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Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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entschieden, weil er er selbst war, weil er Lordregent war oder weil er ein Erstgeborener war? Gab es eine Möglichkeit, die Zusammenhänge aufzulösen, die sie zu jenem einzigartigen Augenblick in der Dunkelheit geführt hatten? Er fragte sich, was Basrahip ihm verraten würde, wenn er Cithrin dazu bringen könnte, im Beisein des Priesters darüber zu sprechen. Nicht dass er das jemals tun würde, aber es war schwer, nicht darüber nachzudenken.
    Er fragte sich, ob sie an ihn dachte.
    Asters Stimme erschreckte ihn. »Da bist du ja.«
    Geder klappte das Buch zu und drehte sich zum Prinzen um. Aster wirkte jetzt älter. Als hätten die Tage im Untergrund seine Wangen ausgehöhlt. Geder fragte sich, ob das normal war. Er hätte vermutet, dass Kinder unmerklich zu Erwachsenen heranwuchsen, dass die Veränderungen, die jeden Tag stattfanden, zu klein waren, um sie zu bemerken, auch jede Woche, jeden Monat. Die Veränderungen mochten deutlich sein, wenn man sie Jahr für Jahr betrachtete, aber vielleicht stimmte das nicht. Vielleicht blieben Menschen auch über lange Zeitabschnitte hinweg dieselben und veränderten sich dann plötzlich, wurden zu jemand anders. Oder nicht zu jemand anders, sondern jemand Älterem. Reiferem.
    »Ja«, sagte Geder. »Ich habe gelesen. Es war ein langer Tag, und ich habe gedacht …«
    Aster nickte. Vielleicht war es nicht sein Gesicht, dessen Form sich verändert hatte. Es mochte auch nur der ernste Ausdruck darauf sein, der neu war, auch wenn es merkwürdig wäre, wenn ihre Zeit mit Cithrin dazu geführt haben sollte, obwohl es der Tod von König Simeon nicht getan hatte …
    »Du hast noch nichts wegen Kalliam unternommen.«
    »Ich weiß«, sagte Geder. »Ich meine, doch, habe ich. Ich habe Basrahip sein Anwesen gegeben. Für die Priester. Das ist etwas. Ich habe etwas getan.«
    Aster setzte sich an den Tisch, ließ die Beine baumeln. Der Vorwurf, der in seinem Schweigen lag, war genug.
    »Es ist Jorey«, erklärte Geder. »Dawson ist sein Vater. Ich kann nicht den Vater meines Freundes hinrichten.«
    »Bist du sicher, dass er dein Freund ist?«
    Geder blickte hinaus auf die Gärten, aber das Licht hatte das Glas in einen dunklen Spiegel verwandelt, und alles, was er erkennen konnte, waren er selbst und seine Bücher. Stapelweise Wörter, die weder Wahrheit noch Lüge waren.
    »Nein«, antwortete er. »Und ich weiß, dass ich einfach fragen könnte, Basrahip würde es mir sagen. Aber ich will es nicht. Denn was, wenn er es nicht ist? Was, wenn es so tief verwurzelt ist, dass mir niemand mehr bleibt? Nein, sag nichts. Ich weiß, dass es sinnvoll wäre, es so zu machen. Ich weiß, dass ich besser Bescheid wüsste. Nur könnte ich davor ein Buch lesen. Oder mit einem von Cithrins Bankiers sprechen. Oder was auch immer. In jeder neuen Stunde, die anbricht, kann ich etwas finden, das ich lieber mache, als es herauszufinden.«
    »Weshalb bist du nicht wütend auf ihn?«
    »Jorey?«
    »Dawson. Er hat versucht, dich zu töten.«
    »Ich weiß. Und ich sollte wütend sein. Vielleicht bin ich es, nur … ich meine, es ist nur, dass er mich nicht ausgelacht hat. Er nimmt mich ernst genug, um zu glauben, dass ich es wert bin, getötet zu werden. Es ist nur, dass ich ihn gemocht habe. Wirklich. Und ich wünsche mir, dass er mich auch gemocht hat.«
    »Ich glaube nicht, dass er dich mag«, sagte Aster.
    Geder lachte. »Ich glaube, du hast recht. Ich werde tun, was getan werden muss, und ich werde nicht sterben. Das verspreche ich.«
    Geder fragte sich, ob es so war, wenn man einen Sohn hatte. Er glaubte es nicht. Es war zu sehr, als hätte man einen Freund, und Väter und Söhne waren etwas – vieles –, aber das nicht. Vielleicht war es, weil sie beide wussten, wie es sich anfühlte, einen wichtigen Menschen zu verlieren. Oder weil sie die beiden Männer in Antea waren, die so sehr von Macht und Privilegien umgeben waren, dass sie dadurch einsam wurden.
    »Was muss getan werden?«, fragte Aster.
    »Ich werde dafür sorgen, dass er bestraft wird«, sagte Geder. »Ich werde dafür sorgen, dass all das ein Ende hat. Wer auch immer beteiligt ist. Und ich werde dafür sorgen, dass so etwas nie wieder geschieht. Einverstanden?«
    Aster dachte einen Moment lang schweigend darüber nach, dann nickte er. Geder legte sein Buch auf den Tisch, erhob sich und blies die erste Kerze aus. Aster schloss sich ihm an, löschte jeden einzelnen Docht, bis Dunkelheit und Rauchgeruch alles waren, was von der Bibliothek

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