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Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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Stadt selbst sie nicht mochte und sie beide es wussten.
    Dies war das Herz des Reiches, das ihre Verwandlung herbeigeführt hatte. Eine Armee hatte sich aus dieser Stadt aufgemacht. Irgendein Befehlshaber, der die Farben von Antea trug, hatte den Befehl gegeben, Vanai niederzubrennen, und jene Flammen hatten dazu geführt, dass sie vom Wind fortgewirbelt wurde wie ein trockenes Blatt und das Leben, das sie sich womöglich vorgestellt hatte, hinter ihr zurückblieb. Hier lebten die Männer, die die Tore von Vanai geschlossen und es in Brand gesteckt hatten. Sie gingen durch die Straßen, betranken sich in Schenken und könnten nach allem, was sie wusste, genau in diesem Augenblick neben ihr stehen. Magister Imaniel und Cam waren tot, und ihr Sterben hatte hier seinen Anfang genommen.
    Sie reckte das Kinn und schob die düsteren Gedanken beiseite.
    Was ihr als Erstes und am stärksten an Camnipol auffiel, war, wie viele Erstgeborene es hier gab. Ja, hier und da mochte sie einen Blick auf einen Tralgu erhaschen, der ein Sklavenhalsband und das Gepäck eines anderen trug, oder Jasuru-Sänftenträger. Aber von zwanzig Gesichtern, die sie auf der Straße erblickte, gehörten neunzehn zu Erstgeborenen. Als Zweites fiel ihr auf, wie viele davon betrunken waren.
    »Ist es immer so?«, rief sie Paerin zu, der zwei Schritte vor ihr ging.
    »Nein«, rief er zurück. »So ist es noch nie gewesen, während ich hier war. Ich habe auch noch nie eine solche Ausgelassenheit gesehen. Bleibt dicht bei mir. Es ist nicht weit bis zur Herberge.«
    Cithrin biss die Zähne zusammen und ging weiter. Wenn es Porte Oliva gewesen wäre, hätte sie die Hitze der Körper und das Schubsen nicht annähernd so schlimm gefunden, einfach, weil sie damit vertraut gewesen wäre. Hier hatte der Himmel einen anderen Blauton, die Luft war dünner, und alles war anders.
    Die Herberge hatte günstigerweise ihren eigenen Hof. Keine Karren versuchten sich einen Weg hindurchzubahnen, niemand, der hier nichts zu suchen hatte, gelangte hinein. Cithrin fühlte sich, als würde sie regelrecht hineinstolpern.
    »Wartet hier«, trug ihr Paerin Clark auf. Er duckte sich in die Schatten der Herberge. Die Steinmauern waren wie die einer Festung. Bunte Stoffe hingen von den Fenstern und Türrahmen wie hübsche Schleier an einem hässlichen Mädchen. Jemand brüllte draußen auf der Straße, eine ärgerlich summende Stimme, und Cithrin wünschte, Marcus und Yardem hätten sie begleitet. Die Reise nach Carse war eine Sache gewesen – ein Zug gegen Pyk Usterhall und ihre einengende Herrschaft über Cithrins Bank. Die Reise nach Camnipol war die Folge eines spontanen Einfalls, der Wahnsinn eines Augenblicks, der sich nun wochenlang hinzog. Sie legte die Hände um die Ellbogen und versuchte sich klein zu machen.
    Sie schloss die Augen, aber es half nicht. Der Straßenlärm war wie das Brüllen eines Flusses. Stimmen und Karren mit eisernen Rädern. Hunde bellten, jagten Ratten in die Schatten und dann wieder daraus hervor. Eine Stimme bot schreiend Apfeltörtchen für zwei Kupferstücke an. Eine andere ver sprach eine Vorführung bei Sonnenuntergang. Eine weitere grölte einfach Beleidigungen und Beschimpfungen vor sich hin.
    Cithrins Herz fing an zu pochen, ehe ihr klar wurde, weshalb. Die Stimme, die die Vorführung ankündigte. Sie kannte sie.
    »Smit!«, schrie sie und kämpfte darum, sich Gehör zu verschaffen. »Smit! Bist du das?«
    Einen Augenblick später, sehr nahe und doch schrecklich weit entfernt: »Cithrin?«
    »Smit! Hier drüben!«, rief sie. »Ich bin bei der Herberge.«
    Er trat aus der Menge hervor, als würde er auf eine Bühne treten, erst nirgendwo zu sehen und dann plötzlich da. Seine Augen waren vor Überraschung und Freude geweitet, und Cithrin rannte zu ihm hinüber und warf die Arme um ihn. Er jubelte und hob sie in die Luft.
    »Was machst du hier?«, fragte er, als ihre Füße wieder auf dem Boden aufkamen. »Ich dachte, du wolltest auf lange Sicht die Magistra geben?«
    »Mache ich auch noch«, sagte sie, ohne die Arme von ihm zu nehmen. Unter allen Spielern von Meister Kit war sie Smit nie so nahe gewesen wie Cary oder Sandr. Oder Opal, doch daran wollte sie nicht denken. Aber dass sie hier, mitten in der Fremde und weit, weit weg von zu Hause, auf Smit traf, führte dazu, dass sie ihn nur widerstrebend losließ, und er hatte nichts dagegen. »Die Dachgesellschaft hat mich mit ein paar anderen hergeschickt, um sich einen Überblick darüber zu

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