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Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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ausmachte. Er ließ sich von der Dienerin den Überwurf aus dunklem Leder mit Silberstickereien an den Nähten und Haken aus Blutstein gürten, setzte den breitkrempigen Hut auf und ging auf eigenen Beinen hinaus in die Straßen und zu seinem Haus und Clara.
    Er hatte seine Kindheit in Camnipol verbracht, war seinem Vater tagsüber gefolgt, um die Rituale der Macht zu erlernen, und hatte während der Nächte mit den anderen hochgeborenen Jungen getrunken, gesungen und gezecht. Sogar jetzt, Jahrzehnte später, lagen unter den schneeverkrusteten Steinen Erinnerungen vergraben. Er kam an der schmalen Gasse vorbei, durch die Eliayzer Breiniako in der Nacht, in der sie beide vierzehn geworden waren, nackt gelaufen war, nachdem er eine Wette gegen ihn verloren hatte. Dann die breite Kurve, die zu den Straßen führte, in denen alle Timzinae und Jasuru zu Hause waren: das Viertel der Wanzen und Groschen. Er ging unter Morades Bogen hindurch, wo der letzte wahnsinnige Drachenherrscher im Griff seines Klauengefährten gestorben war. Der Bogen aus Drachenjade ragte beinahe so hoch wie die Königshöhe selbst auf und war so dünn und fein gearbeitet, dass es schien, als würde der kleinste Windhauch ihn umwerfen. Er kam an der Kanzel von Sorrial mit ihrer rußgeschwärzten Südmauer vorbei. An dem Freudenhaus, in das ihn sein Vater an seinem zehnten Geburtstag mitgenommen und wo er ihm seine erste Nacht mit einer Frau gekauft hatte.
    Eine einzelne weiße Wolke leuchtete wohlwollend auf die Stadt herab, vertrieb die Schatten. Aus einem Bäckerkarren vom Marktplatz fiel eine Kiste Mandeln, und ein Dutzend Kinder erschien wie aus dem Nichts, um sich die Nüsse zu schnappen, ehe der Fuhrmann sie aufhalten konnte. Auf der Westmauer konnte Dawson über die weiten Ebenen von Antea hinabschauen wie Gott, der auf die Welt hinabblickte. Der Wind in den Straßen fuhr ihm stechend über Lippen und Wangen. Es war die vollkommene Stadt. Alles hatte sich hier ereignet, vom Fall der Drachen über die Erhebung des Weißen Propheten bis hin zu den Sklavenaufständen, die das Haus Antea dazu veranlasst hatten, in der von Drachen errichteten Stadt erneut ein Imperium der Erstgeborenen zu gründen. Die Steine legten Zeugnis der Jahrhunderte ab, der Zeitalter.
    Und nun, vielleicht zum ersten Mal, nahm Dawson seinen Platz in der Stadt ein, die er liebte. Er hatte mit dem Werk begonnen, für das sich Camnipol seiner erinnern würde. Dawson Kalliam, Baron von Osterlingbrachen, der den Hof säuberte und ein Wächter des rechten und richtigen Pfades für Antea war. Kalliam, der die Verteidiger der Rechtschaffenheit versammelte. Der die Agenten des Chaos und der Veränderung vernichtete.
    Die Unsterbliche Stadt verlockte ihn dazu, sich an seinen Erinnerungen und an der Vision einer Zukunft zu berauschen, die sich seinem Willen beugte – einer Zukunft, in der Curtin Issandrian und Feldin Maas nichts blieb, als an seiner statt mit Winterpflichten durch den schmutzigen Schnee zu huschen –, und Dawson ergab sich diesem Rausch. Falls es vor dem Angriff irgendwelche Vorwarnungen gegeben hatte, entgingen sie ihm völlig.
    Die Straße machte einen Bogen, folgte dem Verlauf der Klippe, und in dem dreieckigen Park, in dem zwei breite Straßen zu einer verschmolzen, standen drei Männer in dunklen Wollüberwürfen tief in eine Unterhaltung verstrickt beisammen. Federweiß stießen sie ihren Atem aus, weiß wie der Himmel. Dawson schritt auf sie zu und ging davon aus, dass sie einem Baron des Hofes Platz machen würden. Harte Augen begegneten seinem Blick. Die Männer bewegten sich nicht.
    Dawsons Tagträumerei wurde von Zorn zerstreut, dann kam ihm der Gedanke, dass sie seinen Rang und seine Stellung vielleicht nicht erkannten. Der Mann, der ihm am nächsten war, öffnete den Mantel und zog ein breites, krummes Messer. Die anderen bewegten sich zur Seite. Dawson gab ein bellendes Lachen voller Verachtung und Unglauben von sich, und der Messerträger stürzte sich auf ihn. Dawson tänzelte zurück, versuchte sein eigenes Schwert zu ziehen. Noch bevor er die Klinge ganz aus der Scheide gezogen hatte, traf der Schläger zu seiner Linken ihn mit einem verstärkten Knüppel am Ellbogen. Dawsons Hand wurde taub, und sein Schwert fiel auf den vereisten Boden. Der Messerträger stieß zu, seine Waffe schlitzte den Lederüberwurf und darunter das Fleisch auf Dawsons Brust auf. Dawson schrie und sprang zurück.
    Das Ganze hätte nicht weiter von einem Duell entfernt sein

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