Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)
herauszog.
»Sie wussten Bescheid«, sagte Dawson. »Nicht die Einzelheiten, aber sie wussten, dass etwas geplant war. Sie waren vorbereitet.«
»Hör auf zu sprechen«, riet sie ihm. »Das wird jetzt wehtun.«
Sie goss den Wein in den Schnitt an seiner Seite, und Dawson krümmte den Rücken, schnappte nach Luft. Er schrie nicht. Sie wiederholte es noch einmal bei dem anderen Schnitt. Sein Atem kam stoßweise. Nachdem das Hemd weg und immerhin ein Teil des Blutes abgewaschen war, konnte sie ein Dutzend roter Schwellungen überall an seiner rechten Seite und den Arm hinab sehen. Sie bluteten nicht, aber die Haut darum herum war heiß, wenn man sie berührte, und prall gespannt wie eine Trommel.
»Was ist da passiert?«, fragte sie, während sie den Honig für die Wunden vorbereitete.
»Spinnen«, sagte Dawson. »Dieser verrückte Bastard von einem Kultisten muss einen Sack voll unter seiner Robe versteckt haben. Und als ich ihn mit dem Dolch erwischt habe, sind sie hervorgequollen.«
»Du hast ihn erwischt«, bemerkte sie. Es war weder eine Frage noch eine Behauptung, sondern etwas dazwischen.
»Wenn ich es ernst gemeint hätte, wäre er tot«, sagte Dawson, während sie Honig über den unteren der beiden Schnitte strich und ihr Tuch daraufdrückte. »Ich hatte es auf Palliako abgesehen.«
Clara presste sich ihre freie Hand an den Mund, nur um danach festzustellen, dass sie sich das Gesicht mit Blut beschmiert hatte. Dawson zog ihre Hand von dem Schnitt weg und drückte selbst darauf. Es blutete noch, aber nicht mehr ganz so schlimm.
»Du …«, fing sie an, dann versuchte sie es erneut. »Du hast versucht, den Lordregenten umzubringen? Darum ist es bei alldem gegangen?«
»Natürlich darum. Palliako hat mir keine Wahl gelassen. Ich war dabei und Lord Bannien, Alan Klin und ein paar andere außerdem. Dabei ging es nicht nur um Ruhm. Wir kämpfen darum, den Thron vor diesen fremden Bastarden zu retten, mit denen sich Palliako eingelassen hat. Nur wussten sie irgendwie, dass wir kommen. Die Wachen waren vorbereitet. Ich hätte eigentlich niemals derjenige sein sollen, der die Klinge hält, aber sie konnten den Ehrentisch nicht erreichen. Nicht rechtzeitig.«
Claras Herz verfinsterte sich. Wenn es einen Weg gab, das alles zu retten, es wiedergutzumachen, dann kannte sie ihn nicht. Sie konnte nur hoffen, dass sie gewinnen würden, und selbst das war ein kleiner Trost.
»Was ist mit ihm geschehen? Lebt Palliako noch?«
»Ich weiß es nicht. Als ich versucht habe, es mit ihm aufzunehmen, ist mir der Bastardpriester in den Weg geraten, und dann war mir die Leibgarde auf den Fersen. Einer der anderen hat ihn vielleicht erwischt, aber ich nicht. Halt. Es reicht.«
Er richtete sich auf. Die Schnitte bluteten noch, aber nicht mehr so stark. Der Wein färbte die Haut stärker als der Film aus trocknendem Blut, und der Honig glänzte auf seiner Haut. Dawson war alt. Das Haar auf seiner Brust war in zwischen eher grau als schwarz, und seine Stirn war hoch, wo sich der Haaransatz langsam zurückzog. Sein Schwert hatte er noch in der Hand. Sie fragte sich, ob sie irgendetwas hatte, womit sie einen Spinnenbiss behandeln konnte, und was für Spinnen ein Priester wohl bei einem Hinterhalt mitführte.
»Was werden wir tun?«, wollte sie wissen, stolz auf sich, weil die Frage, die herauskam, klang, als würde sie Pläne machen, und nicht wie ein verzweifelter Schrei.
»Wir tun, was wir tun müssen«, sagte Dawson. »Wir gewinnen. Wir haben Kämpfer auf unserer Seite. Verbündete. Wir müssen sie versammeln und uns verteidigen. Wir müssen Aster finden.«
»Ihn finden? Ist er verschollen?«
»Ja. Sobald es vorüber war, wollten wir unsere Waffen an Ort und Stelle fortwerfen und uns ihm ausliefern, aber …«
»Aber nun sind die Paläste Horte der Gewalt, und der Prinz, der inmitten von allem war, wird vermisst«, sagte Clara. »Bei Gott. Dawson, wie konntest du das tun?«
»Es ist meine Pflicht. Und wie schlecht es auch ausgegangen ist, es war das Risiko wert«, sagte er mit verschlossenem Gesicht. Er rückte an den Rand des Tisches und glitt zu Boden. »Ich werde etwas brauchen, womit ich das verbinden kann. Und ein frisches Hemd.«
»Bleib hier«, wies ihn Clara an. »Ich hole es.«
Sie ging durch ihr eigenes Haus, als wäre es ein unbekanntes Land. Die mit Papier beklebten Wände, die glühenden Öllampen, die feinen Wandbehänge an den Mauern. Alles hatte die allzu scharf umrandete Erscheinung von Traumbildern
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