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Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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vergiften, was du bist.«
    Sabiha schüttelte den Kopf, eine weitere Träne löste sich, aber es war die letzte. Ihre Augen wurden trocken. »Ich verstehe nicht«, sagte sie.
    Clara schüttelte den Kopf. Sie konnte die erläuternden Worte nicht finden. Wie sollte man den Unterschied zwischen einer Ehe erklären, die aus Liebe erwachsen war – aus mehr als Liebe, aus Zusammenhalt –, und einer, in der es von Anfang an Ungleichheiten gegeben hatte? Sie hatte zu viele Frauen gesehen, die aus Ehrgeiz geheiratet hatten, und sie hatte gesehen, wo sie endeten. Sie wollte nicht, dass ihr Junge mit einer solchen verheiratet war. Aber das Mädchen war ein Mädchen. Selbst wenn sie harte Zeiten durchgemacht hatte, konnte sie genauso wenig verstehen, was Clara sagte, wie ein Singvogel schwimmen konnte.
    »Sabiha, Liebes«, fragte Clara, »bringt er dich zum Lachen?«
    Clara konnte die Erinnerung hinter dem Blick des Mädchens nicht erkennen, aber sie sah, dass sie da war. Die Form von Sabihas Augen veränderte sich, und sie leuchteten auf, ihre Lippen wurden ein wenig voller, als würde sie vergessen, sie zusammenzupressen. Clara kannte die Antwort, ehe das Mädchen nickte.
    »Also gut«, sagte Clara. »Ich werde allerdings mehr Zeit brauchen. Joreys Vater ist treu wie ein Jagdhund, aber Veränderungen verstören ihn. Ich brauche … eine Woche. Könnt ihr, du und Jorey, so lange warten, bis ihr um Erlaubnis bittet?«
    »Wenn wir müssen, können wir alles tun.«
    Clara erhob sich, beugte sich vor und küsste das Mädchen sanft auf den Kopf. »Gesprochen wie eine Kalliam«, sagte sie. »Dann geh schon und such nach ihnen. Richte Jorey aus, was ich gesagt habe.«
    »Ihr wollt nicht mit ihm reden?«
    »Nicht jetzt«, wich Clara aus, der das Herz schwer wurde.
    Sie sah zu, wie das Mädchen aufstand und verschwand. In der Art, wie sie ging, und in der Haltung ihrer Schultern lagen Glück und Erleichterung. Sie strahlte. Es würde nicht von Dauer sein, denn nichts war je von Dauer, aber es war trotzdem schön zu sehen. Etwas Helles bewegte sich am Rande von Claras Blickfeld, das ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Ein Fliederzweig war aufgeblüht, ein Dutzend winziger Blüten in der Sonne. Es fühlte sich wie ein Omen an.
    Wie merkwürdig, dachte Clara, dass das Gespräch mit dem Mädchen das war, was ihr eine andere Aufgabe klargemacht hatte, die sie erledigen musste.
    In Camnipol gab es nicht viel Bedarf an Jägern. Wachen, das ja. Diener, ja. Jene Art von persönlichen Bediensteten, die zusätzliche Pflichten auf sich nahmen oder im Falle einer Laune eines Adligen oder seiner Gemahlin bereitstanden. Sie fand Vincen Coe im Dienerschaftsflügel inmitten der schmalen Gänge und winzigen Zimmer, die die Architektur der Mächtigen von jener der Niederen trennte. Er war ein junger Mann, kaum älter als Jorey, mit großen Augen und einem Körper, der an Härte und Arbeit gewöhnt war. Sie hatte ihn einst gerettet, als die Gekränktheit ihres Gemahls beinahe zu einem Ende seiner Zeit in Diensten der Kalliams geführt hätte. Er hatte sie einst gerettet, als Feldin Maas sie sonst niedergestreckt hätte. Er erhob sich, als er sie erblickte, und sie schob die Erinnerung an seine Lippen auf ihren und den Blutgeschmack zur Seite. Es war ein einzelner gestohlener Kuss gewesen, er kalkweiß vom Blutverlust, als er ihn sich herausgenommen hatte. Seither war nicht davon gesprochen, nicht einmal zur Kenntnis genommen worden, dass es passiert war. Nichts.
    Und es würde auch nichts dergleichen geschehen.
    »Meine Lady«, sagte er, die Worte heiser wie ein Bellen.
    »Coe«, erwiderte sie.
    Es gab keinen Grund fortzufahren. Es war ihr Platz, ihm zu befehlen, und seiner, ihr zu folgen. Sie musste sich ihm nicht erklären, nur musste sie es doch.
    »Gibt es ein Problem, meine Lady?«
    »Ich liebe meine Familie sehr«, sagte sie. »Und ich werde sie vor jeder Gefahr beschützen, soweit es mir möglich ist. Zu jedem Preis, den das kostet.«
    »Natürlich«, erwiderte er. Er verstand das, was sie sagte, genauso wenig wie Sabiha Skestinin.
    Du bist ein Kind , wollte sie sagen. Geh und such dir ein Mädchen in deinem Alter und mache mit ihr hübsche, entzückende Kinder. Du hast mit mir nichts zu schaffen.
    »Du musst für mich nach Osterlingbrachen zurückkehren«, sagte sie. »Ich will, dass du ein Auge auf den Aufbau der neuen Hundezwinger meines Gemahls hast.«
    Das Entsetzen auf seinem Gesicht war wie ein Schlag. Er wurde blass. »Ich verstehe nicht«,

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