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Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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der Mann. Er reichte ihr eine Schale: schwarze Bohnen, die wie Insekten leuchteten und mit einer grauen Soße bedeckt waren, die schrecklich aussah und so schmeckte, als hätte der beste Koch von Birancour sie frisch zubereitet. »Fragt Ihr Euch je, weshalb das so ist?«
    »Nein«, sagte Cithrin. »Denn wir wissen ja alle, dass der Begriff des edlen Blutes ein Schwindel ist.«
    Ihnen gegenüber lachte einer der anderen Händler am Feuer leise. Cithrin spürte, wie ihr das Blut in die Wangen stieg, aber Paerin nahm einen Bissen von seinem Essen und nickte ihr zu, damit sie fortfuhr.
    »Man muss die Einhaltung von Grenzen nur dort erzwingen, wo sie künstlich geschaffen werden«, sagte sie. »Denkt an die Rassen. Es ist hunderte, vielleicht tausende von Generation her, seit die Drachen die letzten von uns geschaffen haben. In all der Zeit, möchte man glauben, seien die dreizehn Rassen zu einer verschmolzen, aber das sind sie nicht. Wir sind alle immer noch mehr oder weniger das, was wir wären, wenn der Drachenimperator noch über den Himmel flöge. Es gibt wirkliche Grenzen zwischen Jasuru, Yemmu und Cinnae. Sie müssen nicht durchgesetzt werden. Sie bestehen einfach.«
    »Eines muss man jedoch klarstellen: Ihr seid zwischen den Rassen.«
    »Und hat das Cinnae und Erstgeborene vereint? Nein. Aber der Adel? Leute sind durch Waffengewalt Ritter, Grafen oder Fürsten geworden oder weil sie sich eingekauft haben. Und selbst die höchsten Familien haben ein paar unwillkommene Mitglieder, die unter den Armen und Verachteten leben. Es ist das schmutzige Geheimnis des Adels, dass er einfach nur eine weitere Art und Weise ist, um Macht auszudrücken. Wir mögen andere Geschichten erzählen, aber wenn wir das tun, dann nur, um Zäune zu errichten, wo es keine gibt.«
    »Und warum sollten wir dann hier sitzen und sie dort?«, fragte Paerin.
    »Weil wir anders gar nicht sagen könnten, wer den höheren Wert besitzt. Sagen wir, ich habe zehn Münzen, die alle genau gleich aussehen, nur kann man mit einigen fünf Stoffballen kaufen, aber die anderen sind nur einen wert. Könnt Ihr Euch das vorstellen?«
    »Aber alle Münzen sehen gleich aus«, wiederholte Paerin.
    Die anderen Unterhaltungen am Feuer waren verebbt. Sie hörten Cithrin zu. Sie griff nach dem Schlauch mit verwässertem Wein und nahm einen Schluck, ehe sie fortfuhr.
    »Ja. Also ist es in unserem Interesse, sie nicht durcheinanderzubringen, oder? Den einen Satz legt ihr in ein Zelt dort drüben und die übrigen an ein Feuer hier. Denn wenn Ihr sie alle in die gleiche Börse steckt, würdet Ihr nicht wissen, ob Ihr eine Münze herauszieht, die fünf Ballen wert ist oder nur einen. Wir sind jene Münzen. Ihr und ich und Komme und jeder hier. Wir sind einen Stoffballen wert. Die dort drüben sind fünf wert. Aber wenn man uns alle zusammenwirft, könnte man den Unterschied nicht sehen. Deshalb hassen alle die Bankiers so sehr.«
    »Ich denke doch, dass wir das edle Blut respektieren«, sagte Paerin.
    »Das tun wir nicht, weil wir Darlehen geben. Ein kluges Darlehen kann einen armen Mann reich machen. Ein unkluges kann die Mächtigen vernichten. Wir sind diejenigen, die die Münzen von einer Seite auf die andere schaffen können, und wir verdienen uns damit unseren Lebensunterhalt. Wir sind die Agenten des Wandels, und die Leute, die am meisten zu verlieren haben, haben recht, wenn sie uns fürchten.«
    Paerin Clark blickte über das Feuer zu dem Mann hinüber, der ihnen gegenübersaß. Dieser nickte, und es versetzte Cithrin einen Stich, als sie sich ihrer selbst bewusst wurde.
    »Ihr, Magistra, habt eine faszinierende Art, die Dinge zu sehen«, sagte Paerin, der sich zurücklehnte.
    »Es tut mir leid«, erwiderte sie.
    »Nein. Seid stolz darauf. Deswegen hat Komme Euch mitgeschickt.«
    Die Mauern von Camnipol waren so dick, dass der Gang, der von einer Seite zur anderen führte, in der Mitte das Licht von Laternen benötigte. Die Straßen im Inneren der Stadt waren genauso dicht mit Menschen und Karren bevölkert wie die engsten Gassen von Porte Oliva. Cithrin blieb dicht bei Paerin Clark und ließ eine Hand auf ihrer Börse. Sie war nicht den ganzen Weg gekommen, nur um sich jetzt von einem Dieb am Straßenrand beschämen zu lassen. Die Anspannung in ihrem Bauch war während der Reise meistens nicht vorhanden gewesen, aber jetzt kam sie zurück, so stark wie ein Krampf. Es war, als hätte der Schritt in die Stadt hinein ihr all ihre Sicherheit entrissen. Als ob die

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