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Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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mich fragt – ein paar Tage warmhalten, und er wird wieder ganz der Alte sein. Er braucht allerdings mehr Decken.«
    »Zwei Tage«, sagte Meister Kit. »Es würde mich überraschen, wenn Hauptmann Wester das recht ist.«
    Der angestrengte Atem des Maultiers und das Murmeln der Morgenbrise in den Zweigen ließen die Stille unangenehm werden. Cithrin spürte, wie die Bauchkrämpfe sich zu einer Art Übelkeit verdichteten.
    »Eine Wache weniger wird keinen verdammten Unterschied machen«, sagte Opal. »Ich bleibe bei Tak, und wenn es dem alten Jungen wieder gut geht, werden wir euch einholen. Es wird nicht länger dauern als ein oder zwei Tage, und ein Karren mit einem guten Gespann ist schneller als eine ganze Karawane.«
    Der Kundige verschränkte nachdenklich die Arme. Cithrin spürte einen Anflug von Hoffnung.
    »Bekommst du das hin?«, wollte Meister Kit von ihr wissen. Sein Blick war sanft, seine Stimme weich wie alter Flanellstoff.
    »Ja, Herr«, antwortete Cithrin und hielt ihre Stimme tief und männlich.
    Der Kundige nickte. »Ich nehme an, es schadet nicht, wenn man diesen Vorschlag macht«, sagte er. »Aber vielleicht willst du mir gestatten, damit an sie heranzutreten, Tak?«
    Sie nickte, und der Alte lächelte. Er wandte sich um und ging zurück zu den Unterkünften, während Cithrin, Opal und die Tiere zurückblieben.
    Die Erleichterung zog ihrer Angst den Stachel. Mit Opal in ihrer Lederrüstung und Cithrin, die als Mann verkleidet war, würden sie wahrscheinlich keinen Verdacht erregen. Es würde bedeuten, der größeren Gesellschaft ein paar Tage zu entkommen, so dass sie nur verhindern musste, von Opal durchschaut zu werden. Die Annahme, dass sie vom jeweils anderen Geschlecht waren, würde eine glaubwürdige Ausrede für den Wunsch nach Ungestörtheit liefern.
    Und dennoch ließ sich ihre Angst nicht ganz vertreiben. Sie rührte daher, sagte sie sich, dass sie mehr wusste als die Leute um sie herum. Sie konnte beinahe Magister Imaniel hören, der mit Cam und Besel beim Abendessen saß und genau berichtete, wie ein Händler oder Prälat sich nicht den Erwartungen gemäß verhalten hatte und was dies implizierte. Cithrin wusste, dass Tak der Fuhrjunge genug Reichtümer bei sich hatte, um eine kleine Armee zu kaufen, aber niemand sonst wusste es. Niemand hatte sie durchschaut. Niemand suchte nach ihr oder nach dem, was sie bei sich hatte. Das Maultier würde gesund werden, und sie würde die Reise nach Carse nicht allein bewältigen müssen. Alles würde gut werden.
    »Zum ersten Mal allein unterwegs?«, fragte Opal.
    Cithrin warf ihr einen Blick zu und nickte.
    »Nun, lass dich davon nicht einschüchtern, mein Lieber«, sagte die Wächterin. »Wir kümmern uns um unsereins.«
    Cithrin kam erst nach Stunden darauf, sich zu fragen, weshalb eine angeheuerte Wächterin eigentlich einen nur bedingt fähigen Fuhrjungen in »unsereins« einschließen sollte, und bis dahin war der Plan abgesprochen, und die Karawane mit Hauptmann Wester und Meister Kit war auf der Straße zu den Bergen und nach Carse verschwunden.
    Sie verbrachten den Tag damit, sich um das kranke Tier zu kümmern: den Verschlag zu heizen, das Maultier abzureiben, ihm ein seltsames Gebräu einzuflößen, das nach Teer und Süßholz roch. Bis die Sonne unterging, hielt das Maultier den Kopf höher und sein Husten schien weniger schlimm zu sein. In dieser Nacht schliefen Cithrin und Opal im Stall, in dünne Decken eingehüllt. Eine alte, eiserne Kohlenpfanne zwischen ihnen gab genug Wärme ab, dass kein Frost in den Raum drang, aber viel fehlte nicht. In der Dunkelheit draußen kreischte etwas einmal auf und war dann still. Cithrin schloss die Augen, legte den Kopf auf einen Arm und zwang sich zum Schlafen. Sie beneidete Opal um ihre langsamen, gleichmäßigen Atemzüge. Ihr eigener Körper war angespannt und zitterte, ihre Gedanken jagten von einer Angst zur nächsten und beschworen hundert mögliche Katastrophen herauf. Die Banditen, die die Karawane zuvor angegriffen hatten, würden nachts hier eintreffen, sie beide vergewaltigen und ermorden und sich mit dem Geld der Bank davonmachen. Opal könnte ihr Geheimnis herausfinden und ihr im Wahn der Habgier die Kehle aufschlitzen …
    Als schließlich eine graue Morgendämmerung über das Land kroch, hatte Cithrin nicht geschlafen. Ihr Kopf tat weh, und ihr Rücken fühlte sich an, als hätte ihn jemand mit einem Hammer bearbeitet. Opal, die leise vor sich hin summte, schichtete das Feuer wieder

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