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Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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falls sie es später benötigen sollte.
    Joen Mallian quietschte plötzlich auf und klatschte in die Hände. »Habe ich Euch erzählt, dass ich Curtin Issandrian gesehen habe? Gestern Abend war ich bei einem Empfang, den Lady Klin gegeben hat. Nichts Offizielles natürlich, nur ein Abendessen für ein paar Leute, und Alan Klin ist mein Vetter, also war ich verpflichtet hinzugehen. Und wer war wohl dort und saß neben den Rosen, als wäre nichts dabei? Curtin Issandrian. Und Ihr würdet es kaum glauben. Er hat sich die Haare abgeschnitten!«
    »Nein!«, rief eine der anderen Frauen. »Aber das war doch das Einzige, wodurch er überhaupt ansehnlich wurde.«
    »Ich kann nicht glauben, dass er sich noch immer mit Alan Klin zeigt«, sagte eine andere. »Man möchte meinen, die beiden würden ein wenig Abstand zueinander halten, nachdem sie sich mit Feldin Maas zusammengetan hatten.«
    Clara lehnte sich leicht an ihren Sessel, horchte, lachte, nahm ein wenig von dem kaum gesüßten Kuchen und dem bitteren Zitronentee. Eine Stunde lang sprachen sie über alles und nichts, und die Worte strömten aus ihnen heraus wie eine Flut. Selbst Clara mit ihrer Liebe zum Winter erkannte, welche Freude es machte, wieder in Gesellschaft zu sein und sich zu unterhalten, nachdem man so viele Wochen allein verbracht hatte. Auf diese Weise wurde der Hof zu einem einzigen großen Wandteppich – einem Gewirk aus kleinen Häppchen von Gerüchten und Neuigkeiten, Spekulationen und Nachforschungen, Moden und Traditionen. Ihr Gemahl und ihre Söhne hätten darin nicht mehr Sinn erkannt als im Gesang der Vögel, aber für Clara lag es alles offen da wie in einem Buch.
    Sie brach früh genug auf, um zu Fuß zu ihrem eigenen Anwesen zurückkehren zu können. Camnipol im Frühling konnte ein erschreckend schöner Ort sein. In ihrer Erinnerung war die Stadt ganz aus Schwarz und Gold, daher war sie immer überrascht von richtigem Stein und Efeu. Ja, die Straßen waren mit schwarzem Stein gepflastert, und an vielen Mauern war Schmutz. Ja, es gab in der ganzen Stadt riesige glänzende Torbogen, um den Siegen großer Generäle Tribut zu zollen, die schon seit Generationen tot waren. Aber es gab auch einen Anger mit einer Doppelreihe von Bäumen mit roten Blättern, einen jungen Cinnae, geisterhaft blass und dünn, der an einer Straßenecke für Münzen tanzte, während seine Mutter auf einer uralten Violine spielte. Clara hielt einen Augenblick in einem offenen Hof am Rande des Spalts inne, um einer Schauspieltruppe zuzusehen, die auf einer kleinen, traurigen Bühne, die auf einem Wagen aufgebaut war, etwas vortrug. Die Schauspieler, die die tragischen jungen Liebenden spielten, waren eigentlich ganz gut, aber die großartige Aussicht dahinter lenkte Clara immer wieder ab.
    Die großartige Aussicht oder ein Teil von ihr, der sich nicht mit junger Liebe und Tragödie befassen wollte. Zumindest nicht heute.
    Vor ihrem Haus stand Andrash rol Estalan, ihr Tralgu-Türsklave, am Ende seiner silbernen Kette. Seine Ohren waren hoch aufgerichtet. Sein Vater war einer der Jäger ihres Vaters gewesen, und sie hatte einen Platz für ihn gefunden.
    »Euer Sohn ist bei Lord Skestinins Sohn und Tochter, meine Herrin«, sagte er. »Sie sind im westlichen Garten.«
    »Danke, Andrash. Und ist mein Gemahl schon zu Hause?«
    »Nein, meine Herrin. Ich glaube, er ist mit Lord Daskellin im Großen Bären.«
    »Das ist vermutlich am besten so«, erwiderte sie. Sie holte tief Luft. »Also gut.«
    Der Tralgu neigte den Kopf. Er konnte Mitgefühl immer sehr anmutig ausdrücken.
    In den westlichen Gärten gab es vor allem Rosen und Flieder, und nichts davon blühte schon. Jorey stand neben einem niedrigen steinernen Tisch, an dem ein junger Mann und eine Frau saßen. Die Gäste hatten beide Haar in der Farbe von Weizen und runde Gesichtszüge, die bei dem Mädchen besser zur Geltung kamen als bei ihrem Bruder. In der sanften Kühle des beginnenden Frühlings trugen sie alle Umhänge, aber während der von Jorey aus Wolle und gewachster Baumwolle war, trugen die Skestinin-Geschwister beide schwarzes, großzügig geschnittenes Leder.
    »Mutter«, sagte Jorey, der sein Kinn hob, als sie sich näherte. »Danke, dass du gekommen bist.«
    »Sei nicht albern, mein Lieber. Nächstes Mal bist du noch dankbar, wenn ich mich zum Frühstückstisch begebe«, erwiderte Clara. »Und das muss Sabiha sein. Ich habe dich ewig nicht mehr gesehen. Du siehst wunderbar aus. Aber das kann doch unmöglich

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