Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
Vom Netzwerk:
kann. Wie man ein anständiger Mensch wird, scheint etwas schwieriger zu sein.«
    Marcus setzte sich, den Rücken zur Mauer. Im Westen war die Sonne hinter den Dächern verschwunden, aber die Wolken darüber glühten noch golden und orangefarben.
    Kit wischte sich ein letztes Mal über die Augen und steckte sich das Tuch in den Gürtel. »Gleich auf der anderen Seite der Mauer ist eine Schenke«, sagte er. »Wir übernachten in jeder Nacht, in der wir eines unserer Stücke aufführen, umsonst im Hinterzimmer. Wir sind auf dem Weg zurück dorthin. Wenn Ihr Euch uns anschließen möchtet …«
    »Ich werde darüber nachdenken.«
    Meister Kit verschränkte die Arme, und Sorge trat in seinen Blick. »Hauptmann? Mit der Bank läuft alles gut, hoffe ich? Alles, was ich gehört habe, legt nahe, dass unser Mädchen sich recht gut schlägt.«
    »Die Leute bringen ihr andauernd Geld«, sagte Marcus.
    »Darauf hatten wir doch gehofft, nicht?«
    »Ja.«
    »Und trotzdem?«
    Marcus schielte zum Badehaus. Zwei Kurtadam schrien sich an, deuteten auf das Haus, ihre Worte überlagerten sich. Eine sehnige junge Tralgu schlenderte vorbei und beobachtete sie.
    »Ich brauche einen Gefallen von Euch«, sagte Marcus.
    »Was schwebt Euch denn vor?«
    »Ich möchte, dass Ihr mir noch einmal erzählt, dass all das ein Fehler ist, den sie machen muss. Und dass ich nicht versuchen sollte, an jeder scharfen Kante, auf die sie zuläuft, ein dämpfendes Kissen zu befestigen.«
    »Ah«, sagte Meister Kit.
    »Sie spielt mit größeren Einsätzen, als ihr bewusst ist«, erklärte Marcus, »und gegen Leute, die jahrzehntelange Erfahrung haben. Und …«
    »Und?«
    Marcus fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Sie hat sich darin verstrickt. Sie hat keine Ahnung, wie viel von sich selbst sie in diese Pläne investiert. Wenn sie unter ihr zusammenbrechen … Ich will, dass es jetzt endet. Ehe sie verletzt wird.«
    »Ich höre Euch sagen, dass Ihr sie beschützten wollt.«
    »Das will ich nicht«, behauptete Marcus. Und dann, einen Augenblick später: »Das will ich schon. Und ich habe einen schlechten Leumund, wenn es um das Beschützen von Frauen geht. Deshalb will ich, dass Ihr mir sagt, dass ich es nicht versuchen sollte.«
    »Weshalb besprecht Ihr das nicht mit Yardem? Er kennt Euch besser als ich, nehme ich an.«
    »Ich weiß, was er sagen wird. Ich kenne sogar den Tonfall, in dem er es sagen wird. Es hat keinen Sinn, die ganze Leier mit ihm durchzuspielen.«
    »Aber Ihr denkt, dass Ihr mir glauben werdet?«
    »Ihr seid überzeugend.«
    Meister Kit lachte leise und hockte sich neben ihn. Cary stieß einen Ruf aus, die Schauspieler zogen die Bühne an ihren Angeln empor, und die Holzplanken verwandelten sich von Bodenbrettern in die Wand eines hohen Wagens. Sandr ging vor, um die Maultiere anzuschirren. Der salzige Wind erstarb für einen Augenblick, dann drehte er, kühl an Marcus’ Wange. Die Wolken wurden grau, als ihnen das Sonnenlicht abhandenkam. Es würde nicht lange dauern, ehe die Tavernen, Bordelle und Bäder ihre bunten Laternen heraushängten, um zu versuchen, Münzen und Kunden auf dieselbe Art anzuziehen, wie sie auch Motten anzogen. Die Königinnengarde würde unterwegs sein. Und Cithrin. Marcus versuchte nicht daran zu denken, was Cithrin gerade tun mochte.
    Langsam erklärte er dem Schauspieler alles. Cithrins Geschäftspläne, ihre Ziele für die Bank und die Eskortflotte, wie sie um eine Beziehung zu ihrem Rivalen, dem Halbjasuru, warb. Meister Kit hörte aufmerksam zu, und als Marcus die Worte ausgingen, schürzte er die Lippen und blickte zum dunkler werdenden Himmel auf.
    »Ich sage das, Hauptmann, weil es wahr ist. Ich glaube, dass Cithrin all die Werkzeuge und Talente besitzt, die sie braucht, um diese Aufgabe zu meistern. Wenn sie aufpasst, wenn sie ihre Urteilskraft zum Besten einsetzt und nur ein klein wenig Glück hat, dann kann sie das schaffen.«
    » Kann ist etwas Herrliches. Denkt Ihr, sie wird?«
    Meister Kit war vier Atemzüge lang still. Als er wieder sprach, hatte seine Stimme einen melancholischen Tonfall.
    »Vermutlich nicht.«

Cithrin
    Cithrin lag in der Dunkelheit. Qahuar lag neben ihr, und der langsame, tiefe Rhythmus seiner Atemzüge war neben dem Chor von Grillen, die vor dem Fenster zirpten, kaum hörbar. Das Bettzeug unter ihr, um sie herum, war weicher als Haut und noch feucht von Schweiß.
    Sie hatte gedacht, dass es beim ersten Mal wehtun sollte, aber das hatte es nicht. Sie fragte sich, wie viel

Weitere Kostenlose Bücher