Dokument1
Plötzlich blieb LeBay wieder stehen, und Arnies Gesicht hellte sich auf. Er glaubte wohl, LeBay hätte seine Meinung geändert. Einen Moment stand LeBay auf dem Rasen, den Kopf geneigt in der Haltung eines Mannes, der angestrengt nachdenkt. Dann kam er zu uns zurück.
»Ich gebe Ihnen den Rat, den Wagen zu vergessen«, sagte er zu Arnie. »Verkaufen Sie ihn. Wenn ihn niemand kaufen will, dann bieten Sie ihn stückweise an. Und wenn niemand an Einzelteilen interessiert ist, werfen Sie ihn auf den Schrott.
Schnell und total. Tilgen Sie ihn aus Ihrem Leben wie eine schlechte Angewohnheit. Ich garantiere Ihnen, Sie werden glücklicher dabei.«
Er stand da und sah Arnie erwartungsvoll an, als sollte Arnie sich für den guten Rat bedanken, aber Arnie sagte nichts. Er hielt LeBays Blick stand. Ich wußte, was es bedeutete, wenn die Regenbogenhaut um seine Pupillen diese merkwürdige schiefergraue Tönung annahm. Dann war er stur wie ein Maulesel. LeBay las die Antwort an Arnies Augen ab und nickte. Er sah unglücklich und ein bißchen krank aus.
»Einen guten Tag wünsche ich noch, Gentlemen.«
Arnie seufzte. »Das war es wohl.« Er schickte LeBay einen gehässigen Blick hinterher.
»Ja, das war’s wohl«, pflichtete ich ihm bei und hoffte, daß es unglücklicher klang, als ich mich fühlte. Es lag an dem Traum. Mir hätte es nicht gefallen, Christine wieder in ihrer alten Garage zu sehen. Das wäre wie in meinem Traum gewesen.
Wir gingen schweigend zu meinem Wagen zurück. LeBay nagte in meinem Unterbewußten. Beide LeBays. Da faßte ich einen impulsiven Entschluß - nur Gott weiß, ob die Dinge ganz anders verlaufen wären, wenn ich diesem Impuls nicht gefolgt wäre.
»He, Mann«, sagte ich. »Ich muß mal. Gehst du schon mal voraus?«
»Okay«, sagte er und blickte nicht einmal hoch. Er ging weiter, die Hände in den Hosentaschen, die Blicke starr auf den Boden geheftet.
Ich ging nach links, wo ein kleines, diskretes Schild und ein noch kleinerer Pfeil zu den Toiletten wies. Als ich hinter einem kleinen Hügel verschwunden war, schlug ich einen Bogen und sprintete quer durch die Büsche und Gräber zum Parkplatz. George LeBay schob sich gerade mit angewinkelten Beinen hinter das Lenkrad eines winzigen Chevette mit dem Aufkleber der Hertz-Autovermietung auf der Windschutzscheibe.
»Mr. LeBay!« rief ich. »Mr. LeBay? Entschuldigen Sie, daß ich Sie noch einmal belästige.«
»Macht nichts«, erwiderte er, »aber ich fürchte, was ich zu Ihrem Freund sagte, gilt nach wie vor. Ich kann ihm die Garage nicht überlassen.«
»Ausgezeichnet«, sagte ich.
Seine buschigen Augenbrauen wölbten sich wie Frage-zeichen.
»Ich wollte mit Ihnen über den Wagen sprechen«, sagte ich.
»Über diesen Fury. Ich kann ihn nicht ausstehen.«
Er sah mich an, ohne ein Wort zu sagen.
»Ich glaube, der Wagen hat einen schlechten Einfluß auf ihn.
Als machte er ihn auf irgendeine Weise… ich weiß nicht…«
»Eifersüchtig?« fragte er mich ruhig. »Verbringt er jetzt die ganze Zeit nicht mehr mit Ihnen, sondern mit ihr?«
»Nun, ja, das stimmt«, erwiderte ich. »Wir sind schon sehr viele Jahre befreundet. Aber Eifersucht - ich glaube nicht, daß es das allein ist.«
»Nein?«
»Nein.« Ich blickte mich vorsichtig um, ob Arnie nicht schon auf dem Kiesweg auftauchte, und weil ich LeBay dabei nicht ansehen mußte, hatte ich endlich den Mut, mein wahres Anlie-gen vorzubringen: »Warum sagten Sie zu ihm, er soll den Wagen auf den Schrottplatz werfen und vergessen? Warum sagten Sie, er müsse ihn loswerden wie eine schlechte Angewohnheit?«
Er schwieg, und ich fürchtete schon, er wollte darauf keine Antwort geben - wenigstens nicht mir. Und dann, so leise, daß ich nur mit Mühe verstehen konnte, fragte er: »Sind Sie sicher, mein Sohn, daß diese Sache Sie auch wirklich etwas angeht?«
»Ich weiß nicht.« Plötzlich schien es sehr wichtig zu sein, daß ich ihm in die Augen sah. »Aber ich mag ihn sehr, meinen Freund Arnie, und ich -will nicht, daß ihm dieser Wagen Unglück bringt. Er hat schon genug Ärger damit. Ich täte alles, um Schaden von ihm abzuwenden, Sir.«
»Dann kommen Sie heute abend zu meinem Motel. Es liegt gleich neben der Abfahrt von der Autobahn, die in der Western Avenue mündet. Wissen Sie, wo das ist?«
»Sicher weiß ich das«, erwiderte ich und streckte ihm meine Hände hin. »Sehen Sie die Blasen? Sie stammen vom Teeren der Rampe an dieser Auffahrt.«
Ich lächelte, aber er erwiderte das
Weitere Kostenlose Bücher