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Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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Korruption berüchtigten Statthalter. Cithrin hielt auf einem weiten Platz an, um ein paar reinblütigen Cinnae-Mädchen zuzusehen – sie waren noch blasser und dünner als sie –, die ein unheimliches Lied sangen und sich zusammen mit Marionetten in der Gestalt von blutigen Männern hin- und herwiegten. Ihr fiel auf, dass die Mädchen ihre Zähne zu haifischähnlichen Spitzen zugefeilt hatten. Sie war sich nicht sicher, ob es erschreckend oder lächerlich übertrieben war. Es war auf jeden Fall eine große persönliche Hingabe für einen Effekt, der die Bandbreite der Aufführungen verkleinerte, die sie darbieten konnten.
    Cithrin grübelte darüber nach, wie viel vom Handwerk des Bühnenkünstlers von herausragenden Fähigkeiten in einem kleinen Bereich abhing und wie viel von seiner Kompetenz bei einem breitgefächerten Programm. Es war natürlich nur ein einzelnes Beispiel für ein allgemeineres Problem, und man konnte es auch auf eine Bank übertragen. Eine gewisse Bandbreite an Verträgen – Versicherungen und Darlehen, Partnerschaften und Kreditbriefe – erforderte relativ wenig zusätzliche Expertise. Das Geschäft auszuweiten, indem man Wächter vermietete oder für Geschäfte in Warenhäusern bürgte, die der Bank gehörten, erforderte mehr Ressourcen und höhere Ausgaben, aber es brachte auch Münzen ein, die sonst nicht eingenommen worden wären.
    Die jungen Cinnae schlugen eine Reihe von hohen, gleitenden Trillertönen an, die in einer unbehaglichen Harmonie zusammenpassten. Die links von Cithrin wirbelte herum, und ihre dunklen Röcke hoben sich dabei, um den Blick auf blau gefärbte Beine freizugeben. Cithrin sah es und sah es auch wieder nicht.
    Es lag nicht nur an ihren verstümmelten Hauern, dass Pyk wie diese scharfzahnigen Puppenspielerinnen war. Pyk wollte auch einschränken, was die Bank tat, es auf ein paar Gebiete begrenzen, in denen sie sich wohlfühlte, und dann ihre Gewinne erhöhen, indem sie die Kosten reduzierte. Herausragend sein auf einem kleinen Gebiet. Es war sicher, es war mickrig, und es ging vollkommen gegen Cithrins Instinkte.
    »Magistra«, begrüßte sie Marcus. Sie hatte nicht bemerkt, dass er hinter ihr aufgetaucht war.
    »Hauptmann«, sagte sie. »Was machen die Wachen?«
    »Wir haben ein paar verloren«, antwortete er. »Dass Yardem und ich die größten Einschnitte bei der Bezahlung auf uns genommen haben, hat den Schlag ein wenig abgemildert. Dennoch werden entweder ich oder Yardem im Haupthaus wachen, bis die Leute nicht mehr ganz so verbittert darüber sind. Ich würde es hassen, der Hauptmann zu sein, dessen Wache den Tresor stiehlt.«
    Die jungen Cinnae blickten finster drein, und ihre Stimmen wurden wegen der Störung ein klein wenig härter. Cithrin holte ein paar Kupferstücke heraus und ließ sie in den offenen Sack zwischen den Künstlerinnen fallen, dann nahm sie Marcus am Arm und ging nach Westen, auf die Seemauer zu.
    »Ich werde sie nicht für mich gewinnen«, sagte Cithrin. »Niemals. Es ist nicht nur, dass wir uns nicht leiden können. Wir haben entgegengesetzte Ansichten.«
    »Das ist problematisch.«
    Cithrin spürte, wie ihr Verstand arbeitete. Seit sie alt genug war, überhaupt etwas mitzubekommen, war ihre Welt die Bank gewesen. Münzen, Rechnungen und Wechselkurse, wie man Preise festlegte und wie man Preise für sich nutzte, die andere ungünstig festgelegt hatten. Damit war sie anstelle von Liebe aufgewachsen.
    »Ich habe ein Angebot von einem Mann vorliegen, der sein Geld damit macht, nach Verlorengegangenem zu suchen«, sagte Cithrin. »Das ist nichts, womit Pyk sich wohlfühlen würde, was meint Ihr?«
    Marcus sah sie von der Seite an. »Das klingt nicht danach, nein«, sagte er. »Machen Banken so etwas überhaupt?«
    »Banken machen, was immer ihnen Geld bringt«, erwiderte Cithrin. »Trotzdem hat es mir eine Idee beschert, und ich hätte gern, dass Ihr Euch das anseht. Wenn Ihr könnt.«
    »Du weißt, dass ich keine Verhandlungen führen kann …«
    »Ich glaube nicht, dass das ein Problem ist. Und vielleicht kommt auch nichts dabei heraus. Aber wenn doch, dann könnten wir Pyk vielleicht genug Geld verschaffen, um die Wachen wieder voll zu bezahlen.«
    »Das ist ein interessanter Gedanke«, sagte Marcus. »Was für ein Geschäft schwebt dir denn vor?«
    »Nichts, was neben der Bank läuft. Es ist nicht einmal ein neues Geschäft.«
    »Es geht darum, nach Verlorengegangenem zu suchen.«
    »Ja.«
    »Etwas, das wir verloren

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