? Hee-yah!« Er tat so, als wollte er Screaming Jay Hawkins, der gerade an unseren Liegestühlen vorbeikam, mit einem Karateschlag halbieren, und Screaming Jay schoß wie der Blitz unter die Veranda.
    »Hört sich gut an. Bruce Lee?«
    »Nein, irgendein anderer Typ.«
    »Und wie heißt der Schinken?«

    »Keine Ahnung. Fäuste der Gewalt oder Der Mann mit den stählernen Fäusten. Oder heißt er Stählernes Dingsda? Ich weiß es wirklich nicht. Was meinst du dazu? Wir können Ellie hinterher ja die gruseligsten Szenen aus dem Film erzählen. Gänsehaut steht ihr.«
    »Okay«, sagte ich, »wenn ich für meinen Dollar einen Platz bekomme.«
    »Bis drei Uhr immer. Kindervorstellungen zu ermäßigten Preisen.«
    »Dann nichts wie los.«
    Also gingen wir ins Kino. Es war kein Kung-fu, sondern ein Chuck-Norris-Film, der mir ganz gut gefiel. Und am Montag schufteten wir dann wieder am Autobahnzubringer. Ich vergaß meinen Alptraum. Allmählich fiel mir auf, daß ich Arnie viel seltener sah als früher; auch das ist eine ganz natürliche Entwicklung bei Freunden, von denen einer gerade geheiratet hat.
    Zudem spitzte sich damals mein Verhältnis mit der Chefin unseres Football-Jubelchors zu. Apropos spitz - wenn ich sie abends nach einem Film im Freilichtkino oder einem Match im Spielsalon nach Hause brachte, hatte ich so dicke Eier, daß ich kaum noch laufen konnte.
    Arnie verbrachte fast jeden Abend in Darnells Wellblechschuppen.

9 Buddy Repperton
    And I know, no matter what the cost,
    Oooooh, that dual exhaust
    makes my motor cry,
    My baby’s got the Cadillac Walk.
    - Moon Martin
    Die Woche vor Labor Day war auch unsere letzte Arbeitswoche im Straßenbau, ehe die Schule wieder begann. Als ich an jenem Morgen am Haus der Cunninghams vorfuhr, um Arnie abzuholen, kam er mit einem großen blauen Veilchen und einer häßlichen Katsche im Gesicht aus der Haustür.
    »Wo hast du dir denn das geholt?«
    »Ich möchte nicht darüber reden«, erwiderte er mürrisch.
    »Ich habe es meinen Eltern so oft wiederholen müssen, daß ich es selbst nicht mehr hören kann.« Er warf sein Lunchpaket auf den Rücksitz und versank in ein grimmiges Schweigen, das den ganzen Tag andauerte. Selbst als die Arbeitskollegen über sein blaues Auge ihre Witze machten, zuckte Arnie nur mit den Achseln.
    Auf der Heimfahrt hielt ich mich zurück, mimte den Desin-teressierten und ließ das Radio laufen. Vielleicht hätte ich die Geschichte nie erfahren, wenn ich nicht unterwegs von der

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