Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)
anderen Plan verfolgt.«
Cithrin gab ein kehliges Lachen zum Besten. »Was für ein Plan sollte das sein?«, fragte sie.
»Das wollte ich Euch fragen. Ihr seid zur Expertin der Bank in Sachen Geder Palliako geworden. Weshalb sollte er eine Zweigstelle der Bank wollen?«
Cithrin hielt in einem schmalen schwarzen Eingang inne, der so unaufdringlich war, dass er sich für sein Dasein zu entschuldigen schien. Von außerhalb der Tür zum Dienerschaftstrakt schwebten die Stimmen junger Hofdamen wie Vogelgesang heran, schön, satt und völlig bedeutungslos.
»Ich kann es nicht sicher sagen«, erwiderte sie, »aber ich würde schätzen, dass er darauf hofft, man würde mich einsetzen, um sie zu beaufsichtigen.«
»Ach, wirklich«, sagte Paerin Clark. »Und das könntet Ihr ihm nicht eingeflüstert haben? Ich frage nur, weil Euer Interesse daran, eine Zweigstelle zu beaufsichtigen, recht gut bekannt ist.«
»Ich will nicht einfach irgendeine Zweigstelle«, entgegnete Cithrin. »Ich will meine. Würdet Ihr mir Camnipol anbieten … nun, vielleicht würde ich zusagen, aber Ihr müsstet mir ein gutes Stück mehr bezahlen.«
»Also ist es sein Einfall.«
»Ja.«
»Auch das ist sehr interessant. Gibt es etwas, das Ihr Eurem offiziellen Bericht hinzufügen wollt?«
»Nein«, sagte Cithrin. »Gibt es nicht.«
»Wem gilt Eure Treue?«, fragte er. Sein Tonfall war völlig unverändert, aber sie konnte spüren, dass die Frage tiefer ging, und sie dachte lange darüber nach, ehe sie antwortete.
»Ich weiß es nicht. Ich glaube, wir sind gerade dabei, es herauszufinden, Ihr und ich. Meint Ihr nicht?«
»Das glaube ich tatsächlich«, sagte er. »Oh. Da ist noch dieser Brief aus Eurer – ich möchte es einmal so nennen – Zweigstelle, von einem Yardem Hane? Nichts Bedeutsames, denke ich. Nur dass Hauptmann Wester gekündigt hat. Dieser Hane war sein Stellvertreter, und er hat seinen Posten eingenommen.«
»Was?«
Er sah zu ihr auf, und sein Blick wirkte besorgt. »Ist das ein Problem?«
Cithrin fühlte sich elend. Er würde nicht da sein, wenn sie zurückkam. Sie begutachtete den Gedanken und stellte fest, dass er unwirklich erschien. Natürlich würde Marcus da sein. Er war immer da. Etwas musste geschehen sein, aber sie konnte sich nicht vorstellen, was es sein könnte oder wodurch diese Neuigkeit sich richtiger anfühlen würde.
»Kein Problem«, erwiderte sie. »Nur eine Überraschung.«
»Ich könnte euch vielleicht ein wenig Aufmerksamkeit von Geder beschaffen«, sagte Cithrin. »Wenn ihr unter der Schutzherrschaft des Lordregenten steht, könntet ihr alle bald groß in Mode sein.«
»Du stehst nicht still«, mahnte Horniss mit dem Mund voller Nadeln. »Hör auf, dich zu bewegen.«
»Ich würde mich über jegliche Schutzherrschaft freuen, die wir finden können«, erwiderte Cary, die eines der Bühnenschwerter hob und es betrachtete. »Aber ich bin mir nicht sicher, wie gern sich der Lordregent an seine Zeit bei der Truppe erinnern will.«
»Ich weiß nicht recht«, sagte Sandr. »Es war ein Abenteuer, oder? Es ist ja nicht so, als hätte jeder bei Hofe so etwas getan.«
»Ich glaube nicht, dass die Großen bei Hofe sich gegenseitig übertrumpfen, indem sie damit prahlen, wer von ihnen im armseligsten Dreck gehaust hat«, erwiderte Cary. »Dieses Loch hat ziemlich gestunken.«
»Ich nehme es an«, sagte Cithrin. »Nun, wenn ihr nicht die Lieblingstruppe des Adels von Camnipol werden wollt, was dann? Kommt ihr mit zurück nach Süden?«
»Jeder Ort, an dem es nicht so heiß ist, dass Steine schwitzen, wäre für mich in Ordnung«, sagte Sandr.
»Oh, mach dir keine Mühe, aus diesem Grund weiterzuziehen«, meinte Smit. »Diese Hitze hat bald ein Ende. Man kann es riechen, wenn man den Kniff heraushat.«
Sandr schnaubte und verdrehte die Augen. »Du kannst das Wetter nicht vorhersagen«, brummte er.
»Sicher kann ich das«, entgegnete Smit.
»Kannst du nicht. Du sagst immer dasselbe. Es kommt immer ein Sturm. Wochenlang behauptest du das.« Sandr veränderte sein Gesicht, machte die Kieferknochen länger und schaffte es auf irgendeine Art, die Cithrin nicht ganz klar war, die Augen tiefer sitzen zu lassen. Die Nachahmung war so gut, dass er wie Smits Bruder aussah. Als er weitersprach, war es mit der Stimme von Smit. »Ein Sturm kommt. Hört auf mich, ein Sturm kommt.«
»Und ich habe immer recht«, sagte Smit. »Manchmal dauert es nur ein bisschen länger, bis er ankommt.«
»Aber du könntest genauso
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