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Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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eines sehr kleinen Jungen«, wandte Shoat ein. »Wenn er sich entschließt, Vergeltung zu üben, werden wir uns alle in sehr beengten Verhältnissen wiederfinden.«
    »Wenn Ihr vorhabt, Risiken zu vermeiden, seid Ihr an den falschen Tisch gekommen«, sagte Dawson. »Wenn wir alle bei unseren Bemühungen sterben, wird es ein kleiner Preis sein, den man für die Wiedergewinnung des Throns bezahlt. Wir töten den Verräter und unterstützen den König. Es gibt keinen anderen Weg.«
    »Einverstanden«, sagte Bannien und ließ die Hand auf den Stein klatschen. »Aber Palliako zu töten ist nur ein Hieb auf den Schwertarm. Es gibt noch etwas zu erledigen.«
    »Natürlich«, stimmte Dawson zu. »Die Priester. Sie müssen zusammengetrieben und getötet werden. Und der Tempel wird brennen.«

C ITHRIN
    NOCH NIE IN IHREM Leben war Cithrin so weit im Norden gewesen. Viele der kleinen Einzelheiten kannte sie aus Geschichten und Beschreibungen, die sie von Magister Imaniel hatte, aber die Bilder, die sie aus den Worten zusammengefügt hatte, stimmten oft nicht mit der Wirklichkeit überein. Sie wusste, dass die Küsten im Norden mit steinernen Fischerhütten gesprenkelt waren, aber in ihrem Kopf waren das eckige, feste Gebäude gewesen, wie in Vanai, nur verkleinert. Die moosigen, lehmigen Klumpen, die sich über die graugrünen Küsten zogen, schienen weniger Gebäude zu sein als vielmehr etwas, das aus dem Land selbst hervorgewachsen war. Sie wusste, dass sie mit den großen, segelnden Echsen rechnen musste, die auf den Steininseln lebten und Fische fraßen, aber sie hatte sie sich wie kleine Drachen vorgestellt und nicht wie die unbeholfenen, fledermausähnlichen Kreaturen, die sie wirklich waren. Und dann gab es noch anderes, unerwartet, merkwürdig und wundervoll. Die Tage waren hier noch länger, die Sonne schien sich kaum der Nacht zu ergeben, ehe schon wieder die Dämmerung drohte. Im Winter würde sich das umkehren, dann würden Dunkelheit und Kälte anschwellen, um wieder das zu fordern, was ihnen zustand. Und sobald die Seereise vorüber war und ihr Boot sicher in Estinhaven vor Anker lag, betrat Cithrin den Boden des imperialen Antea.
    Sie hatte sich niemals vorgestellt, dass ein Land eine eigene Persönlichkeit haben könnte, aber als sie unterwegs ins große Camnipol waren, fielen ihr die Unterschiede in der Welt auf. Ihr ganzes Leben hatte sie in der Nähe der Küsten des Innenmeers verbracht. Sie war durch Gebirge und über die Hügel östlich von Porte Oliva gereist. Sie hatte die Wälder nördlich der Freistädte gesehen. Aber im Großen und Ganzen waren jene Länder entweder das eine oder das andere gewesen. Hier vermischte sich alles, harter Stein fand sich neben üppigen grünen Wiesen, daneben dicke Bäume. Fruchtbares Ackerland lag neben den Straßen, und die langen, schmalen Felder wurden von Wällen aus grobem schwarzem Stein begrenzt. Hier krümmten sich die Berge sanft gen Himmel, und verglichen mit den Freistädten oder Birancour schien Antea selbstsicherer zu sein. Alt, bedächtig und ewig. Es war die schönste Landschaft, die sie je gesehen hatte, und sie wollte sie lieben. Aber das tat sie nicht.
    Camnipol erhob sich am südlichen Horizont, noch drei Tagesreisen entfernt. Wenn man von Norden kam, sah es wie ein flacher Hügel aus, stachlig und knorrig mit einzelnen Bäumen und Büschen. Rauch stieg davon auf, wie die Feuer einer riesigen Armee. Sie wusste, dass die Stadt den Ruf hatte, schön zu sein, und vielleicht würde sie das auch noch werden, wenn man sich ihr näherte. Aber von hier aus war sie es nicht.
    »Fällt Euch auf, wie sich die Gruppe aufspaltet?«, fragte Paerin Clark und unterbrach damit ihre Gedankengänge.
    Sie saßen in der Nähe des Kochfeuers. Es war zu warm, um die Flammen wegen der Wärme zu brauchen, aber die Fröhlichkeit, die das Licht verbreitete, und die Routine der langen Gewohnheit hatten sie hier zusammengebracht. Sie folgte seinem Blick zu einem anderen Feuer auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Ein buntes Seidenzelt wurde von innen erleuchtet. Von den zwei Dutzend Männern und Frauen, die König Tracian und Komme Medean zusammengestellt hatten, um den Puls des imperialen Antea zu fühlen, waren nur fünf von Adel, und sie blieben unter sich. Canl Daskellin, der am Tisch von Komme Medean mit eigenen Fingern das Brot gebrochen hatte, war unter ihnen.
    »Hochgeborene auf einer Seite, auf der anderen die Händler«, sagte Cithrin.
    »So ist es immer«, erwiderte

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